Mit High-End Komponenten bewältigt die neueste E-Enduro der Italiener auch die härtesten Trails
8 min Lesezeit

Die THOK TK01 R wurde erst im Frühjahr letzten Jahres vorgestellt und stellt eine noch mehr auf Performance getrimmte Variante der E-Enduro-Baureihe der italienischen Marke dar. Gegenüber der Variante ohne „R“ bringt das Modell leistungsfähigere Komponenten und ein etwas anderes Aussehen mit, wie zum Beispiel die von der Ducati TK-01 Limited Edition bekannten „T-Wings“-Mudguards, die auf matschigen Trails einigen Schmutz vom Fahrer fernhalten sollen. Angetrieben wird das Modell vom Shimano EP8, der von der zugehörigen Batterie des japanischen Herstellers mit 630 Wh mit Energie versorgt wird. Wie sich die E-Enduro auf dem Trail und im Downhill verhalten hat, erfährt man jetzt in unserem Testbericht.

THOK TK01 R im Detail

Alle TK01 R Modelle werden individuell aufgebaut und speziell auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer zukünftigen Besitzer angepasst. Dabei wird dann nicht nur der Druck in den Federelementen und Reifen speziell auf den Nutzer adaptiert, sondern das Setup spiegelt sich dann auch am Rahmen wider, wo sich der Name und die Flagge findet. Schließlich bekommen alle Kunden zudem auch noch das THOKcare-Paket, welches zwei Jahre Garantie, die THOKer Box und auch die kostenlose Lieferung weltweit beinhaltet.

THOK TK01 R

Alle Modelle bringen den für das TK01 entwickelten Aluminiumrahmen mit, der für die Aufnahme des Shimano Steps EP8 Antriebssystems vorbereitet ist, samt großem 630-Wh-Akku und Kabelschächten. Die THOK Control Geometry Plus (TCG Plus) zeigt sich in einem verlängerten Oberrohr, welches in das 1,8″ große Steuerrohr mündet und einen flachen Steuerwinkel von 64,5° mitbringt. Diesen kombiniert das THOK-Team hier mit einer niedrigen Überstandshöhe und einem moderaten Sitzwinkel von 75,5°.

Geometrie THOK TK01 R
 SMLXL
A - Top Tube Length, Horizzontal (mm)582600629660
B - Reach (mm)423439464491
C - Stack (mm)614623638654
D - Seat Tube Length - center to Top (mm)385415450495
E - ChainStay Length (mm)453453453453
F - Head Tube Angle64,5°64,5°64,5°64,5°
G - Seat Tube Angle75,5°75,5°75,5°75,5°
H - BB Drop (mm)15151515
I - Wheel Base (mm)1212123312651298
K - Head Tube Length (mm)105115131149
L - Fork Offset (mm)44444444
M - Bottom Bracket Height (mm)355355355355
Handlebar Width (mm)780780780780
Stem Length (mm)37373737
Crank Lenght (mm)165165165165
Dropper (mm)125150170170
Standover (mm)783783783783
Trail133,6133,6133,6133,6

Der mit bis zu 85 Nm Drehmoment sehr kräftige Shimano EP8-Antrieb passt nicht zuletzt auch wegen seines geringen Gewichts zur E-Enduro aus Italien und lässt sich auch einfach über die 25-km/h-Grenze bewegen. Zwei Speicherplätze für Profile lassen den schnellen Wechsel zwischen den Setups zu.

Shimano EP8

Den Akku hat THOK extra tief platziert, wobei im Lauf der Verfügbarkeit des Modells inzwischen von der Eigenentwicklung mit Simplo auf die originale Batterie von Shimano gewechselt ist. In Sachen Kapazität hat sich dabei nichts geändert und auch der Ladestrom des Ladegeräts lädt mit 4A den Akku ebenso schnell wieder auf.

In Sachen Fahrwerk verbaut THOK die Rock Shox ZEB Select RC, die mit 38er-Standrohren und 170 mm Federweg daherkommt. Hinten ist der Rock Shox Super Deluxe Select+ verbaut, der ebenfalls 170 mm an Federweg verwaltet. Der Dämpfer wird seitens Rock Shox an die Bedürfnisse von THOK angepasst.

Für die passende Übersetzung auch an steilsten Anstiegen steht die Shimano XT/ SLX Schaltung mit 12 Gängen bereit, die eine Bandbreite von 510 % bietet. Auch die Bremsen entstammen derselben Serie und bringen vier Kolben mit, wobei die Italiener das Modell mit Bremsscheiben mit dem Durchmesser 203 mm vorne und hinten versehen.

Die E-Enduro ist als Mullet aufgebaut und bringt Mavic-Laufräder mit, die vorne und hinten mit dem Maxxis Assegai bestückt werden. Leider greift man vorne und hinten auf die schwächere EXO+ Karkasse zurück, obwohl dem Modell zumindest hinten die steifere DD-Karkasse gut zu Gesicht gestanden hätte.

Lenker, Vorbau und Griffe kommen aus dem THOK-Regal, genauso wie der Sattel und die absenkbare Sattelstütze, die bei unserem Testmodell in Größe L dann 170 mm an Verstellweg geboten hat. Dies hat sich in Sachen Bewegungsfreiheit zusammen mit dem niedrig positionierten Sattelrohr als ausreichend in jeder Situation herausgestellt.

Auf der Fahrt

Als E-Enduro mit „rennfertiger Ausstattung“, so bewirbt THOK das TK01 R auf der eigenen Webseite. Für uns folgerten wir daraus, dass wir die E-Enduro auch auf den passenden Trails mit ordentlich Geschwindigkeit testen sollten. Wenn solche Voraussetzungen gefragt sind, gibt es nur wenige Spots, die beispielsweise mit dem Königsstuhl in Heidelberg oder den entsprechenden Trails in Ettlingen mithalten können.

Egal ob ruppige Wurzel- und Steinfelder oder auch enge, technische, schnelle und manchmal auch flowige Trails: Genau so etwas findet man hier und für genau diese Art von Strecke sollte das Bike der Italiener mit 170 mm Federweg vorne und hinten wie gemacht sein.

Doch um bergab zu fahren, muss zuerst bergauf gefahren werden und hier schlägt sich das THOK TK01 R sehr gut. Die Performance von Shimanos EP8 Motor ist wie gewohnt klasse und lässt einen auf Waldwegen nicht im Stich, wobei die Geometrie des Bikes zu einer angenehmen Sitzposition führt.

Auch bei steileren, technischeren Anstiegen kann man auf das THOK zählen, die Sitzposition bleibt auch hier angenehm. Das Vorderrad am Boden zu halten ist kein Problem und auch genügend Grip am Hinterrad ist vorhanden, um schwierige Uphill-Passagen zu meistern.

Bergab ist das TK01 R dagegen gewöhnungsbedürftig, man spürt das recht hohe Gewicht und muss versuchen, mit diesem zu arbeiten und nicht dagegen anzukämpfen. Durch diese Masse arbeitet das THOK aber auf schnellen, geraden Wurzel- und Steinfeldern extrem gut. Dabei vermittelt das Bike einem das Gefühl, dass das einmalige Vorgeben der Richtung, dem anschließenden Festhalten des Lenkers und dem Durchballern die richtige Praxis ist und beweist dies im Anschluss durch seine Performance.

Leider wird man für diese Vorgehensweise mit dem TK01 R ab und zu bestraft. Die verbauten Maxxis Reifen mit Exo + Karkasse halten den Belastungen nicht in jedem ruppigen Stück stand und so kann es schnell zu einem Platten kommen. Reifen mit einer stärkeren Karkasse sind ein Must-have für dieses Bike. Leider ist die Wahl der Mäntel nicht das einzige, das nicht zu der E-Enduro passt.

Die Schutzbleche, die ab Werk montiert sind, helfen im richtigen Schlamm und Matsch bedauerlicherweise nur minimal, wobei ein einfaches Schutzblech am Vorderrad wahrscheinlich effektiver arbeiten würde, als der am Unterrohr montierte „T-Wings-Mudguard“. Die Idee an sich ist aber nicht schlecht und stellt auf jeden Fall etwas Besonderes dar.

In technischen Kurven hilft einem das Gewicht des THOK ebenfalls nicht viel weiter. Es fühlt sich so an, als würde man durch ein großes Gewicht von hinten um die Kurve geschoben werden. Dadurch muss man stark darauf achten, das Bike in die Kurve zu lehnen und mit viel Vertrauen in die eigene Fahrtechnik hindurch zu fahren.

Mit dem THOK TK01 R fällt es einem gefühlt schwerer, in Kurven Grip zu generieren, als mit anderen E-Enduro-Modellen, die wir in der Vergangenheit getestet hatten. In ausgebauten Anliegern funktioniert das Bike aber gut, das kleine Hinterrad macht das Bike wendig, vor allem wenn man sportlich mit Druck in den Anlieger fährt.

Auch im Steilen muss man mit dem THOK auf sich selbst und sein Fahrkönnen bauen, denn es schiebt nach unten und ist, einmal auf Geschwindigkeit gekommen, nur schwer wieder anzuhalten. So kommt man recht schnell an einen Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob das Steilstück durchgezogen wird oder ob man es doch besser lässt. Ein Herantasten ist mit dem TK01 R im Steilen nicht so leicht möglich.

Langsame, technische Passagen fallen mit dem THOK ebenfalls nicht besonders leicht, aber dies ist auch nicht das, wofür es entwickelt wurde. Beim Enduro-Fahren stolpert man zwangsläufig aber immer wieder über solche Abschnitte und will diese aus Gewohnheit auch ohne viel Nachdenken und Anstrengung meistern. Die knapp 25 kg der TK01 R in solchen Abschnitten zu bewegen, fällt demnach eher schwer.

THOK TK01 R 2021 Test

Trotz dieser Eigenart sind Sprünge aber kein Problem für das Bike der Italiener und auf Jumplines macht das Bike Spaß in der Luft und lässt sich gerne querlegen. Mit dem Setup für normale Trails konnte man allerdings die Gabel, aber vor allem den Dämpfer schnell zum Durchschlagen bringen. Wenn man plant, viel Jumplines zu fahren, empfiehlt sich also ein härteres Fahrwerk oder den Einsatz von mehr Tokens für mehr Progressivität.

PRO
  • starker Motor, gute Motorabstimmung
  • gut abgestimmte Komponenten
  • potente Federung (manchmal fehlt etwas Progressivität)
  • stabiler Rahmen
  • gut eingepasster Motor mit Unterfahrschutz
  • passendes Gesamtkonzept
  • Platz für Standard-Trinkflasche im Rahmendreieck
  • gut dimensionierte Bremsen
  • bequemer THOK Sattel
  • guter Lenker, bequeme Griffe
CONTRA
  • breite Rohre erschweren eventuell Transport auf dem Fahrradträger
  • kleiner Fender am Heck und die „T-Wings Mudguards“ schützen den Fahrer eher nicht
  • EXO+ Karkasse am Heck zu schwach
  • Gewicht spürbar (schiebt)

THOK TK01 R 2022

THOK TK01 R

Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano BT-E8036, 630 Wh
Display: Shimano SC-E7000
Rahmen: THOK Aluminium, 170 mm
Gabel: Rock Shox ZEB RC Select 29″, 170 mm
Dämpfer: Rock Shox Super Deluxe Select+ RT
Schaltung: Shimano Deore XT/SLX, 1×12
Bremsen: Shimano Deore XT, 203 mm v/h
Kurbelgarnitur: FSA 165 mm
Sattelstütze: THOK dropper post, 170 mm
Sattel: THOK Fit
Laufräder: THOK with MAVIC – E-XM430 Drifter, 29″/27,5″
Reifen: Maxxis Assegai, EXO+, TR, 29″/27,5″ v/h
Gewicht: ca. 25 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 6.690 EUR

Transparenzhinweis: Die THOK TK01 R E-Enduro wurde uns seitens des Herstellers für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.