Zweirad-Industrie-Verband präsentiert zusammen mit dem VSF e.V. die Zahlen des vergangenen Jahres
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Der E-Bike-Boom hält an – doch wie entwickelt sich der Markt im Detail? Die neuesten Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) zeigen, dass sich die Dynamik des Marktes weiter verändert. Trotz eines Produktionsrückgangs bleiben die Verkaufszahlen stabil, und das E-Bike bleibt der Wachstumstreiber der Branche. Insbesondere das Segment der hochwertigen und spezialisierten E-Bikes wächst weiter, während sich der Markt insgesamt konsolidiert.

1. Verkaufszahlen und Marktentwicklung

Der Bestand an Fahrrädern und E-Bikes in Deutschland liegt nun bei fast 89 Millionen Stück – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.

Der E-Bike-Bestand wurde nach oben korrigiert und beträgt 15,7 Millionen Einheiten. Frühere Annahmen über eine kürzere Lebensdauer von E-Bikes wurden revidiert, da Studien eine deutlich längere Nutzungsdauer zeigen.

Der Anteil der E-Bikes an den Gesamtverkäufen bleibt stabil bei 53 %, während herkömmliche Fahrräder 47 % ausmachen. Besonders im Freizeit- und Sportbereich erfreuen sich E-Bikes wachsender Beliebtheit.

Prognosen gehen von einem weiteren Anstieg des E-Bike-Anteils auf 75 % in den kommenden Jahren aus. Dennoch wird erwartet, dass hochwertige, nicht motorisierte Fahrräder weiterhin eine Rolle spielen.

2. Einflussfaktoren auf den E-Bike-Markt

Produktion gesunken: Die Gesamtproduktion fiel um 13,8 %, während die E-Bike-Produktion sogar um 14,8 % zurückging. Dies liegt vor allem an der hohen Verfügbarkeit von Lagerbeständen aus den Vorjahren und einer vorsichtigeren Orderstrategie der Händler.

Lagerbestände werden abgebaut: Aufgrund der hohen Vorräte der letzten Jahre sank die Inlandsanlieferung um 27 %. Dieser Lagerabbau sorgt für eine Stabilisierung des Marktes und dürfte sich positiv auf die Produktionszahlen der kommenden Jahre auswirken.

Preisniveau gesunken: Aufgrund hoher Lagerbestände und Rabatten sank der durchschnittliche Verkaufspreis für E-Bikes um 10 %, während die Preise für hochwertige Biobikes leicht stiegen.

Nachfrage stabil: Trotz der rückläufigen Produktion bleibt der Umsatz im Fahrradmarkt mit 6,33 Mrd. EUR auf einem hohen Niveau. Dies liegt daran, dass insbesondere Premium-Modelle weiterhin hohe Preise erzielen.

3. Technologische Trends und Innovationen

E-Mountainbikes dominieren: Ihr Anteil stieg auf 40 %, gefolgt von E-Trekkingrädern (25 %) und E-Citybikes (19 %). Die Nachfrage nach leistungsfähigen Offroad-E-Bikes bleibt ungebrochen.

E-Lastenräder stagnieren leicht, bleiben aber fast ausschließlich motorisiert. Besonders in urbanen Gebieten wächst das Interesse an Lastenrädern für den gewerblichen und privaten Einsatz.

Leasing wächst: Mittlerweile übersteigt der Umsatz mit geleasten Rädern den klassischen Kauf um 41 %. Besonders Unternehmen setzen verstärkt auf Leasing-Modelle für ihre Mitarbeitenden.

Neue Modellgruppen entstehen: Neben klassischen Kategorien wie City- und Trekkingrädern gewinnen E-Gravelbikes sowie leichte, minimal motorisierte E-Bikes („Light E-Bikes“) an Bedeutung.

4. Herausforderungen und Ausblick

Marktsättigung nicht erreicht: Trotz hoher Bestände gibt es keine Anzeichen für eine vollständige Marktsättigung. Viele ältere E-Bikes müssen in den nächsten Jahren ersetzt werden, was für stabile Verkaufszahlen sorgen dürfte.

Hochwertige Fahrräder weiterhin gefragt: Trotz der wachsenden Dominanz des E-Bikes bleiben nicht motorisierte Premium-Modelle relevant. Vor allem im Sport- und Langstreckenbereich erfreuen sich Biobikes steigender Beliebtheit.

Händler optimistisch: 46 % der Fachhändler erwarten eine Normalisierung des Marktes, vor allem durch steigende Service-Einnahmen in Werkstätten. Die Bedeutung des After-Sales-Geschäfts wächst kontinuierlich.

Importe und Exporte in Bewegung: Während Importe aus Asien rückläufig sind, steigt der Anteil europäischer Produktionsstandorte. Deutschland bleibt ein wichtiger Exporteur von E-Bikes, insbesondere innerhalb der EU.

Fazit

Die aktuellen Marktdaten zeigen, dass das E-Bike weiterhin der zentrale Wachstumstreiber der Branche ist. Während Produktion und Preise (wg. Rabatten) rückläufig sind, bleibt die Nachfrage hoch. Die Lagerbestände reduzieren sich, und Leasing gewinnt an Bedeutung. Gleichzeitig sorgt der technologische Fortschritt für eine wachsende Vielfalt im Modellangebot. Die Fahrradbranche steht damit vor einem spannenden Jahr 2025 mit neuen Herausforderungen und Chancen. Ob die gedrosselte Produktion aufgrund der hohen Lagerbestände schnell genug wieder angefahren werden kann, wenn die Nachfrage in einem „normalen“ Jahr 2026 wieder ansteigt, wird sich zeigen. In jedem Fall dürften die Preise spätestens dann auch wieder anziehen.

Mehr Informationen stehen auf der Webseite des ZIV zur Verfügung.

Quelle: PM ZIV
Bilder: ZIV / Red.