Auf der Eurobike 2021 demonstrierte der Automobilzulieferer Schaeffler, dass er die Entwicklung im Sektor der Neuen Mobilität mitprägen möchte – und kann. Sein Free Drive-System für E-Lastenräder kommt ganz ohne mechanische Antriebskomponenten wie Zahnkränze, Ritzel, Kette oder Riemen aus. Das zusammen mit dem E-Motor-Spezialisten Heinzmann entwickelte Konzept besteht zum einen aus einem Generator an der Kurbel, der einen definierten Tretwiderstand vorgibt und die Tretleistung des Fahrers oder der Fahrerin aufnimmt – etwa wie ein großer Dynamo. Diese elektrische Energie wird dann ohne den Umweg über eine Mechanik an die Radnabenmotoren weitergeleitet. Überschüssige Energie wird im Akku zwischengespeichert. Das System liefert Pedelec-taugliche 250 Watt Dauerleistung und erlaubt eine Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern. Rekuperieren, also durch die Nutzung der Motorbremse Energie zurück in den Akku speisen, kann Free Drive auch.
Wo keine Kette, da kein Verschleiß
Ein großer Vorteil des Free Drive: Erheblich weniger mechanische Teile, also erheblich weniger Verschleiß und Wartung – das ist gerade beim harten Einsatz von Gewerbe-Lastenrädern im Alltag ein wichtiger Faktor. Ein anderer: Wo kein Antriebsstrang im Weg ist und in ein Gesamtkonzept eingebunden werden muss, haben Designer und Entwickler viel mehr Freiheiten.
Der frei gewordene Platz kann beispielsweise der Ladefläche zugute kommen. Und schließlich dürften sich mit einem Mechanik-freien Antrieb auch enorme Möglichkeiten bieten, per Software mit Unterstützungsstufen und Motorcharakteristika zu jonglieren.
Kein Bums in den Beinen
Wer das mit Free Drive ausgestattete Lastenrad am Stand von Schaeffler ausprobierte, stellte allerdings schnell fest, dass bei der Entwicklung noch kein „natürliches“ Tretgefühl erreicht wird. Der simulierte mechanische Zusammenhang zwischen Pedal-Leistung und der Bewegung des Rads ist die große technische Herausforderung dieser Konzepte – und wird ständig optimiert.
Serielle Hybride, so wird diese Antriebstechnologie genannt, sind schon seit einigen Jahren auf der Agenda von Systemherstellern. 2014 etwa konnte man mit dem Mando Footloose schon ein koreanisches Faltrad mit ähnlichem Antrieb auf der Eurobike testen. Pendix, eigentlich Hersteller für Nachrüst-Motoren, hat mit dem eDrive IN gerade seine Serielle Hybrid-Lösung für ein oder mehrspurige E-Räder präsentiert.
Für viele Experten ist der Serielle Hybrid auf lange Sicht die Zukunft des E-Bikes – wenn nicht sogar des Alltagsfahrrads. Das bleibt spannend!