Robbert Rutgrink hat sich mit seiner Firma Santos und High-End-Rädern aus Holland einen Namen gemacht. Für seine langlebigen und hochwertigen Fahrräder hat er mit Pendix einen Partner gefunden, mit dem er seine Räder auch als E-Bikes anbieten kann. Er will jetzt den deutschen Markt erobern und hiesige Radler glücklich machen. Der Niederländer hat uns eines seiner sehr seltenen Interviews gegeben.
Du liebst Fahrräder. Wann wusstest Du, dass Du mit Fahrrädern ein Business aufziehen willst?
Genau. Diese Liebe existiert so lange ich denken kann. Schon mit fünf Jahren habe ich immer die Räder meiner Brüder geschnappt, weil ich noch kein eigenes hatte. Als ich in das Alter kam, in dem man sich Gedanken über einen Beruf macht, wollte ich Architekt werden. Etwas später fand ich das Hotelwesen spannender und habe eine Hotelfachschule besucht. Danach jobbte ich erstmal in einem Fahrradladen in München. Dass ich mich hier täglich mit Fahrrädern beschäftigen konnte, hat mir so gut gefallen, dass ich 1997, da war ich 27, mein eigenes Unternehmen in der Nähe von Amsterdam gegründet habe, nämlich Santos. Bis heute habe ich das keinen Tag bereut.
Und was war die Idee? Gab es nicht schon bereits genügend andere Hersteller?
Na klar, es gab auch damals schon etliche Fahrradhersteller, das hat sich bis heute dummerweise noch nicht geändert (lacht). Leider gibt es viele Räder in mieser Qualität. Genau da wollte ich ansetzen. Es sollten hochwertige High-End-Bikes für alle Situationen sein, von Alltagsrädern über Mountainbikes bis hin zu Tandems, die von den Kunden individuell konfiguriert werden können. Unsere Kunden können sich ihr Traumrad online bis ins kleinste Detail zusammenstellen und später bei einem unserer Vertriebspartner abholen. Klar sind unsere Räder nicht ganz günstig – sie beginnen bei etwa 2.000 Euro – dafür bekommen die Kunden ein hochwertiges Unikat. Bei uns gibt es kein Fließband, jeder Mechaniker arbeitet an seiner eigenen Werkbank und baut ein Rad von Anfang bis Ende. Die meisten Santos-Mitarbeiter sind selbst leidenschaftliche Fahrer, legen viel Wert auf Qualität und haben eine Menge Spaß an der Arbeit. Davon lebt unsere Firma.
In den Niederlanden, Belgien und Australien seid Ihr sehr erfolgreich, jetzt wollt Ihr auch in Deutschland durchstarten und arbeitet mit dem deutschen Nachrüster Pendix zusammen. Wie kam es dazu?
Auch in Deutschland gibt es viele Fahrradverrückte, die wir glücklich machen wollen. Am Thema E-Bike kommt heute allerdings kein Hersteller vorbei, deswegen suchte ich nach einer Möglichkeit, unsere Räder zu elektrifizieren. Als ich auf den Nachrüstsatz von Pendix stieß, war ich zunächst skeptisch. Je mehr ich mich aber damit beschäftigte, desto besser gefiel mir das System. Außerdem fand ich viele Gemeinsamkeiten beim Anspruch an die Qualität des Produkts. Das machte die Entscheidung leicht. Aktuell sind bereits drei unserer fünf Modellreihen ab Werk mit E-Antrieb verfügbar.
Was genau hat Dich am Pendix eDrive überzeugt?
Am allermeisten hat mich fasziniert, wie einfach sich das System integrieren lässt. Wir konnten den Antrieb schnell und unkompliziert in unsere Fertigungslinie aufnehmen und waren nicht auf einen neuen Spezialrahmen, extra Bremsen oder sonstigen Schnickschnack angewiesen. Wir können unsere Räder flexibel elektrifizieren und bei Bedarf praktisch jedes Modell nachrüsten. Das bedeutet für uns überschaubare Produktionskosten und keinerlei Einschränkungen für die Kunden, zum Beispiel bei der Schaltung. Der Motor ist so robust, dass es bisher zu keiner einzigen Reklamation kam. Das ist wirklich super. Wir fanden zudem das Team von Pendix von Anfang an sehr sympathisch und vor allem sehr partnerschaftlich. Es gibt keine Mindestabnahmemengen oder Anzahlungen, und man muss auch nicht monatelang auf die Ware warten. Pendix ist da sehr zuverlässig und fair – das ist gerade für Betriebe ohne Massenproduktion wichtig. Zu keiner Zeit bestand irgendwelcher Druck in Bezug auf Abnahmemengen.
Santos ist gerade bei Pendlern und Radreisenden sehr beliebt. Stimmt’s?
Ja, Santos-Fahrer werden nur selten durch eine Panne aufgehalten, das ist bestimmt einer der Gründe. Ein Kunde z. B. ist im vergangenen Jahr mit seinem Pendix-Santos satte 12.000 km gefahren, das sind 90 km pro Tag bei Wind und Wetter. 45 km zur Arbeit und 45 zurück. Er ist völlig begeistert. Eine andere Rekord-Story, auf die wir wirklich stolz sind, ist die von James Bowthorpe. Er steht im Guinness-Buch, weil er 2009 in nur 176 Tagen einmal um die Welt geradelt ist. Ganze drei Wochen schneller als der vorherige Rekordhalter. Er benutzte dafür ein Santos Travelmaster mit einem Riemenantrieb, der auf eine Rohloff Nabenschaltung montiert war. So etwas hatte es zuvor nicht gegeben, da waren wir die ersten. James musste den Riemen nur ein einziges Mal austauschen.
Das sind ja eher extreme Stories. Was ist mit Otto Normalverbraucher?
Ich kenne viele Geschichten von glücklichen Pendlern, aber auch zum Beispiel die von meinem Nachbarn und Freund Mattjis. Auch er ist um die Welt geradelt, hat sich allerdings ein ganzes Jahr Zeit genommen und erzählt heute noch ständig von seinen Erlebnissen. Auf dem Rad die Dörfer abzuklappern, Menschen zu treffen und vielleicht sogar neue Freunde zu finden, das macht für mich den ganz großen Reiz von Radreisen aus. Wer also noch zögert, ob er wirklich losfahren soll, dem kann ich nur zurufen: Macht es einfach. Es gibt immer Gründe, die dagegensprechen, aber noch viel mehr Gründe, es zu tun. Es gibt wahnsinnig viel mehr zu sehen und zu erleben als auf Reisen mit Bus, Bahn oder Flugzeug.
Wie siehst Du die Zukunft der Fahrradbranche?
Ich gehe fest davon aus, dass der Markt von E-Bikes und normalen Fahrrädern immer weiter zusammenwächst. Viele Kunden haben zwei Räder: ein E-Bike und ein herkömmliches Rad. Mit Pendix ist es jetzt möglich, entweder die eigenen Muskeln zu nutzen oder auf elektrische Unterstützung zurückzugreifen. Das finde ich sehr zukunftsfähig. Ich beobachte aber auch Trends, auf die ich gerne verzichten würde. Zum Beispiel auf Modelljahrgänge. Jedes Jahr präsentieren die Hersteller auf den Messen ihre neuesten Räder. Oft werden Dinge, die gut funktionieren, wieder verworfen, nur um eine Neuerung vorführen zu können. Daraus entsteht auch gleich das nächste Problem: Je mehr Modelle auf dem Markt sind, desto schwieriger wird es, die passenden Ersatzteile zu finden. So kann es schon bei einem vier Jahre alten Rad schwierig werden, an die passenden Ersatzteile zu kommen.
Du bist ja schon eine ganze Weile in der Branche unterwegs. Bist Du zufrieden mit Deiner Firma? Was wünschst Du Dir?
Wenn ich zurückblicke, bin ich mit dem, was wir in den vergangenen Jahrzehnten erreicht haben, sehr zufrieden. Wir fingen in einer kleinen Werkstatt an, heute haben wir 20 verschiedene Modelle im Angebot und 20 Mitarbeiter. Aber als guter Geschäftsmann darf man natürlich nie zufrieden sein. Und na klar möchten wir uns weiter verbessern und neue Ziele erreichen. Hier kommt mir vor allem der Start in Deutschland wieder in den Sinn. Das wird noch eine harte Nuss, aber ich bin überzeugt, dass wir uns auch hier durchsetzen werden. Ansonsten sollte es weiterlaufen, wie bisher: Gute Räder bauen, sinnvolle Innovationen kreieren und vor allem Spaß haben. Jedenfalls freuen wir uns sehr, dass wir mit Pendix einen verlässlichen Partner mit ähnlichen Werten und auf Augenhöhe gefunden haben.
Mehr unter www.pendix.de.