In einer aktuellen Untersuchung des TÜV-Verbands zeigt die „TÜV Mobility Studie 2024“, dass die Mehrheit der Bundesbürger die Aufteilung des Verkehrsraumes in Deutschland als ungerecht empfindet. Die Studie, durchgeführt von Ipsos im Auftrag des TÜV-Verbands, befragte 2.500 Personen ab 16 Jahren und offenbart erhebliche Vorbehalte gegenüber der aktuellen Verkehrsinfrastruktur und Elektrofahrzeugen.
Ungerechtigkeit im Verkehrsraum
Mit einem Anteil von 58 Prozent sieht eine deutliche Mehrheit der Befragten die Verteilung des Verkehrsraumes als ungerecht an. Besonders benachteiligt sind laut der Studie Radfahrende (51 Prozent) und Fußgänger (41 Prozent). Lediglich 17 Prozent der Befragten glauben, dass Autofahrer benachteiligt sind. Dr. Michael Fübi, Präsident des TÜV-Verbands, betonte die Notwendigkeit einer Neugestaltung des Verkehrsraumes, um eine nachhaltige und sichere Mobilität zu gewährleisten.
„Mobilität ist vor allem dann gerecht, wenn unterschiedliche Verkehrsteilnehmende gleichermaßen sicher und schnell ans Ziel kommen“, so Fübi.
Gefährdung schwächerer Verkehrsteilnehmer
Die Studie zeigt auch, dass Radfahrende (88 Prozent) und E-Scooter-Fahrer (87 Prozent) sich im Straßenverkehr am meisten gefährdet fühlen, gefolgt von motorisierten Zweiradfahrern (82 Prozent) und Fußgängern (77 Prozent). Autofahrer werden hingegen nur von 40 Prozent der Befragten als „eher gefährdet“ und von 7 Prozent als „sehr gefährdet“ eingestuft. Fübi fordert daher eine verstärkte Infrastruktur für den öffentlichen Personenverkehr und den Zweiradverkehr sowie einen besseren Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer.
Notwendigkeit eines Mobilitätswandels
Angesichts der Klimabelastung halten 69 Prozent der Befragten ein grundsätzliches Umdenken im Bereich der Mobilität für notwendig. Es besteht ein starker Wunsch nach einem Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (90 Prozent) und einer besseren Infrastruktur für den Zweiradverkehr (88 Prozent). Konzepte wie die 15-Minuten-Stadt und eine stärker auf den Fahrradverkehr ausgerichtete Stadtplanung finden bei 72 Prozent der Befragten Zustimmung. Auch Maßnahmen wie die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs (62 Prozent) und ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen (61 Prozent) werden befürwortet.
Skepsis gegenüber Elektromobilität
Trotz der Vorteile der Elektromobilität zeigen sich erhebliche Vorbehalte. 51 Prozent der Befragten halten es für unwahrscheinlich, dass ihr nächstes Fahrzeug ein Elektroauto sein wird. Hauptgründe sind hohe Anschaffungskosten (54 Prozent), zu geringe Reichweiten (51 Prozent) und eine unzureichende Ladeinfrastruktur (43 Prozent). Zudem haben 44 Prozent der Befragten Zweifel an der Umweltfreundlichkeit von E-Autos, und 40 Prozent haben Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, insbesondere aufgrund des vermeintlich höheren Brandrisikos bei Unfällen.
Empfehlungen des TÜV-Verbands
Der TÜV-Verband betont die Notwendigkeit, die Batteriegesundheit (State of Health) von Elektroautos im Blick zu behalten und fordert unabhängige Prüfungen durch Organisationen wie den TÜV. Fübi betont, dass Elektroautos nicht mehr oder weniger gefährlich sind als Verbrennerfahrzeuge und dass die Klimavorteile wissenschaftlich belegt sind. Für eine erfolgreiche Elektromobilität ist jedoch ein Ausbau der Ladeinfrastruktur notwendig.
Zukunft der Mobilität
Der TÜV-Verband sieht in der Elektrifizierung nur einen Baustein moderner Mobilität. Notwendig sei auch ein Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs, mehr Wege und Abstellflächen für Zweiräder sowie zusätzliche Maßnahmen für die Sicherheit schwächerer Verkehrsteilnehmer. Fübi plädiert für eine Reform des Straßenverkehrsrechts, mehr Entscheidungsfreiheit für Kommunen bei der Verkehrsplanung und eine verbesserte Verkehrserziehung von Kindern und Jugendlichen.
Die Ergebnisse der TÜV Mobility Studie 2024 verdeutlichen die Herausforderungen und Wünsche der Bevölkerung in Bezug auf eine gerechtere und sicherere Mobilität. Ein grundlegendes Umdenken in der Verkehrsplanung und eine verstärkte Förderung der E-Mobilität und des öffentlichen Nahverkehrs sind dabei unerlässlich.
Weitere Informationen unter: www.tuev-verband.de.