Outdoor-Apps, Social Media und GPS-Plattformen verändern die Art, wie wir Natur erleben – und stellen den Naturschutz vor neue Herausforderungen. Wie gelingt es, Naturschutzinformationen wirksam in die digitale Tourenplanung zu integrieren? Welche Verantwortung tragen Plattformen und Nutzer*innen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich das Forschungsprojekt „Digital Ranger“, das u. a. von der Albrecht von Dewitz Stiftung (AVD Stiftung) gefördert wurde. In Zusammenarbeit mit Partnern wie Outdooractive, Naturparken und zivilgesellschaftlichen Organisationen untersuchte das Team der Universität Bayreuth die Chancen und Risiken digitaler Freizeitnutzung. Die Ergebnisse und Lösungsansätze präsentierte Projektleiter Prof. Dr. Manuel Steinbauer (Universität Bayreuth) nun bei VAUDE in Tettnang.
„Als die Projektanfrage vor vier Jahren bei der Albrecht von Dewitz Stiftung einging, war uns sofort klar, dass dieses Thema großes Potenzial hat, um ökologische Verantwortung bei Nutzer*innen zu stärken“, erklärt Jan Lorch, VAUDE Geschäftsführung Vertrieb & Nachhaltigkeit, Stiftungsrat AVD Stiftung. Es folgte eine enge Zusammenarbeit mit mehreren Projektpartnern, die untersuchten, wie digitale Plattformen tatsächlich genutzt werden und wie sich Naturschutzregeln integrieren lassen. Nach der Präsentation der Ergebnisse diskutierten auf dem Podium: Dr. Antje von Dewitz (VAUDE Geschäftsführerin, Stiftungsratsvorsitzende AVD Stiftung), Dr. Jan Lorch, Hartmut Wimmer (CEO Outdooractive), Steffen Reich (DAV), Prof. Dr. Manuel Steinbauer, und Moderator Prof. Manuel Sand (Outdoorsport und Adventuremanagement, Hochschule für angewandtes Management).
Über 90 Prozent nutzen digitale Plattformen zur Tourenplanung
Ob Wandern, Mountainbiken oder Skitour – über 90 Prozent nutzen digitale Medien zur Planung ihrer Outdoor-Aktivitäten, so ein zentrales Ergebnis der Studie. Dafür wurden über 3.000 Besuchende von Naturparks in ganz Deutschland befragt. Damit eröffnen digitale Plattformen eine große Chance für den Naturschutz: Schutzgebietsinfos und Hinweise auf Sperrungen lassen sich direkt und gezielt an über 90 Prozent der Nutzer*innen vermitteln.
Dabei gibt es noch Defizite: Viele Informationen sind schwer auffindbar, auf Plattformen unzureichend eingebunden oder fehlen ganz. Dadurch werden zahlreiche illegale Touren veröffentlicht, die regelmäßig zu Verstößen gegen das Naturschutzrecht führen – nicht aus Absicht oder Ignoranz. Denn Nutzer*innen vertrauen den Vorschlägen der Plattformen und erhalten keine klaren Hinweise auf bestehende Regelungen.
Nur rund 40 Prozent der Nutzer*innen kennen laut Studie die Naturschutzbestimmungen. „Hier besteht Handlungsbedarf“, betont Manuel Steinbauer. „Unsere Befragungen zeigen: Die Nutzer*innen wünschen sich klare Informationen. Plattformen sollten diesem Wunsch nachkommen, Schutzgebiete ins Routing integrieren und Regeln verständlich darstellen.“
Hindernisse bei der Digitalisierung
Die Digitalisierung bietet enormes Potenzial, um Naturschutzinfos situationsgerecht, aktuell und wirksam zu vermitteln. Doch dafür braucht es verlässliche Datengrundlagen, technische Weiterentwicklungen und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit – etwa zwischen Plattformen, Behörden und Verbänden. Um hier voranzukommen, wurde bereits 2020 der gemeinnützige Verein „Digitize the Planet“ gegründet, der Daten zu Schutzgebietsregeln, Gesetzen, und lokalen Vereinbarungen digitalisiert, standardisiert und frei verfügbar macht. Langfristig braucht es eine tragfähige, bundesweit koordinierte Infrastruktur, um diese Informationen systematisch und über föderale Grenzen hinweg bereitzustellen – idealerweise mit internationaler Anbindung. „Allianzen bieten hier eine große Chance, gerade wenn es um verschieden Interessen aus unterschiedlichen Bereichen geht“, so Antje von Dewitz.
Freiwilligkeit ist entscheidend
Wie lässt sich erreichen, dass die Regeln auch unterwegs eingehalten werden? Die Podiumsteilnehmer*innen waren sich einig: Freiwilligkeit ist der richtige Weg. „Wenn etwas verboten wird, entsteht oft Ablehnung. Das erleben wir aktuell auch in unserer Gesellschaft, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht“, so Antje von Dewitz. „Wichtig ist, die Sinnhaftigkeit zu vermitteln, die Community einzubinden und auf Freiwilligkeit zu setzen.“
Die Albrecht von Dewitz Stiftung
Die gemeinnützige Albrecht von Dewitz Stiftung wurde 2017 gegründet und hat ihren Sitz in der Bodenseeregion. Die Stiftung setzt sich für Alpine Sicherheit und nachhaltigen Bergsport ein – mit Programmen, die Menschen dazu befähigen, sich möglichst sicher und ökologisch verträglich in den Bergen zu bewegen. Mehr über die Albrecht von Dewitz Stiftung.
Mehr zum Projekt Digital Ranger: https://www.avd-stiftung.de/nachhaltiger-bergsport/gefoerderte-projekte-nachhaltiger-bergsport/digital-ranger
Der Referenz-Guide „Outdoorsport, Naturschutz und digitale Plattformen“ mit allen Projektinfos und -ergebnissen steht zum Download bereit.
Ihre Meinung ist gefragt
Bei uns kann man auch als Gast kommentieren (Anleitung). DISQUS respektiert „Do Not Track“ und bietet einen Datenschutz-Modus an. Umfassende Informationen zum Datenschutz auf Pedelec-Elektro-Fahrrad.de findet man hier.