Im Frühjahr 2018 haben wir über Bosch berichtet, als das Unternehmen infolge einer Konzernbetriebsvereinbarung die Bereitstellung von Fahrrädern und E-Bikes für seine Beschäftigten ermöglicht hatte. Die Bosch-Mitarbeiter konnten dabei, einen unbefristeten und zumindest noch drei Jahre gültigen Vertrag vorausgesetzt, bis zu zwei Fahrradmodelle oder Pedelecs über ihren Arbeitgeber beziehen. Insgesamt richtete sich das Angebot an bis zu 100.000 Mitarbeiter des Konzerns, welchen die Fahrzeuge im Rahmen der sogenannten Entgeltumwandlung gestellt wurden.
In den anderthalb Jahren von Februar 2018 bis heute haben sich über 12.000 Bosch-Mitarbeiter für das Angebot entschieden. Für die Bereitstellung des Services arbeitete Bosch mit dem führenden Anbieter JobRad zusammen, der in einem Interview mit Ruth Schulze, Director employment conditions bei der Robert Bosch GmbH, herausfinden möchte, was die Erfolgsfaktoren bei der Einführung des Dienstradangebots waren und wie dieses auf das Angebot auf das Unternehmensziel “Klimaneutralität ab 2020“ einzahlt.
Frau Schulze, die Robert Bosch GmbH bietet ihren Beschäftigten in Deutschland seit 2018 Dienstradleasing an. Warum?
Ruth Schulze: Wir möchten die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern – und das auch außerhalb des Werksgeländes. Das Dienstrad ist dafür die richtige Maßnahme. Hinzu kommt, dass unsere Standorte in vielen Fällen mit dem Fahrrad oder E-Bike einfach leichter zu erreichen sind. Radpendeln fördert außerdem die Kreativität: Die besten Ideen kommen Mitarbeitern nicht selten, wenn sie auf dem Weg zur Arbeit in die Pedale treten – davon profitieren wir als Arbeitgeber. Wichtig ist auch, dass wir mit dem Dienstradangebot einen Beitrag zum Umweltschutz und zur Verbesserung der Luftqualität leisten.
Bosch möchte als erstes globales Industrieunternehmen ab dem Jahr 2020 klimaneutral sein. Welche Rolle spielt dabei die betriebliche Mobilität?
Ruth Schulze: Der Hauptfokus liegt auf der CO2-Neutralstellung der Bereiche Entwicklung, Produktion und Verwaltung. Betriebliche Mobilität ist aber ebenfalls ein wichtiger Baustein: Mit unseren Mobilitätsangeboten ermöglichen wir den Mitarbeitern, ihren persönlichen Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten und ihren individuellen C02-Fußabdruck zu verringern. Das Dienstrad ist dabei eines der attraktivsten Portfolioelemente, weil es im Prinzip keine Emissionen erzeugt.
Innerhalb von eineinhalb Jahren haben sich über 12.000 Bosch-Mitarbeiter für ein Fahrrad oder E-Bike als Jobrad entschieden. Wie haben Sie das geschafft?
Ruth Schulze: Mit einer Mischung aus gezielter interner Kommunikation und einem wirklich beeindruckenden Medienecho. Nicht wenige Mitarbeiter haben vermutlich durch die Zeitung erfahren, dass Bosch ihnen ab sofort Diensträder anbietet. Ziel der internen Vermarktung des Angebots war, dass jeder und jede Beschäftigte für sich abwägen kann: Ist Fahrradleasing für mich das Richtige oder nicht? Wir haben deshalb umfassend im Intranet, mit Flyern und auf Infoveranstaltungen informiert und auch einen individuellen Vorteilsrechner bereitgestellt. Ein wichtiger Faktor ist sicher auch, dass Bosch selbst Hersteller von E-Bike-Antrieben ist und die Mitarbeiter mit dem Dienstrad die eigene Technik „erfahren“ können. Das haben wir für die Kommunikation natürlich aktiv genutzt…
…und das Dienst-E-Bike wurde gewissermaßen zum „Must-Have“ der Bosch-Mitarbeiter. Dabei gab es zu Beginn vermutlich auch bei Bosch Bedenken, ob der mit dem Fahrradleasing verbundene Aufwand nicht zu groß sein würde.
Ruth Schulze: Stimmt. Wir haben mit weniger Rädern und dafür mit mehr Aufwand gerechnet (lacht). Und natürlich wurden vor Einführung des Angebots auch mögliche Risiken thematisiert. An diesem Punkt war entscheidend, dass wir es als Projektteam geschafft haben, im Unternehmen die Perspektive auf das Thema zu verändern und klar zu machen: Mit dem Dienstradangebot bieten wir unseren Beschäftigten einen echten Mehrwert und leisten außerdem einen wertvollen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft. Und die Praxis zeigt: Die Verwaltung der Diensträder ist absolut handelbar.
Vom Umfang des administrativen Aufwands abgesehen: Was war für die Auswahl des Dienstradleasing-Anbieters entscheidend?
Ruth Schulze: Zum einen ging es darum, einen Partner mit der nötigen Erfahrung zu finden, der bereit ist, sich auf unsere individuellen Bedürfnisse und Prozesse einzulassen und der entsprechende Lösungen entwickeln kann. Darüber hinaus war aber noch ein anderer Aspekt wichtig: Bei JobRad haben wir von Anfang an gespürt, wie sehr man dort für das Thema brennt – die wollen nachhaltige Mobilität tatsächlich voranbringen.
Fazit
Mit ihrer Entscheidung, den Mitarbeitern im Rahmen einer Entgeltumwandlung Fahrräder und Pedelecs anzubieten, steht Bosch bei weitem nicht alleine da und war bestimmt auch nicht das erste Unternehmen, welches solch ein Fahrrad-Leasing umgesetzt hat. Aber als großes und global agierendes Unternehmen ist man doch viel mehr im Fokus als kleinere Firmen und kann diesen als Beispiel dienen, dass das Leasing im großen Stil funktionieren kann. Dass die Bosch-Mitarbeiter im Bereich Organisation vom Ansturm auf das Angebot überrascht wurden, ist ein gutes Zeichen und wird sich für das Unternehmen noch auszahlen. Große Erfahrung und Unterstützung fanden sie in den Partnern von JobRad.
Mehr unter www.jobrad.org.
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24. Oktober 2019
leasing bedeutet auch “nach 3 jahren neu” und ist damit umweltschädlich..
24. Oktober 2019
Man kann auch gebrauchte Räder verkaufen und weiter nutzen. Gibt genug Anbieter wie Greenstorm, rebike1 usw. Auf die Müllhalde kommen die Pedelecs eher nicht…
24. Oktober 2019
Das abgelaufene Leasingrad wird
weitergenutzt oder weiterverkauft. Real ist irgendwann doch die Vertragsverlängerung mit einem Neurad. Zu verlockend sind neue Technik und neue Garantiezeiten. Der Besitzerdes Altrades hat nun noch nicht einmal mehr einen Kulanzanspruch, einen Reparaturtermin wird für die Alttechnik kaum finden, zu unheimlich sind dem Handel alte Akkus und das Beschaffungsproblem der Elektroradersatzteile.
Die alte Lieferkette aber kann zufrieden sein, sie muss keine Ansprüche mehr befriedigen. Eingeleitet wurde dieser Kreislauf mit dem
Steuersparmodell des Gesetzgebers, der sich eigentlich um nachhaltiges wirtschaften
kümmern soll.
Das Fahrrrad ist eben nicht grundsätzlich umweltfreundlich…