Mit dem JAM² SL stellt Focus Bikes sein erstes Light-E-MTB vor. Dabei setzt die Stuttgarter Marke erstmals im vollgefederten E-MTB-Segment auf einen Antrieb von Fazua. Vor rund fünf Jahren hatte man nahezu als Erster den Fazua Evation in ein E-Hardtail gebaut und damit auch die Alpen überquert, was damals für recht viel Aufsehen gesorgt hatte. Eine solche Resonanz wünscht sich das Team von Focus Bikes natürlich auch für dieses Modell und hat sich deshalb mächtig ins Zeug gelegt. Wir haben uns die Neuheit einmal genauer angesehen und fassen unsere Erkenntnisse hier in allen Details zusammen.
Focus JAM² SL im Überblick
Bei der Konstruktion des neuen JAM² SL hatte das Team von Focus Bikes eine klare Vision vor Augen: ein leichtes E-MTB, reduziert auf das absolute Minimum, aber potent genug, um auf jedem Trail Spaß zu haben. Dafür hat man sich die Faktoren genau angeschaut, die das Fahrerlebnis auf dem E-MTB beeinflussen. Die Reichweite fällt vielen bestimmt als Erstes ein, diese hängt aber von vielen Faktoren ab und kann nicht generell für jede Situation vorhergesagt werden.
Das verwendete Antriebssystem hat hier sicherlich auch Einfluss, zum einen durch seine Effizienz, aber auch durch die Art der Nutzung durch den Fahrer. Dabei sind viele Nutzer zudem empfindlich in Sachen Geräuschentwicklung, so dass man hier auf ein möglichst leises System achten sollte.
Auch das Gewicht des E-Bikes spielt eine große Rolle, indem es sich auf das Fahrverhalten und die Fahrstabilität gleichermaßen auswirkt. Hat man den richtigen Mix aus Gewicht und Antriebsleistung gefunden, so macht die richtige Geometrie aus dem neuen Modell ein wendiges Bike, welches sich willig in die Kurven drücken und leicht in die Luft befördern lässt.
Die Macher haben für ihre Vision versucht, das Beste aus zwei Welten zu verknüpfen. Aus den Eigenschaften des puren Focus Jam und des Full-Power-E-MTB Jam² der mittlerweile 7. Serie hat man jetzt das Light-E-MTB JAM² SL entwickelt. Im direkten Vergleich punktet es vor allem bei der Geräuschentwicklung und dem Gewicht, muss aber bei der Performance in technischen Uphills und natürlich bei der Motorunterstützung machen.
Rahmen & Geometrie
Um ein geringes Gewicht mit einem möglichst steifen Rahmen zu kombinieren, hat Focus Bikes das Carbon-Layup des SAM² SL optimiert. So kommt bei den höherwertigen Modellen der neuen Serie das sogenannte MAX Carbon-Layup zum Einsatz, welches High Modulus-Fasern mit High Strength-Fasern und High-Tenacity-Fasern kombiniert, um eine sehr hohe Steifigkeit bei gleichzeitig reduzierten Gewicht zu erhalten.
Bei den anderen Modellen der Serie verzichtet man auf die High-Modulus-Fasern. Allerdings hat es aber trotzdem mit der optimalen Mischung der High Strength-Fasern und High-Tenacity-Fasern erreicht, dass eingehende Kräfte absorbiert werden können, gleichzeitig aber eine hohe Rahmensteifigkeit für ein agiles Lenkverhalten zur Verfügung steht. Das Modell ist für ein Gesamtgewicht von 135 Kilogramm freigegeben.
Dabei kommt auch das neue Oberrohr-Design ins Spiel, das von den Ingenieuren so ausgelegt wurde, dass neben dem Carbon-Layup auch der Querschnitt des Oberrohrs für Steifigkeit, Gewichtseinsparung und im Hinblick auf modernes Design optimiert werden konnte.
Um ein bestmögliches Handling zu garantieren, hat das Team aus Stuttgart auch auf eine niedrige Überstandshöhe geachtet, in dessen Zuge der Dämpfer teilweise in das Oberrohr integriert wurde. Das jetzt krawatten-förmige Oberrohr stellt laut der Macher jetzt die neue Iteration der Designsprache von Focus dar.
Beim Unterrohr-Design standen Funktionalität, geringes Gewicht und hohe Steifigkeit im Vordergrund, wobei das Entwicklungsteam trotzdem eine schlanke Silhouette gestalten konnten. Darin konnten Motor und Akku vollständig integriert werden und sind so bestens geschützt.
Die Geometrie des neuen Rahmens kann an zwei Stellschrauben an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Zum einen lässt sich der Lenkwinkel um ein Grad von 64,5° auf 65,5° verstellen, und zwar durch das Drehen der Steuersatzschalen, wie man es schon beispielsweise beim aktuellen Specialized Turbo Levo erledigen kann. Auf den Sitzwinkel soll diese Verstellung übrigens keinen Einfluss haben, wohl aber in der flacheren Einstellung auf das Fahren bergab und in der steileren Position für die Agilität auf den Trails.
Als zweite Möglichkeit kann man die Länger der Kettenstrebe verändern. Am Ausfallende stehen dafür Flip-Chips zur Verfügung, mit deren Hilfe man die Länge der Kettenstreben um sieben Millimeter verändern kann. Durch die Änderung kann man das Verhalten des JAM² SL grundlegend verändern und entweder auf Stabilität oder Agilität hin ausrichten.
Antrieb & Batterie
Wie schon zuvor schon mitgeteilt, hat sich Focus in Sachen Antrieb für den Fazua Ride 60 entschieden, der laut Entwicklungsteam perfekt zu dessen Vorstellung von einem leichten E-MTB passt. Der Antrieb ist so ins Unterrohr integriert, dass man ihn kaum als solchen erkennen kann, wobei er auch leise agiert und sich so kaum bei den Fahrten bergauf und bergab störend in den Vordergrund spielt.
Das Antriebssystem stellt dem Fahrer ein maximales Drehmoment von 60 Newtonmeter zur Verfügung und eine maximale Leistung von 450 Watt. Focus hat sich für die herausnehmbare Variante der Fazua Energy 430 entschieden, die 430 Wh an Kapazität bereitstellt. Per Range Extender mit weiteren 210 Wh kann die Kapazität auf 640 Wh erhöht werden.
Die zur Verfügung stehende Reichweite kann mittels Fazua-App noch beeinflusst werden, indem man die maximale Leistung, das Unterstützungsverhältnis, die Reaktionsfähigkeit und auch die Beschleunigung des Antriebs nach seinen Bedürfnissen einstellt. Von Haus aus bringt das System drei verschiedene Fahrmodi mit, die über die kompakte Fazua Ring Control am linken Lenkergriff ausgewählt werden können.
Welcher Unterstützungsmodus ausgewählt ist und wie viel Energie noch zur Verfügung steht, zeigt der Fazua LED Hub auf dem Oberrohr an, welcher zudem noch eine USB-C-Buchse zur Energieversorgung von Smartphone und GPS-Gerät für unterwegs mitbringt. Ist der Energy 430-Akku leer, steht in der hinteren Steckachse ein Inbus-Schlüssel zur Verfügung, mit welchem man die Befestigungsschraube von dessen Abdeckung am Unterrohr ganz leicht entfernen und so den Akku herausnehmen kann.
Fahrwerk & Ausstattung
Die Focus JAM² SL Modelle sind allesamt mit Federgabeln und Dämpfern von Fox ausgerüstet, abgesehen vom Einstiegsmodell, welches mit DVO-Gabel und Rock Shox-Dämpfer versehen ist. Die Stuttgarter verbauen die neuesten Versionen der Fox 36-Baureihe in diversen Varianten, beim Top-Modell natürlich die goldglänzende Factory-Variante mit Kashima-Ausrüstung.
Für die Kinematik des Hinterbaus hat Focus ebenfalls ein Upgrade durchgeführt, welches vor allem in der Anzahl der Gelenkteile des hauseigenen F.O.L.D.-Systems zeigt. Die Abkürzung steht für FOCUS Optimised Linkage Design und soll jetzt die Bremseinflüsse noch besser kompensieren und dem Nutzer so in jeder Situation die beste Kontrolle über das Bike verleihen. Die verbauten Lager sind zudem mit einer zusätzlichen Dichtung versehen worden, um deren Lebensdauer weiter zu verlängern.
Beim Top-Modell kommt weiter die Sram X01 Eagle AXS zum Einsatz, die ein elektronisches Schalten ganz ohne Kabel erlaubt. Bei den anderen Varianten kommen ebenfalls 12-Gang-Schaltungen von aus der Shimano XT-Serie bzw. der Sram SX/NX-Baureihe zum Einsatz, allerdings in der mechanischen Variante.
Ähnliches bei den Bremsen. Sram G2 Ultimate bei der Top-Version, Shimano und Magura bei den anderen Modellen. Das Einstiegsmodell ist mit der Sram Guide T ausgerüstet. Komischerweise kommt gerade das teuerste Modell mit einer 180er-Bremsscheibe hinten, den Sinn dahinter können wir nicht nachvollziehen.
Auf verschiedenen Laufrädern (z.B. Mavoc Crossmax oder DT Swiss H1700) sind Reifen von Maxxis oder Schwalbe aufgezogen. Den Maxxis Dissector an der Top-Variante finden wir etwas unpassend, da gering profiliert, wobei das Einstiegsmodell mit dem Minion DHF auf beiden Rädern glänzt. Man kann annehmen, dass sich das Entwicklungsteam von Focus Bikes bei der Geschichte etwas gedacht hat, oder nicht?
Auf der absenkbaren Sattelstütze von Post Moderne sitzt jeweils der fizik Taiga Sattel. Deren Betätigungszug läuft wie die anderen Kabel gleich durch den C.I.S.-Vorbau in den Steuerkopf und schafft so ein cleanes E-Mountainbike. Beim Top-Modell sogar mit integrierter Lenker-Vorbau-Einheit.
Apropos clean. Damit wichtige Parts des Rahmens nicht beschädigt werden, liefert Focus ein Zubehörset mit Stickern mit, die maßgefertigt sind und so vor Lackschäden schützen können. An wichtigen Teilen des Rahmens sind spezielle Rahmenschutzteile verbaut.
Modellübersicht
Focus Jam² SL 9.0 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Ride 430 Wh
Display: Fazua LED Hub / Ring Control
Rahmen: Carbon, 150 mm
Gabel: FOX 36 Float Factory 29, 160 mm
Dämpfer: FOX Float DPS Factory
Schaltung: SRAM XO1 Eagle, 1×12
Bremsen: SRAM Centerline, 200 / 180 mm v/h
Kurbelgarnitur: Rotor eKAPIC RF Link 29
Vorbau: FOCUS C.I.S. integrated, 50 mm, 0°, 35 mm
Sattelstütze: Post Moderne dropper post PM-MT171, 31.6 mm
Sattel: fi‘zi:k Taiga
Laufräder: Mavic Crossmax X LR 29″
Reifen: Maxxis Dissector, 2.4 Exo
Gewicht: 17,9 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 11.499 EUR
Focus Jam² SL 9.9 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Ride 430 Wh
Display: Fazua LED Hub / Ring Control
Rahmen: Carbon, 150 mm
Gabel: FOX 36 Float Performance Elite 29, 160 mm
Dämpfer: FOX Float X Performance
Schaltung: Shimano Deore XT M8100, 1×12
Bremsen: Shimano XT IceTech, 203 mm v/h
Kurbelgarnitur: Rotor eKAPIC
Vorbau: FOCUS C.I.S. integrated, 50 mm, 0°, 35 mm
Sattelstütze: Post Moderne dropper post PM-MT171, 31.6 mm
Sattel: fi‘zi:k Taiga
Laufräder: DT Swiss HX1700 LS, 30-622, 110×15 mm / 12×148 mm
Reifen: Schwalbe Magic Mary, 2.4 / Schwalbe Nobby Nic 2.4 v/h
Gewicht: 19,19 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 8.499 EUR
Focus Jam² SL 8.8 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Ride 430 Wh
Display: Fazua LED Hub / Ring Control
Rahmen: Carbon, 150 mm
Gabel: FOX 36 Float Rhythm 29 E-Bike, 160 mm
Dämpfer: Fox Float DPS
Schaltung: Shimano Deore XT M8100, 1×12
Bremsen: Magura Storm HC, 203 mm v/h
Kurbelgarnitur: Rotor eKAPIC RF Link 29
Vorbau: FOCUS C.I.S. integrated, 50 mm, 0°, 35 mm
Sattelstütze:Post Moderne dropper post PM-MT171, 31.6 mm
Sattel: fi‘zi:k Taiga
Laufräder: RaceFace AR30 / Novatec
Reifen: Maxxis Assegai, 2.5, 3C MaxxTerra Exo TR / Maxxis Dissector 2.4, WT 3C MaxxTerra Exo TR v/h
Gewicht: 19,69 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 6.999 EUR
Focus Jam² SL 8.7 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Ride 430 Wh
Display: Fazua LED Hub / Ring Control
Rahmen: Carbon, 150 mm
Gabel: DVO Diamond E3, 160 mm
Dämpfer: Rock Shox Deluxe Select+
Schaltung: SRAM NX Eagle, 1×12
Bremsen: SRAM G2, 200 mm v/h
Kurbelgarnitur: Samox EC40 ISIS
Vorbau: FOCUS C.I.S. integrated, 50 mm, 0°, 35 mm, aluminium
Sattelstütze:Post Moderne dropper post PM-MT171, 31.6 mm
Sattel: fi‘zi:k Taiga
Laufräder: RaceFace AR30 / Novatec
Reifen: Maxxis Minion DHF, EXO
Gewicht: 20,19 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 6.199 EUR
Fazit
Mit dem neuen Focus SAM² SL hat die Stuttgarter Marke jetzt auch ihr erstes Light-E-MTB mit Vollfederung vorgestellt, welches sich aufgrund der Daten auf dem Papier sogleich zum Highlight in diesem Segment entwickeln könnte. Ob es sich gegen das Pivot Shuttle SL, das Transition Relay oder weitere Modelle mit einer ähnlichen Konfiguration durchsetzen kann, bleibt einem ausführlichen Test vorbehalten. Wir werden dann hier in aller Ausführlichkeit von unseren Erfahrungen berichten.
Bis dahin alles Weitere direkt unter www.focus-bikes.com.