Wir haben das erste E-MTB von Cannondale mit dem Shimano EP8 ausgiebig getestet
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Das Cannondale Moterra Neo 4 wurde früh in diesem Jahr vorgestellt. Viel Aufhebens wurde allerdings nicht darum gemacht, obwohl es das erste Modell der US-Amerikaner mit dem von anderen Marken vielfach genutzten Shimano EP8 Antrieb ist. Nicht nur deshalb ist das E-MTB interessant, sondern auch, weil es einen stabilen Aluminiumrahmen und eine trotz Low-End auf dem Papier gut zusammenpassende Ausstattung mitbringt, die viel Spaß auf dem Trail verspricht, aber den Geldbeutel nicht zu sehr belastet. Ob das Modell die Erwartungen erfüllen kann, haben wir in zahlreichen Fahrten in der Praxis ausprobiert.

Cannondale Moterra Neo 4 im Überblick

Schon gleich nach dem Auspacken strahlt das Moterra Neo 4 mit der Sonne um die Wette, denn es kommt mit einer Optik, als hätte man den Aluminiumrahmen nur mit Klarlack überzogen. Akzente setzen einige Schriftzüge und Decals in „Impact Orange“ und schwarz, die das Modell aber nur noch moderner und edler wirken lassen. Damit hat die Neuheit schon einen guten ersten Eindruck hinterlassen.

Rahmen & Geometrie

Der Rahmen aus SmartForm C2 Aluminium baut auf der jahrzehntelangen Erfahrung des Herstellers auf und soll so leicht wie möglich, aber dennoch so stabil wie notwendig sein. Die Geometrie, so hat Cannondale zur Veröffentlichung des Modells mitgeteilt, wurde für den Einsatzzweck angepasst und wird auch je nach Größe in allen relevanten Maßen geändert, um allen Nutzern die gleiche Performance zur Verfügung zu stellen.

Geometrie Moterra Neo 4
RahmengrößeSMMDLGXL
Oberrohr (mm)579604629656
Steuerrohr (mm)115115115124
Lenkwinkel (°)65656565
Sitzrohr (mm)430450480510
Sitzwinkel (°)71717171
Kettenstrebe (mm)450450450450
BB Drop (mm)35353535
Reach (mm)425450475500
Stack (mm)617617617626
Radstand (mm)1209123412591288

Antrieb & Akku

Im Rahmen hat man den inzwischen vielfach bewährten Shimano EP8 harmonisch integriert, wobei sich dieses schön in die Linien des Rahmens einfügt. Der Motor mit seiner natürlichen Unterstützung und dem hohen Drehmoment von 85 Newtonmeter passt bestens zum Anspruch des neuen E-Trailbikes, welchem die Marke in seiner Vorstellung sogar AllMountain-Fähigkeiten zuschreibt.

Die Versorgung mit Energie übernimmt der große interne Shimano-Akku mit 630 Wh, der auch mal für längere Trailausfahrten gut ist. Mit dem Standardladegerät, welches mit bis zu 4A Ladestrom lädt, ist der Akku zudem in annehmbarer Zeit wieder voll. Der Akku ist im Rahmen eingesetzt und mit einem Schloss gesichert. Geschützt wird er mit einer stabilen Blende aus Kunststoff, die Nässe und Matsch zuverlässig von der Batterie fernhält.

Den Akkustand kann man dann auf dem Shimano SC-EM800 Display betrachten, welches den Fahrer während der Fahrt noch mit allen anderen wichtigen Informationen versorgt. Angeschaltet wird das System mittels des Shimano-Knopfes, den Cannondale auf dem Oberrohr montiert hat.

Ausstattung

Das Moterra Neo 4 kommt mit einer soliden Ausstattung daher. Die Sram-Schaltung wurde aus NX bzw. SX-Komponenten zusammengestellt und bieten eine Spreizung von über 450 %, was auch für steile Anstiege ausreichend sein dürfte, besonders in Verbindung mit dem starken Shimano-Antrieb.

Die Bremsanlage kommt von TRP, hier setzt man auf die Slate G4, die mit Vierkolbensätteln vorne und hinten und Bremsscheiben in 200 mm aufwartet und sich in jeder Situation als standfest erweisen sollte. Über die Maxxis Rekon Reifen, die leider nur eine wenig pannengeschützte EXO-Karkasse mitbringt, wird die Bremskraft dann auf den Untergrund übertragen.

Wer es ernst meint, sollte auf jeden Fall auf Reifen mit einem griffigeren Profil und auf eine stärkere Karkasse (EXO+ oder besser DD) wechseln. Denn ansonsten verbringt man die Zeit mit Reifen flicken oder Grip suchen, anstatt immer mehr Runden auf dem Trail zu fahren.

Die Kontaktpunkte, abgesehen von den guten Fabric Funguy Griffen allesamt aus dem Cannondale-Regal, sind uns nicht negativ aufgefallen. Einzig die Pltzierung des Hebels für Sattelstütze fanden wir etwas ungünstig montiert. Zudem ist der Hub der verbauten TranzX Teleskopstütze definitiv zu wenig (130 mm bei L) und gibt dem Fahrer dann auf dem Trail zu geringen Freiraum.

Auf dem Trail

Die Sitzposition auf dem Cannondale ist gemütlich, der Reach ist gerade so lang, dass man keine Probleme mit zu großem Druck auf den Händen hat, was bei langen Fahrten eventuell zu Schmerzen führen kann. Sobald es zu technisch anspruchsvolleren Climbs kommt, funktioniert das Bike von der Geometrie her super, das Vorderrad kommt nicht hoch und man hat genug Spielraum nach vorne, um mit dem Körper auszugleichen.

Der Shimano EP8 arbeitet wie gewohnt super und macht keine Probleme. Das einzige, was uns beim Fahren gleich auffällt, ist die Reifenwahl von Cannondale. Die Maxxis Rekon sind eigentlich Cross-Country Reifen, die auf einem E-All-Mountain bzw. E-Trailbike mit 150 mm Federweg vorne und hinten nicht ausreichend sind. In loosem oder rutschigen Terrain schaffen sie es im Uphill nicht den nötigen Grip aufzubauen, um die Energie des Motors in Vortrieb umzuwandeln.

Das Gleiche merkt man auch im Downhill, denn die Reifen können bei dem ansonsten guten Handling, welches eigentlich Lust auf mehr macht, nicht mithalten. Würde man gleich zum Highroller oder sogar Minion zu wechseln, würde dies das Bike verwandeln und umgehend deutlich besser machen.

Die Maxxis Rekon arbeiten auf Flow-Trails recht gut, aber sobald es zu lockerem Untergrund kommt, ist nicht genügend Grip vorhanden. Trotz alledem fährt sich das Bike sehr gut, in Kurven macht es Spaß und es lässt sich agil hindurchbewegen. Auch auf Sprüngen und in der Luft verhält das Moterra Neo 4 sich sehr gut und lädt sogar zu kleinen Tricks ein.

Das Motto von Cannondale zu dem Bike – „Für Spaß gebaut“ – trifft definitiv zu. Auch in Wurzel- und daraus resultierend auch Steinfeldern arbeitet es gut und lässt sich gut kontrollieren. Hätte man nur nicht immer den Gedanken mit den unpassenden Reifen im Hinterkopf, könnte man auf diesem Rad trotz der Low-End Ausstattung ordentlich schnell fahren und mit guter Geschwindigkeit über alle möglichen Trails heizen. Bei größerer Geschwindigkeit bleibt es dank 65 Grad Lenkwinkel stabil und fühlt sich dabei sicher an.

PRO
  • stabiler, schön designter Rahmen
  • starker, bewährter Motor
  • gute Antriebsintegration
  • ausreichend große Batterie
  • passende Komponenten-Auswahl
  • ergonomische Kontaktpunkte
  • hohe Zuladung
  • akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis
CONTRA
  • Reifenwahl unpassend
  • Hub der Sattelstütze zu gering

Cannondale Moterra Neo 4 2022

Cannondale Moterra Neo 4 2022

Cannondale Moterra Neo 4 2022

Motor: Shimano Steps EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano BT-E8036, 630 Wh
Display: Shimano SC-EM8000
Rahmen: SmartForm C2 Aluminium, 150 mm
Gabel: Rock Shox 35 Silver R, 150 mm
Dämpfer: Rock Shox Deluxe Select R, DebonAir
Schaltung: SRAM SX/NX Eagle, 1×12
Bremsen: TRP Slate G4 4-Kolben-Scheibenbremse, 200 mm v/h
Kurbelgarnitur: FSA E-Bike, 165 mm, SRAM Eagle, 34T Steel
Vorbau: Cannondale 3, 3D Forged 6061 Alloy, 1-1/8″, 31.8, 7°
Sattelstütze: TranzX Dropper
Sattel: Cannondale Ergo XC
Laufräder: WTB STX i25 TCS, 32h
Reifen: Maxxis Rekon, 29 x 2.6″ v/h
Gewicht: n/a
zul. Gesamtgewicht: 150 kg
Preis: 5.399 EUR

Transparenzhinweis: Das Moterra Neo 4 wurde uns seitens der Cycling Sports Group Europe B.V. für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.