Das E-Trailbike erregt mit stimmiger Ausstattung, einem hierzulande eher exotischen Antrieb und einer tollen Lackierung die Aufmerksamkeit
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Wir haben das Mako Hybrid GT 6 von Berria Bikes getestet. Das Team der eher für Rennräder bekannten Marke aus Albacete in Kastilien hatte die Modellserie erst im vergangenen Herbst neu herausgebracht und damit die bekannten Mako Hybrid HD-Modelle mit Aluminiumrahmen und Bafang-Motor übertrumpft. Highlight des neuen Modells ist ein von Grund auf neu entwickelter Carbonrahmen, der allerlei technische Finessen enthalten soll, die sich dann bei der Nutzung des E-MTBs als vorteilhaft herausstellen sollen. Angetrieben wird das E-Mountainbike vom Polini E-P3 MX+, der mit 90 Nm genügend Punch mitbringt, um auch steile Anstiege in Angriff zu nehmen. Wie sich dann das E-Trailbike in unserem Test geschlagen hat, erfährt man jetzt in diesem Artikel.

Berria Mako Hybrid GT 6 im Überblick

Das Berria Mako Hybrid GT 6 ist das Einstiegsmodell in die neue Serie und zum Preis von knapp über 6.800 EUR zu haben. Wie seine großen Brüder bringt es den neu entwickelten Carbonrahmen mit, der nur 2.600 Gramm wiegt, trotzdem sehr stabil ist und aus dem hauseigenen HM2X-Carbon gefertigt wird.

Berria Mako Hybrid GT 6

Die Geometrie zeichnet sich durch ein relativ sportliches Stack-to-Reach-Verhältnis aus, welches bei rund 1,2 liegt. Mittels Flip-Chips an den Sitzrohren kann man dieses aber noch von Endurance in Richtung Race verschieben, wie Berria bei der Premiere mitgeteilt hat.

Geometrie Berria Mako Hybrid GT
RahmengrößeSML
Oberrohr (mm)573/573,9602/604635/636,6
Steuerrohr (mm)110115120
Lenkwinkel (°)65,2/64,865,2/64,865,2/64,8
Sitzrohr (mm)410440470
Sitzwinkel (°)77,9/77,477,6/77,277,3/76,9
Kettenstrebe (mm)454/456454/456454/456
BB Drop (mm)27/3327/3327/33
Reach (mm)440/435470/465500/495
Stack (mm)634/637,6639/642,2643/646,7
Radstand (mm)1220/1220,71252/1252,91284/1285

Der Lenkwinkel bewegt sich im nicht allzu flachen Bereich, während der Sitzwinkel dazu recht steil gewählt wurde. Mit einer Kettenstrebe von ca. 455 mm und einem Radstand von maximal 1.285 mm in Größe L hält sich die Agilität auf dem Trail in Grenzen und mündet eher in stoischer Laufruhe.

Im Rahmen hat Berria den Polini E-P3 MX+ integriert, die stärkste Variante des Mittelmotors aus Italien. Er leistet nominal 400 % Unterstützung und 90 Newtonmeter Drehmoment, wobei bekannt ist, dass die Motoren relativ häufig nach oben streuen und dadurch oft über 100 Nm auf die Kette stemmen.

Im Unterrohr findet sich der Portapower-720-Akku, der auf 21700er-Zellen von Samsung basiert und eine Kapazität von 720 Wh mitbringt. Er wird von einer einfach abzunehmende Abdeckung vor Dreckbeschuss und Nässe geschützt und ist zudem mit einem Schloss vor Diebstahl geschützt.

Im Oberrohr ist das Farbdisplay von Polini eingelassen und wird per Bediensatellit mit zwei Tasten bedient, der unter dem linken Lenkergriff angebracht ist. Zudem kann man sich über Bluetooth per App mit dem Polini-System verbinden und darüber ebenfalls verschieden Einstellungen und Diagnosen vornehmen.

Bei unserem Testmodell war eine bewährte Sram NX Eagle Schaltung verbaut, die eine große Bandbreite mitbringt. Ebenfalls von Sram stammt die DB8-Bremsanlage mit vier Kolben, die vorne mit einer Bremsscheibe mit 200 mm Durchmesser kombiniert wird, hinten aber nur mit einer kleinen 180er-Bremsscheibe versehen wird.

In Sachen Federung baut man bei diesem Modell ebenfalls auf Bewährtes und montiert die Rock Shox 35 Gold RL Federgabel mit 150 mm Federweg an der Front, während sich der Rock Shox Super Deluxe Select+ um die 151 mm des Hinterbaus kümmert.

Auf den Mavic Crossmax Laufrädern in 29 Zoll sind Reifen von Vittoria aufgezogen, vorne der aggressivere Martello und hinten der etwas zahmere Agarro, wobei beide laut des italienischen Herstellers aber für das Enduro-Segment positioniert werden.

Am Avanforce 2 Lenerk mit 780 mm Breite sind etwas dünne Schaumstoffgriffe angebracht, mit denen sich nicht jeder anfreunden kann. Der Fizik Taiga Sattel ist auf einer Sattelstütze von TranzX montiert, die mit 125 mm aber viel zu wenig Hub bietet, um dem Nutzer genügend Freiraum auf dem Trail zu geben.

Im Fahrtest

Die Sitzhaltung auf dem Berria Mako Hybrid GT 6 ist komfortabel, wenn man mal von den billig wirkend Schaumstoffgriffen absieht. Zusammen mit dem kräftigen Polini-Antrieb macht es Spaß, auch längere Transferstrecken über Forstwege zu absolvieren. Auch längere Touren erscheinen so problemlos machbar.

Geht es in den Uphill, so bietet der Polini E-P3 MX+ zwar viel Leistung und Kraft, lässt sich aber nicht so leicht und zielgenau dosieren, wie man es zum Beispiel von einem Bosch CX oder Shimano EP8 gewohnt ist. Gerade in technischen Passagen ist dies ein Manko.

Beim Fahren auf dem Trail hat man trotz des Rahmens mit Bling-Bling-Farbe das Gefühl, auf einem günstigen CrossCountry-Bike zu sitzen. Hier passt die Geometrie nicht ganz zum Anspruch, den Berria eigentlich mit seinem neuen E-Mountainbike erfüllen will.

Geht es in den Downhill, fühlt sich der Carbonrahmen etwas zu steif an, um damit richtig schnell bergab zu fahren und strahlt dadurch nicht viel Sicherheit und Vertrauen aus. An den Federelementen liegt dies nicht, denn ein THOK MIG 2.0 ist beispielsweise mit derselben Komponenten unterwegs und erledigt seine Aufgabe im Vergleich viel besser.

Klar kann man auch mit dem Mako Hybrid GT 6 an geeigneten Stellen abziehen und bringt es auch in die Luft. Dabei fühlt es sich trotz eines eher geringen Gewichtes von rund 23,5 kg eher behäbig und schwer an und ein rechter Spaß will dabei auch nicht aufkommen.

Keinen Spaß hat man auch mit der Positionierung mancher Bedienelemente. So kollidiert der Hebel für die absenkbare Sattelstütze mit dem Bedienelement für den Antrieb, wobei man unvermutet die Unterstützungsstufe wechseln kann. Der Verstellweg der Sattelstütze selbst ist zudem unzureichend.

Jener Schalter ist selbst schon an einem E-MTB nicht zu gebrauchen, denn durch den hinteren und vorderen Schalter muss man zum Bedienen die Bremse loslassen, was man beim Mountainbike tunlichst unterlassen sollte, um jederzeit bremsbereit zu sein. Keine Ahnung, was sich die Konstrukteure dabei gedacht haben.

Berria Mako Hybrid GT 6 2023

Motor: Polini E-P3 MX+, 250 W, 90 Nm
Batterie: Portapower 720, 720 Wh
Display: Polini Color Display TFT3
Rahmen: Carbon, 151 mm
Gabel: Rock Shox 35 Gold RL, 150 mm
Dämpfer: Rock Shox Super Deluxe Select+
Schaltung: SRAM NX Eagle, 1×12
Bremsen: SRAM DB8, 4 pistons, 200/180 mm
Kurbelgarnitur: FSA Isis Polini System 34T
Vorbau: Avanforce ICS2 MTB
Sattelstütze: Tranzx JD-YSPJL Alu
Sattel: Fizik Taiga Alloy
Laufräder: Mavic Crossmax
Reifen: Vittoria Martello 2.6″X 29″ / Vittoria Agarro 2.6″X 29″ v/h
Gewicht: n/a
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 6.899 EUR

Fazit

Mit dem Berria Mako Hybrid GT 6 hat die Marke aus Spanien ein E-Mountainbike auf die Beine gestellt, welches zuerst einmal ein schönes Design mitbringt, vor allem wenn es mit dem Metallic-Lack mit Flip-Flop-Effekt lackiert worden ist. Theoretisch erscheint auch die Komponenten-Auswahl nicht verkehrt, hat sich aber im Zusammenspiel mit dem Carbonrahmen dann doch nicht so passend gezeigt. Der starke Polini-Motor ist eigentlich ein guter Partner, wird hier aber durch eine komische Bedieneinheit ausgebremst. Im Großen und Ganzen muss man daher sagen, dass das Konzept des Bikes zwar optisch gelungen erscheint, dann aber technisch nicht auf diesem Niveau abliefert. Zum Tourenfahren ganz okay, stößt das Berria Mako Hybrid GT 6 dann auf dem Trail, spätestens aber im Downhill an seine Grenzen.

PRO
  • schön designter Rahmen
  • kräftiger Antrieb
  • große Batterie
  • stimmige Komponenten
  • tolle Farbgebung
  • Personalisierung ab Werk möglich
  • gute Verarbeitung
  • praktische Smartphone-App (Polini)
CONTRA
  • Verstellweg der Sattelstütze zu gering
  • Hebel für Sattelstütze kollidiert mit Bedienteil für den Antrieb
  • Bedienschalter für Antrieb unpassend
  • dünne Schaumstoffgriffe (nicht geschraubt)

Transparenzhinweis: Das Mako Hybrid GT 6 wurde uns seitens der Berria Bike S.L. für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.