Das Fahrrad ist ein Stück europäische Identität, ein fantastisches Produkt, wertvoll für Mensch, Mobilität und Umwelt. Wir dürfen es nicht schlechter Verkehrspolitik überlassen.“ – so formulierte es kürzlich treffend das Manager Magazin. In diesem Sinne legt der weltgrößte Fahrradclub ADFC heute seine Zukunftsempfehlungen für die Bundesregierung vor. Zehn starke Argumente für das „Fahrradland-Plus“ liefert der ADFC gleich mit.
ADFC-Bundesvorsitzender Frank Masurat sagt: „Warum sollte eine Bundesregierung in krisenhaften Zeiten wie diesen das Fahrradfahren fördern? Ganz einfach: Weil sie mit vergleichsweise kleinen Investitionen in gute Radinfrastruktur eine große Wirkung für alle Menschen in Deutschland und für den Wirtschaftsverkehr erzielen kann. Weniger Stau, mehr Verkehrssicherheit, gesündere Menschen, höhere Lebensqualität und ein attraktiver Wirtschaftsstandort – das ist das Fahrradland-Plus, für das wir werben.“
Die Bundesregierung hat sich mit dem Nationalen Radverkehrsplan zwar schon 2019 vorgenommen, für ein Fahrradland mit flächendeckend durchgängigen und einladenden Radwegenetzen, ausreichend Fahrradparkplätzen und fahrradfreundliche Bedingungen zu sorgen. Umgesetzt ist davon aber wenig. Das Radfahren gleicht in vielen Städten und Dörfern immer noch einer gefährlichen Mutprobe. Gründe sieht der ADFC in einer fehlenden Gesamtstrategie für nachhaltige Mobilität, der fehlenden Verbindlichkeit der Radverkehrsförderung, der fehlenden Netzplanung und langfristigen Finanzierung.
Konkret empfiehlt der ADFC der nächsten Bundesregierung:
- einen Bundesmobilitätsplan als integrierte Gesamtstrategie zu entwickeln
- einen Bund-Länder-Vertrag, um den Radverkehr verbindlich zu fördern
- einen Plan für ein Radnetz Deutschland für Alltag und Tourismus
- und einen Infrastrukturfonds mit einer festen Säule für den Radverkehr.
Masurat: „Es reicht nicht, das Radfahren zu loben, so lange die Straßen abweisend bleiben. Nachhaltige und bezahlbare Mobilität ist eine nationale Aufgabe, keine alleinige Aufgabe der Kommunen. Der Bund muss eine verbindliche Strategie für die Mobilität der Zukunft entwickeln. Darin muss das Fahrrad für den Nahbereich die zentrale Rolle spielen, intelligent vernetzt mit einem gut ausgebauten Angebot von Bus und Bahn. Dann wird der Verkehr für alle angenehmer, sicherer und flüssiger.“
Der ADFC nennt zehn Argumente für das „Fahrradland-Plus“:
- flüssiger Verkehr und weniger Stau
- attraktiver Wirtschaftsstandort durch moderne Infrastruktur für alle
- mehr Verkehrssicherheit und weniger Tote
- sichere Schulwege und kinderfreundliche Quartiere
- gesündere Menschen durch aktive Mobilität
- hohe Lebensqualität und entspannter Lebensstil
- saubere Luft und klimafreundlicher Verkehr
- starke Umsätze im Radtourismus als regionale Wirtschaftsförderung
- bezahlbare Mobilität und mehr gesellschaftlicher Zusammenhalt
- kleine Ausgaben, große Wirkung durch Investitionen in den Radverkehr
Der ADFC ruft die nächste Bundesregierung dazu auf, die Förderung des Radverkehrs im Koalitionsvertrag zu verankern und in den ersten 100 Tagen einen Entwurf für einen Bund-Ländervertrag zu erstellen.
Das ist das „Fahrradland-Plus“
Deutschland soll laut Nationalem Radverkehrsplan ein attraktives Fahrradland werden. Der Radverkehr soll zunehmen. Allerdings konnte die Bundesregierung bisher nicht beziffern, wie hoch das Potenzial des Radverkehrs konkret ist.
Der ADFC hat deshalb im vergangenen Jahr eine Potenzialanalyse des renommierten Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung vorgelegt. Sie zeigt, dass bei optimaler Förderung bis 2035 ein Radverkehrsanteil von bis zu 45 Prozent im Nahbereich erreicht werden kann – mehr als dreimal so viel wie aktuell (13 Prozent). Das bedeutet, dass innerorts fast die Hälfte der Wege mit dem Rad zurückgelegt werden kann – bei einem Einsparungspotenzial von jährlich 19 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Voraussetzung für das „Fahrradland-Plus“ ist der zügige Ausbau der Radwegenetze, optimierte Schnittstellen mit dem öffentlichen Verkehr und „Kommunen mit kurzen Wegen“.