Mit dem neuen Antrieb macht der Antriebshersteller die über Jahre im eMTB-Racing gesammelten Erfahrungen für alle zugänglich
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Die Performance Line CX Race Limited Edition ist der bisher leichteste, gleichzeitig aber auch am stärksten unterstützende Motor von Bosch eBike Systems. Er wird im Programm von Bosch 2023 verfügbar sein und soll nur in Top-Level-E-MTBs verbaut werden. Dazu bringt er einen exklusiven Race-Modus mit, der auf jahrelangen Erfahrungen verschiedener Teams aus zahlreichen Rennen basiert. Im eMTB-Racing geht es oft um Zehntelsekunden und den entscheidenden Vorteil hat, wer zum richtigen Zeitpunkt die benötigte Kraft auf den Boden bringen kann. Ab dem Modelljahr 2023 können alle Nutzer davon profitieren, wenn der Antrieb in den Top-Modellen der Hersteller zu finden ist.

Bosch eBike Systems und der Rennsport

Nahezu seit dem Start als Antriebshersteller hat Bosch eBike Systems sich im Rennsport engagiert. Nach einem Event bei Rad am Ring, welches nicht die gewünschte Aufmerksamkeit brachte, ging es mit zusätzlichen Rennen bei etablierten Events weiter, bevor man sogar seine eigene Rennserie auf den Weg brachte.

Die Bosch eMTB Challenge als eine Art „Schnitzeljagd für Erwachsene“ (O-Ton Claus Fleischer) stellt aber nur die Brücke dar, um die Beobachter und Teilnehmer ans professionelle eMTB-Racing heranzuführen. Hier hat sich Bosch eBike Systems von Beginn an engagiert und die Etablierung der EWS-E im Rahmen der Enduro World Series entscheidend mitgeprägt.

Joris Ryf im Gespräch mit Enrico Guala

Dabei geht es auch um die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen, wobei sich Bosch eBike Systems seit jeher für einen sauberen Rennsport starkmacht, mit einheitlichen Regularien und aktivem Vorgehen gegen Tuning. Außerdem wurden Kooperationen mit Profis und Hersteller-Teams realisiert. Zur Entwicklung des neuen Antriebs teilt Joris Ryf, Schweizer eMTB-Profi, mit:

Für uns Profis war es eine echte Bereicherung an der Entwicklung eines Produkts für unsere Wettkämpfe beteiligt zu sein. Wichtig war für mich vor allem eine Drive Unit, durch die ich schneller auf Top-Speed komme und länger auf Höchstgeschwindigkeit bleibe – das ist uns gelungen.Joris Ryf

Im neuen Performance CX Race steckt demnach alles an Know-how, was die Fahrer im Laufe der Jahre gesammelt haben und die Ingenieure dann in Form von Verbesserungen in die Software haben einfließen lassen. Zudem hatte man die Änderungen dann in zahlreichen Testfahrten dann zusammen auf ihre Auswirkungen hin verifiziert.

Tracy Moseley zur neuen Bosch Performance Line CX Race Limited Edition

Performance Line CX Race Limited Edition im Detail

Der exklusiv für die Performance Line CX Race Limited Edition entwickelte Race-Modus stellt den Nutzern demnach eine neue Art der Unterstützung bis zu 400 % bereit, die energisch und direkt funktioniert. Die Drive Unit reagiert damit schnell, sowohl bei der Bereitstellung der Unterstützung, wie auch bei deren Zurücknahme. So können sportliche Fahrer sehr genau steuern, wann der Antrieb unterstützen soll und wie kräftig.

Produktmanager Christoph Schumacher erklärt den speziellen Antrieb

Der vom aktuellen Performance Line CX bekannte Extended Boost, der im eMTB-Modus verfügbar ist, wurde für den Race-Modus nochmals stärker ausgelegt und schiebt länger an, so dass auch größere Steine und Felsbrocken besser überwunden werden können. Um alle Vorteile dieser Wirkweise zu nutzen, muss der Fahrer aber über eine präzise Fahrtechnik verfügen.

Der Race-Modus kann weiter an die jeweilige Situation angepasst werden. Dafür kann mit Hilfe der eBike Flow App die Unterstützung, die Dynamik, die maximale Geschwindigkeit und das maximale Drehmoment hin angepasst werden. So kann man auf spezielle Eigenarten einer Strecke reagieren und sich somit Vorteile verschaffen.

Mechanisch hat der Motor ebenfalls ein Upgrade erhalten und wiegt nun nur noch 2,75 kg statt 2,9 kg. Dies wurde durch Änderungen und Optimierungen im Innenleben des Motors und auch am Gehäuse erreicht. Um sich auch optisch von dem bekannten Drive Unit abzugrenzen, hat die Neuheit dann ein graues Metall-Finish erhalten, auf welchem dann auch die geänderte Motorplakette mit rotem Race-Schriftzug thront.

Bosch Performance Line CX Race Limited Edition

Hersteller können damit gewichtsoptimierte E-Mountainbikes bauen, die leichter sind und sich einfacher über schwierige Passagen bergauf bewegen lassen und auch bei Trage- und Schiebepassagen besser zu handhaben sind. Auch bergab bringt das geringere Gewicht mehr Spaß und Kontrolle bei Sprüngen, Spitzkehren und verblocktem Terrain.

Claus Fleischer zum Performance Line CX Race Limited Edition

So kann man von einem guten Wettbewerbsvorteil profitieren, auch weil der Antrieb über 120 U/min noch kräftig unterstützt. Das maximale Drehmoment von 85 Nm ist dabei gleich geblieben und bietet genügend Kraft für die Überwindung jeglicher Anstiege. Ob dank hoher Effizienz auf ausdauernden Etappen oder auf sportlichen Sprints: der Performance Line CX Race Limited Edition macht beides möglich.

First Ride: Performance Line CX Race Limited Edition

Passend zum Nutzungsszenario hatte Bosch eBike Systems zur Vorstellung nach Finale Ligure geladen, wo in den nächsten Tagen auch der Saisonabschluss der EWS-E stattfindet. Wir haben es uns in diesem Zusammenhang auch nicht nehmen lassen, die neuen Eigenschaften des Performance Line CX Race direkt auf den atemberaubenden Trails rund um Finale Ligure auszuprobieren.

Enrico Guala vom Marketing der Finale Outdoor Region

Enrico Guala, der die Entwicklung der Mountainbike-Region rund um Finale Ligure entscheidend mitgeprägt hat, gab zuvor noch etwas über die Geschichte der Trails preis, die auf einem 32.000 Jahre alten Wegenetz basieren. Seit den frühen 80ern werden diese von den ersten Mountainbikern genutzt und ab Jahrtausendwende beschleunigte sich die Entwicklung als Mountainbike-Destination massiv, als Rennserien dort Halt machten bzw. auch dort begründet wurden.

Jerome Clementz bei der Präsentation

Nach der Vorstellung des neuen Antriebs auf dem Fortezza di Castelfranco, welches einen einzigartigen Rahmen bot, ging es sogleich mit dem Bosch-Team rund um Claus Fleischer und Profi-Fahrern wie Jerome Clementz, Tracy Moseley und Joris Ryf auf den Ride. Zusammen mit Enrico Guala raus nach Finalborgo und dann bergauf über Wege mit sehr groben Schotter.

Hier hatte man eine gute Möglichkeit, die Power des Race-Modus direkt auszuprobieren. Gegenüber dem Turbo-Modus legt er noch eine ordentliche Schippe drauf und bringt einen mit viel weniger Mühe den Anstieg hinauf. Stufen lassen sich dann dank dem neuen Extended Mode dabei noch besser bewältigen als im bekannten eMTB-Modus und lassen den versierten Fahrer dann nach neuen Herausforderungen suchen.

Bergauf ging es dann über steinige Trails im Wald, die noch einige Herausforderungen für die Testfahrer bereithielten. Kurze Zeit später hatten wir eine Aussicht mit den Kirchen Santa Maria Maddalena und San Martino erreicht, wo man eine kurze Rast eingeplant hatte.

Nach der Verschnaufpause, die sich auch zum Fachsimpeln anbot, ging es ein kurzes Stück hinab, wo man ein perfektes Gelände vorfand, um die neuen Features des Antriebs auszuprobieren.

Bild: Bosch / Christoph Bayer

Enrico Guala in seinem Element; Bild: Bosch / Christoph Bayer

Nachdem man sich zusammen mit den Pro-Ridern an mehreren Stationen ein Bild von den Vorzügen des neuen Antriebs gemacht hatte, welches für interessante Aufschlüsse sorgte, ging es dann weiter bergab. Über ein paar fordernde Trails im Wald gelangten wir dann an eine Stelle, an denen man einen Loop fahren konnte, um die verschiedenen Unterstützungsstufen miteinander zu vergleichen.

Auf einem schnellen flachen Stück durch den Wald mit einigen spaßigen S-Kurven konnte man bergauf dann die Wirkweisen von eMTB-Modus, Turbo-Modus und dem neuen Race-Modus gegeneinander antreten lassen. Schnell wurde klar, dass man mit dem eMTB-Modus die Strecke zwar sehr gut bewältigen kann, aber deutlich mehr Einsatz bringen muss.

Bild: Bosch / Christoph Bayer

Der Turbo-Modus hingegen zeigte sich als weniger geeignet, weil er sich nicht so zielgenau steuern ließ und oft nicht die passende Unterstützung lieferte. Anders der Race-Modus. Hier konnte man zielgenau viel Kraft anfordern, welches einen dann sehr gut über verschiedene Schlüsselstellen brachte. Für einen sehr versierten Fahrer bringt dies viele Vorteile und dieser kann sich dann eventuell die notwendigen Sekunden holen, um ein Rennen für sich zu entscheiden.

Bild: Bosch / Christoph Bayer

Danach war die Rückfahrt hinunter nach Finale angesagt, die nochmals über herausfordernde Trails führte. Legen Hersteller es darauf an, ein besonders leichtes E-MTB zu bauen, steht der Performance Line CX Race Limited Edition dem sicherlich nicht entgegen. So kann man die Trail-Performance bergauf und bergab nochmals deutlich steigern. Auf dem grobschotterigen Weg war die Performance des Bikes auf jeden Fall nicht am Limit angelangt. Überrascht hat uns auch die Effizienz der Drive Unit, denn trotz herausfordernder Anstiege und Runden kamen wir mit 67 % Restkapazität zurück in die Fortezza.

Bild: Bosch / Christoph Bayer

E-Mountainbikes, die mit dem Performance Line CX Race Limited Edition ausgestattet werden, können ebenfalls von den Neuheiten profitieren, die Bosch eBike Systems bereits früher in diesem Jahr vorgestellt hat. Ob Mini-Remote, Smart Controller oder auch verschiedene Batteriegrößen: für den Wettbewerb im Rennzirkus oder auch für private Höhenflüge kann jetzt genau das E-MTB gebaut werden, welches den Anforderungen genügt.

Jerome Clementz; Bild: Bosch / Christoph Bayer

Fazit

Die jahrelange Iteration aufgrund der Erkenntnisse vieler Top-Fahrer im Rennzirkus macht es möglich, dass Bosch eBike Systems den Bike-Herstellern jetzt eine besondere Version seines sonst ebenfalls überragenden Motors anbieten kann. Der Antrieb liefert unter Einhaltung aller gesetzlichen Regelungen eine spürbar stärkere Performance ab und kann damit versierten Fahrern, Renn-Amateuren und natürlich Pro-Ridern dabei helfen, ihre Leistung an signifikanten Stellen zu verbessern und damit eine Rennentscheidung herbeizuführen.

Beim Testride auf den Trails in Finale Ligure konnten wir das Leistungspotenzial des Antriebs deutlich spüren und sind uns sicher, dass dieser in einem Wettbewerb den Unterschied ausmachen kann. Wir jedenfalls sind gespannt, wenn die ersten Modelle mit dem Antrieb auf den Markt kommen und werden dann berichten und auch einer ausgiebigen Testfahrt nicht abgeneigt sein.

Bild: Bosch / Christoph Bayer

Alle weiteren Informationen stehen jetzt auch unter www.bosch-ebike.com bereit.

Quelle: PM Bosch
Bilder: S. Kennz.