Der deutsche Fahrradfachhandel steht unter wirtschaftlichem Druck, blickt aber zugleich mit verhaltenem Optimismus auf das Jahr 2026. Dieses Stimmungsbild prägte die VSF-Jahrestagung 2025 in Leipzig, bei der der Verbund Service und Fahrrad (VSF) zugleich sein 40-jähriges Bestehen feierte. Mehr als 400 Teilnehmende aus Handel, Industrie und Dienstleistungen markierten einen neuen Rekord. Ein Signal für die hohe Relevanz des Branchennetzwerks in bewegten Zeiten.
Jubiläum „on tour“ und breite Anerkennung
Zum Auftakt würdigte der VSF seine vier Jahrzehnte währende Entwicklung. Rund 80 langjährige Wegbegleiter:innen blickten gemeinsam mit dem Verband auf die Geschichte des Zusammenschlusses zurück.
Glückwünsche aus Handel, Industrie und anderen Verbänden betonten den Beitrag der VSF-Betriebe zur Etablierung hochwertiger, langlebiger Produkte. Abus, Schwalbe und Ortlieb hoben dabei die Rolle des Premium-Fachhandels in der Produktentwicklung hervor.

(v.l.n.r:) Iven Brosch, Susann Reuter, Raimund Gerwing, Thorsten Larschow, Torsten Hieke und Sandra Appel.
Die Mitgliederversammlung bestätigte den bisherigen Vorstand mit Thorsten Larschow, Sandra Appel, Iven Brosch und Torsten Hieke. Neu ergänzt wird das Gremium durch Raimund Gerwing und Susann Reuter – damit wird der VSF künftig von sechs Personen geführt.
„Mehr als ein Verband“: Bedeutung persönlicher Netzwerke
VSF-Geschäftsführer Uwe Wöll hob die hohe Beteiligung als deutliches Zeichen für die Stärke des Netzwerks hervor. Der VSF verstehe sich zunehmend „als Branchencommunity, weniger als klassischer Verband“. Entscheidend sei der direkte Austausch zwischen Fachhandel, Herstellern und Dienstleistern, ein Element, das auch 2025 das Tagungsprogramm prägte.
Panel: Fachhandel unter Druck – aber mit Handlungsspielräumen
Ein zentrales Element der Tagung war das Panel „Der Fachhandel unter Druck! Gefühl oder Wahrheit?“ Am Podium diskutierten Expert:innen aus Beratung, Finanzierung, Softwareentwicklung und Industrie über Belastungen wie Lagerdruck, Preiswettbewerb, Finanzierungsschwierigkeiten und Konsumzurückhaltung.
Trotz der Herausforderungen betonten alle Diskutierenden mögliche Gegenstrategien: die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen, effizientere Prozesse und ein aktives Beziehungsmanagement zu Kund:innen.
Wöll fasste zusammen: „Der Blick auf die kommende Saison ist nicht sorgenfrei, für Pessimismus besteht aber kein Grund. Jetzt gilt es, sich klar zu positionieren und notwendige Baustellen anzugehen.“
Überführungskosten und Belieferungsverträge: Bedarf nach Klarheit
Zwei bewusst als offene Diskussionsformate angelegte Themen fanden besondere Aufmerksamkeit:
- die mögliche Einführung von Überführungskosten und
- der Leitfaden des VSF und ZIV zur Ausgestaltung von Belieferungsverträgen.
Bei den Überführungskosten zeigte sich ein deutlicher Tenor: Eine pauschale Erhebung wird kritisch gesehen, stattdessen favorisieren viele Händler:innen differenzierte Modelle in Abstimmung mit Herstellern und Leasinggebern. Der Leitfaden zu Belieferungsverträgen zielte vor allem auf eine fairere Risikoteilung und wurde branchenübergreifend intensiv diskutiert.
Breites Programm und starker Zuspruch aus den Betrieben
Parallel zur Mitgliederversammlung richtete sich ein umfangreiches Tagungsprogramm an Mitarbeitende aus VSF-Betrieben, insbesondere an jene ohne Stimmrecht. Ziel war es, ihnen einen direkten Zugang zur Branche und zu eigenen Netzwerken zu ermöglichen, auch mit Blick auf künftige Betriebsnachfolger:innen.
Die thematisch breit angelegten Workshops, Panels und Seminare stießen auf außergewöhnlich hohe Nachfrage. Viele Inhalte spiegeln sich im Schulungsangebot der 2024 gegründeten Fahrradakademie wider, die VSF und BIKE&CO gemeinsam betreiben.
Ein weiterer zentraler Baustein war der „VSF-Handelsdialog“, bei dem der Fachhandel mit knapp 80 Lieferanten und Dienstleistern über Produktneuheiten, Serviceangebote und gemeinsame Marktstrategien in Austausch trat.
Die VSF-Jahrestagung 2025 zeigte eine Branche, die trotz einer angespannten Marktlage auf Vernetzung, konstruktive Debatten und praxisorientierte Weiterentwicklung setzt. Der Rekordzuspruch und der optimistische Grundton lassen darauf schließen, dass der Premium-Fachhandel bereit ist, die Herausforderungen des kommenden Jahres aktiv anzugehen.
Mehr Details unter: www.vsf.de.










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