Eine aktuelle Branchenbefragung zeigt: Lastenräder haben in der Logistikbranche enormes Potenzial, doch es mangelt noch an Informationen und breiter Anwendung. Die im November 2023 durchgeführte Studie, an der über 100 Teilnehmende aus verschiedenen Logistiksektoren mitwirkten, offenbart interessante Einblicke in den aktuellen Stand und die Zukunftsaussichten der Radlogistik.
Einsatzbereiche und Potenziale.
Ergebnisse der Umfrage
Die Umfrage ergab, dass zwei Drittel der Befragten den Haupteinsatzbereich für (E-)Lastenräder in der Stadt sehen. Ein Drittel erkennt zudem Potenziale im stadtnahen Umland. Mit einem von 90 % der Teilnehmenden angegebenen Einsatzradius von bis zu 10 km eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten für den innerstädtischen Transport und die Anbindung der Randbezirke.
Besonders großes Potenzial wird in folgenden Bereichen gesehen:
- Zustellung bei Privatkunden
- Private Besorgungsfahrten
- Last-Mile-Logistik
- Betriebsinterne Fahrten und Werkverkehre (24 % der Befragten)
Geringeres Potenzial sehen die Umfrageteilnehmer dagegen bei:
- Belieferung von Gewerbekunden
- Gewerblichen Beschaffungsfahrten
- Eigenen Auslieferungen zu gewerblichen Kunden
- Ersatz von Dienstfahrten
Informationsdefizit als Hürde
Ein zentrales Hindernis für die breitere Einführung von (E-)Lastenrädern in der Logistik scheint der geringe Informationsstand in den Unternehmen zu sein. Nur 9 % der Befragten fühlten sich gut oder sehr gut über die Anschaffungskosten informiert, bei den Unterhaltskosten waren es sogar nur 5 %.
Noch geringer war der Kenntnisstand zu Einsatzmöglichkeiten, Anbietern, Technik, Service und Fördermöglichkeiten. Dr. Johannes Kraus von der Logistik Initiative Bayern kommentiert:
Chancen für die Wirtschaft
Die zunehmende Bedeutung der Radlogistik bietet auch wirtschaftliche Chancen. In Bayern haben sich bereits mehrere innovative Hersteller von Lastenrädern und Anhängern etabliert, die zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen. Mittelständische (Rad-)Logistiker demonstrieren in vielen Städten, wie Logistik, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen harmonieren können.
Ausblick und Handlungsbedarf
Dr. Tom Assmann, Vorsitzender des Radlogistik Verbands Deutschland, zeigt sich positiv überrascht von den Ergebnissen: „Die Umfrage zeigt eindrücklich, dass Radlogistik als etablierte Variante der Zustellung in der Stadt und im Werksverkehr wahrgenommen wird.“ Er betont jedoch auch den Handlungsbedarf:
Um das Informationsdefizit anzugehen, planen die Studienpartner weitere Kooperationen. Am 21. November 2024 findet in Nürnberg der LogistikCongress | Bayern statt, bei dem das Thema „Radlogistik“ mit Vorträgen und regionalen Ausstellern in den Fokus gerückt wird.
Die detaillierten Ergebnisse der Befragung sind online auf den Websites der Logistik Initiative Bayern sowie des RLVD e.V. verfügbar.