Mit Andeutungen und Informationshäppchen hat FLYER, der Schweizer Hersteller von Premium-E-Bikes, die Spannung extra hochgehalten, bevor man dann am ersten Tag der Eurobike die Neuheit der Öffentlichkeit präsentierte.
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Bis zum Start der Eurobike stand nur eine Webseite mit Teaser-Video zur Verfügung, die allerdings kaum Informationen über das dahintersteckende System bereithielt. Auch wir haben im Vorfeld der Eurobike darüber gerätselt, was wohl hinter der Ankündigung stecken mag.

Die offizielle Präsentation fand dann allerdings erst nach dem offiziellen Ende des ersten Messetages statt und lockte zahlreiche Journalisten und Fachhändler zum FLYER-Stand auf dem Freigelände West.

Kaum jemand hatte allerdings damit gerechnet, dass sich hinter dem Kürzel FIT ein derartig komplexes System verbirgt, welches von der Biketec AG, dem Unternehmen hinter der Marke FLYER, für die langfristige Zukunftsfähigkeit des Produktangebots entwickelt wurde.

Die Ernst Göhner Stiftung, die mit 51 Prozent den größten Anteil der Aktien der Biketec AG hält, hatte die Freigabe für eine Investition dieser Größenordnung erteilt und damit den Weg für die Entwicklung eines eigenen zukunftsfähigen Systems freigemacht.

Dieses sollte optimale Funktion für alle E-Bike-Typen bieten und gleichzeitig auf die heute üblichen Kompromisse verzichten, damit dem Kunden ein durchgängig intuitiv bedienbares und durchdachtes System angeboten werden kann.

Was ist die FLYER Intelligent Technology?

Hinter der FLYER Intelligent Technology (FIT) verbirgt sich daher nicht nur ein neues Antriebssystem, sondern ein ganz neues Framework, welches absolut offen gestaltet wurde und so für jetzige als auch für künftige Entwicklungen jederzeit nutzbar ist.

Dem zugrunde liegt die FLYER Philosophie, seine Systeme auf Grundlage der Kundenbedürfnisse und der eigenen Qualitätsansprüche zu gestalten und diesem genau das anzubieten, was er braucht und wünscht — nicht mehr und nicht weniger.

Das neue ausbaufähige Systemarchitektur FIT von FLYER ist offen und könnte mit so gut wie allen Steuerungen verschiedenster Antriebssysteme kommunizieren. Einzig haben die meisten Antriebshersteller etwas dagegen, ihre Systeme insoweit zu öffnen, dass der Anschluss an diese oder eine ähnliche Technologie möglich würde.

Nur die E-Bike-Antriebssparte von Panasonic, deren weltweit größter Abnehmer die Biketec AG ist, war bereit sich auf diese Technologie einzulassen und ihr System für die FLYER Entwickler offen zu legen.

Damit war es für FLYER unter der Leitung von Ivica Durdevic, dem CTO (Chief Technology Officer) von Biketec, möglich, ein System mit perfekt abgestimmten Komponenten zu entwickeln, das dank zahlreicher neuer Funktionen und Innovationen für ein ungleich besseres Fahrerlebnis sorgen soll.

Wir integrieren selbst marktführende Komponenten und können diese so verzahnen, dass sie miteinander kommunizieren und harmonisieren.Ivica Durdevic

So soll das FIT-System die harmonische und perfekte Abstimmung aller Bauteile und Komponenten zu einer Einheit mit den einmaligen Fahreigenschaften sein, wie sie nur ein E-Bike von FLYER bieten kann.

Aus welchen Komponenten besteht FIT?

Die FLYER Intelligent Technology (FIT) besteht aus mehreren Komponenten, von denen die meisten von FLYER selbst entwickelt wurden. Kernstück des Frameworks stellt das Master-Steuergerät dar, welches bei den mit FIT ausgerüsteten Modellen im unteren Sattelrohr seine Einbauposition findet.

Dieses Master-Steuergerät ist in der Lage, mit heutigen und zukünftigen Komponenten zu kommunizieren, die Funktionalität derselben zu steuern und zudem um Funktionen erweitert zu werden, die aktuell noch nicht vorhanden sind oder benötigt werden.

Zum FIT-System gehört auch ein neu entwickeltes Cockpit, welches aus einem großem Farbdisplay und einer intuitiv handhabbaren Bedieneinheit am linken Lenkergriff besteht.

In Zusammenarbeit mit FLYER und nach deren Designvorgaben entwickelte Panasonic einen nagelneuen Motor mit integriertem Zweigang-Getriebe, dem sogenannten Multi Speed Assist System (Musasy). Dieser bietet eine deutlich größere Gesamtübersetzung und fügt sich harmonisch in das integrative Design der zugehörigen FLYER E-Bikes ein.

Massstäbe in Sachen verwendeter Technik stellt auch der Einsatz von Akkus mit der brandneuen 4Ah-Zellen-Technologie dar, die ebenso wie auch der Motor für ein Jahr exklusiv nur bei FLYER erhältlich sein wird. Der neue flache und leichte Akku wurde dabei in den Rahmen integriert und kann mit nur einem Handgriff entnommen werden, was nicht nur ästhetische, sondern auch ergonomische Vorteile bietet.

Die Komponenten der FLYER Intelligent Technology im Detail

Die Systemarchitektur und das Design der Komponenten stammen von den FLYER-Entwicklern, während die Technik des Antriebs bzw. die Akkutechnologie vom Partner Panasonic beigesteuert wurde. Die zugehörigen Bauteile nun hier in der Übersicht.

Das FLYER FIT Master-Steuergerät

Im Master-Steuergerät fließen alle Informationen der Sensorik und auch der Fahrerwunsch zusammen, werden verarbeitet und daraufhin die entsprechenden Aktoren angesteuert. So kann beispielsweise der Fahrer vor dem Losfahren mit ausgeklappten Seitenständer gewarnt werden.

Eine Besonderheit stellt ebenfalls der integrierte 6D-Sensor (6 Dimensionen) dar, welcher exakt die Lage des E-Bikes bestimmen kann und weiß, ob das Fahrzeug bergauf oder bergab fährt oder auch sogar, ob es gerade umgefallen ist.

Mit diesen Informationen kann die Steuerung reagieren und beispielsweise die Gänge passend schalten oder, im Falle eines Sturzes des Fahrers, den Antrieb bzw. die Systeme abschalten.

Das FLYER Display D1

Das von FLYER selbst entwickelte Display D1 soll selbst bei grellem Sonnenlicht bestens ablesbar sein und zeigt auf vier verschiedenen Screens genau die Informationen übersichtlich an, die der Fahrer benötigt.

Das Display ist 3,5 Zoll groß, nicht abnehmbar, besitzt eine Auflösung von 480 x 320 Pixel (HVGA) und ist gegen Eindringen von Wasser und Staub geschützt. Dank Entspiegelung ist eine gute Ablesbarkeit bei Tag und Nacht gegeben. Bluetooth-Konnektivität ist ebenso wie ein verschließbarer USB-Port zum Aufladen von Smartphone oder GPS-Geräten vorhanden.

Ebenfalls integriert ist ein Barometer, Thermometer und ein Höhenmeter, welcher besonders für E-Mountainbiker interessante Daten erfasst und diese auf dem großen Display gut ablesbar anzeigen kann.

Für gute Lesbarkeit und Übersichtlichkeit sorgen dabei die großen Buchstaben bzw. Zahlen und eindeutigen Symbole, so dass es ein Leichtes sein soll, sich von Anfang an im Menü des FLYER Bordcomputers zurecht zu finden.

Das Drive Interface zeigt in großen Lettern die aktuelle Geschwindigkeit, die zur Verfügung stehende Reichweite in Kilometern und Akkukapazität, den aktuell gewählten Gang mit Schaltempfehlung, die Unterstützungsstufe, die Uhrzeit und den Status der Beleuchtung an.

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Das Data Interface zeigt neben Uhrzeit und Batteriestand (als Symbol) die aktuelle Meereshöhe in Metern sowie die aktuelle Steigung in Grad an, dazu die aktuelle Temperatur. Auch hier wird der aktuell gewählte Gang, die Schaltempfehlung, der Beleuchtungsstatus und die Unterstützungstufe angezeigt.

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Im Fitness Interface werden neben der aktuellen Uhrzeit und Batterielevel (als Symbol) die aktuell vom Fahrer aufgebrachten Wattstunden pro Kilometer (Eigenleistung), die Kadenz, die Fahrtdauer und die verbrauchten Kilokalorien (nach Eingabe von Fahrerdaten) angezeigt. Wie bei den anderen Ansichten wird auch hier noch der aktuell gewählte Gang, die Schaltempfehlung, der Beleuchtungsstatus und die Unterstützungstufe angezeigt.

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Im Info Interface hat der Fahrer neben Uhrzeit und Batteriezustand (als Symbol) den Überblick über die gefahrenen Kilometer des aktuellen Trips, die Durchschnittsgeschwindigkeit, die erreichte Höchstgeschwindigkeit und die Gesamtkilometer. Auch hier kommt noch der aktuell gewählte Gang des Panasonic-Motors mit Schaltempfehlung, die Unterstützungsstufe und der Status der Beleuchtung hinzu.

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In der Displayhalterung integriert ist auch die brandneue Supernova M99 Pro Beleuchtung, die Tagfahrlicht, Abblend- oder Fernlicht mit bis zu 1600 Lumen darstellen kann. Die Steuerung der jeweiligen Lichtstufe kann entweder adaptiv erfolgen oder vom Fahrer am Bediensatellit ausgewählt werden.

Die FLYER Remote RC1

Die Remote RC1 des FIT-Systems ist modular aufgebaut und kann nur mit den Bedientasten bestückt werden, die auch für das jeweilige E-Bike benötigt werden. Sie ist mit hinterleuchteten Tasten versehen, so dass eine Bedienung bei Dämmerung oder Dunkelheit problemlos möglich ist.

Die Tasten sind jeweils mit nur einer Funktion versehen und nicht mehrfach belegt, wie es bei anderen Systemen der oft Fall ist. Darauf legt FLYER großen Wert, da dadurch eine eindeutige und einfache Bedienung gegeben ist. Auch auf die Ergonomie und Positionierung haben die Entwickler des Schweizer E-Bike Pioniers geachtet, wobei jegliche Taste mit dem Daumen gedrückt werden kann, ohne die Hand vom Lenker nehmen zu müssen.

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Bei der FLYER Remote RC1 kommt ein Joystick für die Bedienung des Displays zum Einsatz, dazu jeweils Tasten für das Hoch- bzw. Hinunterschalten der Unterstützungsstufe. Ein Schalter für den Wechsel zwischen Abblend- und Fernlicht und etwas abgesetzt die Schalter für die Gangwahl. Außer Hoch- und Hinunterschalten kann auch noch ein Automatikmodus für das Zweigang-Getriebe des Panasonic-Antriebs ausgewählt werden.

Ebenfalls integriert wurde ein Warnsystem, welches per Vibration arbeitet. Die Schwingungen sind in den Lenkerenden spürbar und helfen, den Fahrer auf wichtige Informationen aufmerksam zu machen.

Die Smart Integrated Battery (SIB)

Für den Akku greift FLYER auf modernste Zelltechnologie zurück, die es so noch bei keinem anderen E-Bike (respektive anderem Fahrzeug) gibt. Anstatt die heutzutage vielfach verwendeten NCR 18650 Zellen von Panasonic zu verbauen, setzt man die gerade neu entwickelten 20700er Zellen des Herstellers für den neuen Akku ein.

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Der Designvorgabe von FLYER folgend konnte man so einen Akku kreieren, der sauber ins Unterrohr integriert ist, angenehm leicht ist und dank 4Ah-Technologie trotzdem die notwendige Kapazität aufweist. Er lässt sich seitlich aus dem E-Bike entnehmen und sieht auch beim Tragen schon fast edel aus. Gesichert wird er per hochwertigem ABUS Plus System.

Panasonic Multi Speed Assist System

Mit dem sog. Multi Speed Assist System (Musasy) integriert FLYER den weltweit ersten E-Bike Antrieb mit 2-Gang-Getriebe in seine Modelle. Ohne auf ein zweites Kettenblatt angewiesen zu sein, kann so eine große Gesamtübersetzung bereitgestellt werden, welche den Einsatzbereich des E-Bikes massiv erweitert.

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Dank dem integriertem Getriebe kann das damit ausgerüstete E-Bike mit enormer Steigfähigkeit aufwarten und vergrößert damit den Spielraum des ambitionierten E-Bikers auf einzigartige Weise. Per FLYER Remote RC1 kann dieser einfach zwischen beiden Gängen hin und herschalten und so im wirkungsreichsten Performance-Bereich bleiben.

Wie im beim Autogetriebe können die Gänge per integrierter Schaltgabel und Synchronisation (?) auch während voller Fahrt geschaltet werden. Der Antrieb verfügt weiterhin über vier Unterstützungslevel (Off, Eco, Std, High) und über 250 Watt Leistung (350 Watt Peak).

Über die Funktionalität der FLYER Intelligent Technology informiert ein interessantes Video:

Die Technologie des neuen Panasonic Zwei-Gang-Motors und der derzeit modernsten Akkutechnik für E-Bikes steht FLYER im Rahmen seines FIT-Systems für ein Jahr exklusiv zur Verfügung. Erst danach haben auch andere Hersteller Zugriff auf die Technologie. Übrigens: Auch die neuen Akkus der zukünftigen Modelle von Tesla sollen auf der neuen 4Ah-Technologie basieren.

Modelle und Verfügbarkeit

Zwei Modelle soll es zum Start der FLYER Intelligent Technology geben. Zum einen ein S-Pedelec, welches die neue U-Serie begründet und in zwei Varianten und drei Größen erhältlich sein wird.

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Die E-Bikes der neuen FLYER-Serie sehen dabei besonders edel aus und sollen vor allem Pendler und Freizeitfahrer ansprechen. Hier wurde ein neues Bremslicht am Heck integriert, das umso heller leuchtet, je schneller man unterwegs ist. Zudem wird beim Bremsen die Motorkraft ausgesetzt.

Des Weiteren wird es mit dem FLYER Uproc7 ein weiteres E-Mountainbike geben, welches mit überragenden Steigeigenschaften glänzen soll. Es kommt mit extra kurzem Hinterbau und der angesagten 27,5 Plus Bereifung.

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Das neue E-MTB teilt die weiteren Ausstattungsdetails ansonsten mit dem bekannten Uproc6, wobei es dank neuer Motoraufnahme einen kürzeren Radstand und dank integrierter Lager weniger Gewicht auf die Waage bringt. Es kommt ebenfalls in zwei Varianten und drei Größen zu den Händlern.

Beide Modelle werden wir Ihnen noch in separaten Beiträgen genauer vorstellen. In den Handel kommen die Modelle rechtzeitig zur neuen Saison im März 2016. Zu den Preisen haben wir derzeit allerdings keine Information.

Alles Weitere finden Sie direkt auf der FLYER Webseite und auf dem FLYER FIT Webspecial.