Die Diskussion um eine bevorstehende EU-Regulierung zur Begrenzung von Pedelec-Motoren auf 750 Watt und 100 Newtonmeter Drehmoment ist in vollem Gange. Unterstützt durch zentrale Akteure der Industrie und relevante Branchenverbände zeichnet sich eine Linie ab, die weitreichende Folgen für das gesamte Segment haben könnte – und das nicht nur im technischen, sondern vor allem im gesellschaftlichen Sinne.
Leistung vs. Realität – Wer fährt hier wirklich zu viel?
Der Ansatz, Pedelecs über die Antriebsleistung zu regulieren, mag aus Sicht der Produktsicherheit auf den ersten Blick nachvollziehbar erscheinen. Doch die tatsächliche Nutzung zeigt: Höhere Motorleistungen bedeuten nicht automatisch höhere Geschwindigkeiten oder ein größeres Risiko für andere Verkehrsteilnehmer.
Besonders bei schwereren Modellen – etwa Mehrpersonen-, Lasten- oder Spezialrädern – ist zusätzliche Leistung vielmehr notwendig, um innerhalb des gesetzlich erlaubten Geschwindigkeitsbereichs sicher und effizient unterwegs zu sein.
Eine pauschale Begrenzung greift hier deutlich zu kurz. Denn sie ignoriert, dass bestimmte Nutzergruppen – zum Beispiel schwerere oder auch ältere Menschen, Familien, Personen mit körperlichen Einschränkungen oder Berufstätige im Liefer- und Transportbereich – auf eine stärkere Unterstützung angewiesen sind als sportlich orientierte Radfahrer am Wochenende.
Regulierung als Marktlenkung?
In der aktuellen Debatte wird deutlich, dass es weniger um reine Sicherheits- oder Umweltfragen geht als vielmehr um die strategische Ausrichtung des Marktes. Große Hersteller, deren Produktportfolios auf das bestehende Leistungssegment zugeschnitten sind, forcieren klare Grenzen, die ihnen Wettbewerbsvorteile sichern – allerdings auf Kosten der Vielfalt.
Dieser Kurs wird von Branchenverbänden teilweise gestützt. Doch er könnte sich als kurzsichtig erweisen: Wer heute mit normativen Mitteln verhindert, dass neue Marktsegmente entstehen – etwa im Bereich der alltagstauglichen, inklusiven Mobilität – verbaut sich morgen das Wachstum. Gerade in einer Phase, in der viele Hersteller mit rückläufigem Absatz und vollen Lagern zu kämpfen haben, wäre der Ausbau neuer Anwendungsfelder dringend nötig.
Ein Beispiel für eine differenzierte Haltung zu diesem Thema liefert DJI in einem aktuellen Statement zur geplanten EU-Begrenzung. Das Unternehmen betont darin unter anderem die Notwendigkeit, auf besondere Anforderungen Rücksicht zu nehmen, technische Intelligenz statt pauschaler Einschränkungen zu fördern und mehr Flexibilität in der Regulierung zuzulassen:
- The proposed restriction of 750 W does not appear to have a clear theoretical foundation justifying why this specific limit has been chosen. We believe it is essential for the industry to engage in more thorough and comprehensive discussions to determine an appropriate power limit.
- The imposition of a 750 W limit may overlook the needs of certain vulnerable groups, including individuals with disabilities who require enhanced assistance, those with higher body weights, minors, and users of e-cargo bikes for transporting supplies, where often involve loads up to 400 kg, necessitating additional support when navigating inclined terrains. We urge policymakers to consider these unique requirements in their deliberations.
(Additionally, It is also important to recognize that in scenarios involving e-cargo bikes, users with higher body weights etc., the riding speed tends to be significantly lower than the speed limit. Consequently, the associated kinetic energy and the likelihood of potential injuries remain low and within acceptable safety standards.)
(E-Cargo bikes might need to be discussed separately, as there might be a separate classification for e-cargo in the future? We support the establishment of more nuanced classifications and standards within the industry, rather than imposing a blanket lower power restriction across the board. It is our position that a tailored approach would better address the diverse needs and applications within this sector.)
- Our pursuit of enhanced power is driven by the goal of improving the riding experience (while maintaining a balance between the wear and cost of easily worn components), rather than merely increasing power for its own sake. For instance, the Avinox’s power output is intelligently modulated, automatically decreasing power and torque during gear shifts. This strategy extends the life of the transmission system, ensuring an optimal balance between performance, safety, and reliability.
- It is crucial to remain critical regarding certain practices within the industry that are exploiting user needs, where certain manufacturers differentiate their products by imposing subscription-based fees or offering superior performance or features exclusively for premium models, despite identical hardware components. They profit primarily through software limitations. This highlights the critical importance of prioritizing genuine user needs and maintaining transparency in product offerings.
- We recognize the need for more adaptable solutions for eMTB riders, including scene-based power modes and user-adjustable settings, which we have successfully developed and implemented. These features allow users to tailor the power mode (including the highest power setting) to meet varying situational demands, such as requiring greater power when starting the ride or ascending hills, thereby enhancing the overall riding experience within legal speed limits. This innovation has been widely validated in the market.
- We’re closely monitoring the EU regulations and we are committed to adhere to established guidelines. We are also committed to providing our users with support in light of any regulatory changes that may impact our products. Should such circumstances arise, we will ensure that our end users and OEM bike brands have access to the necessary resources and guidance for adaptations.
- Avinox represents more than merely power output; its innovation is reflected in various features, such as its compact size and lightweight design, impressive power-to-weight ratio, seamless software-hardware integration, advanced smart-assist algorithms, lightweight yet high-capacity battery, rapid charging capabilities and more. All these elements underscore Avinox’s commitment to enhancing user experience and exemplify our dedication to innovation.
- Since its launch, Avinox has swiftly garnered acclaim from OEM bike brands, users, and top tier media outlets and organizations, underscoring the importance for the industry to heed these voices.
- Die vorgeschlagene Begrenzung auf 750 W scheint keine klare theoretische Grundlage zu haben, die rechtfertigt, warum genau dieses Limit gewählt wurde. Wir halten es für wesentlich, dass die Industrie in gründlichere und umfassendere Diskussionen eintritt, um ein angemessenes Leistungsgrenzlimit zu bestimmen.
- Die Einführung einer 750-Watt-Grenze könnte die Bedürfnisse bestimmter gefährdeter Gruppen übersehen, einschließlich Personen mit Behinderungen, die verstärkte Unterstützung benötigen, Personen mit höherem Körpergewicht, Minderjährigen und Nutzern von Lasten-Pedelecs zur Beförderung von Lieferungen, bei denen oft Lasten von bis zu 400 kg anfallen, was zusätzliche Unterstützung beim Überwinden von Steigungen erfordert. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf, diese besonderen Anforderungen in ihren Überlegungen zu berücksichtigen.
(Zusätzlich ist es auch wichtig zu erkennen, dass in Szenarien, die Lasten-Pedelecs betreffen, Nutzer mit höherem Körpergewicht usw. die Fahrgeschwindigkeit in der Regel deutlich niedriger ist als die Geschwindigkeitsbegrenzung. Folglich bleibt die damit verbundene kinetische Energie und die Wahrscheinlichkeit von potenziellen Verletzungen gering und innerhalb akzeptabler Sicherheitsstandards.)
(Lasten-Pedelecs könnten separat diskutiert werden müssen, da es möglicherweise eine separate Klassifizierung für Lastenräder in der Zukunft gibt? Wir unterstützen die Einführung differenzierterer Klassifikationen und Standards innerhalb der Industrie, anstatt eine pauschale Leistungsbegrenzung über das gesamte Segment hinweg zu verhängen. Es ist unsere Position, dass ein maßgeschneiderter Ansatz besser auf die vielfältigen Bedürfnisse und Anwendungen in diesem Sektor eingehen würde.)
- Unser Streben nach erhöhter Leistung wird von dem Ziel getrieben, das Fahrerlebnis zu verbessern (während ein Gleichgewicht zwischen dem Verschleiß und den Kosten von schnell abnutzbaren Komponenten aufrechterhalten wird), anstatt die Leistung nur um der Leistung willen zu erhöhen. Zum Beispiel wird die Leistungsabgabe des Avinox intelligent moduliert, wobei die Leistung und das Drehmoment während Gangwechsel automatisch verringert werden. Diese Strategie verlängert die Lebensdauer des Getriebesystems und sorgt für ein optimales Gleichgewicht zwischen Leistung, Sicherheit und Zuverlässigkeit.
- Es ist entscheidend, kritisch gegenüber bestimmten Praktiken innerhalb der Industrie zu bleiben, die die Bedürfnisse der Nutzer ausnutzen, wobei einige Hersteller ihre Produkte differenzieren, indem sie abonnementbasierte Gebühren erheben oder überlegene Leistung oder Funktionen ausschließlich für Premium-Modelle anbieten, obwohl die Hardware-Komponenten identisch sind. Sie profitieren hauptsächlich durch Softwareeinschränkungen. Dies unterstreicht die entscheidende Bedeutung, echte Nutzerbedürfnisse zu priorisieren und Transparenz in den Produktangeboten aufrechtzuerhalten.
- Wir erkennen den Bedarf an anpassungsfähigeren Lösungen für eMTB-Fahrer, einschließlich szenenbasierter Leistungsmodi und benutzerverstellbarer Einstellungen, die wir erfolgreich entwickelt und implementiert haben. Diese Funktionen ermöglichen es den Nutzern, den Leistungsmodus (einschließlich der höchsten Leistungseinstellung) an unterschiedliche situative Anforderungen anzupassen, wie zum Beispiel mehr Leistung beim Starten der Fahrt oder beim Bergauffahren, wodurch das gesamte Fahrerlebnis innerhalb der gesetzlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen verbessert wird. Diese Innovation hat sich auf dem Markt weitgehend bewährt.
- Wir überwachen die EU-Vorschriften genau und sind bestrebt, den etablierten Richtlinien zu folgen. Wir verpflichten uns auch, unseren Nutzern Unterstützung zu bieten, wenn regulatorische Änderungen Auswirkungen auf unsere Produkte haben. Sollten solche Umstände eintreten, werden wir sicherstellen, dass unsere Endnutzer und OEM-Fahrradmarken Zugang zu den notwendigen Ressourcen und Anleitungen für Anpassungen erhalten.
- Avinox repräsentiert mehr als nur die Leistungsabgabe; seine Innovation zeigt sich in verschiedenen Merkmalen, wie seiner kompakten Größe und leichten Bauweise, dem beeindruckenden Verhältnis von Leistung zu Gewicht, der nahtlosen Integration von Software und Hardware, fortschrittlichen Smart-Assist-Algorithmen, einer leichten, aber leistungsstarken Batterie, schnellen Ladefähigkeiten und mehr. All diese Elemente unterstreichen das Engagement von Avinox, das Nutzererlebnis zu verbessern und exemplifizieren unsere Hingabe an Innovation.
- Seit seiner Einführung hat Avinox schnell Anerkennung von OEM-Fahrradmarken, Nutzern und führenden Medienorganisationen erhalten, was die Bedeutung unterstreicht, dass die Industrie auf diese Stimmen hört.
Kein Fortschritt ohne Wettbewerb
Gerade der freie Wettbewerb im E-Bike-Segment war in der Vergangenheit ein entscheidender Motor für technische Innovationen, bessere Produkte und faire Preise. Doch mit einer pauschalen Beschränkung droht eine Nivellierung des Angebots – zum Nachteil der Kunden und der Weiterentwicklung.
Fortschritt entsteht nur, wenn Unternehmen die Chance haben, eigene Lösungen einzubringen – unabhängig davon, ob sich diese an Freizeitnutzer oder Menschen mit besonderen Alltagsanforderungen richten.
Die Branche täte gut daran, sich nicht allein auf Leistungsgrenzen zu konzentrieren, sondern über neue Klassifizierungen nachzudenken. Warum nicht differenzierte Kategorien, die Einsatzzweck, Fahrzeugmasse oder Unterstützungsbedarf berücksichtigen? Solche Modelle könnten helfen, klare und zugleich faire Rahmenbedingungen zu schaffen – ohne auf Vielfalt und Inklusion zu verzichten.
Ein Appell an Industrie, Politik und Medien
Die geplante Regulierung ist weit mehr als eine technische Frage. Sie ist eine Weichenstellung, die darüber entscheidet, ob das Pedelec künftig eine zentrale Rolle in der Alltagsmobilität übernehmen kann oder weiterhin vor allem Freizeitgerät bleibt. In einer Zeit wachsender Verkehrsprobleme und drängender Klimafragen wäre es fahrlässig, das Potenzial dieser Fahrzeugklasse durch eng gefasste Vorschriften zu beschneiden.
Auch die Medien tragen Verantwortung – besonders dann, wenn sie die Aussagen großer Marktakteure allzu oft unkritisch übernehmen und damit Narrative verstärken, die einer offenen, ausgewogenen Diskussion im Wege stehen. Eine vielfältige Berichterstattung und journalistische Distanz sind essenziell, um die Entwicklung eines zukunftsfähigen und inklusiven Mobilitätsmarkts konstruktiv zu begleiten.
Es braucht jetzt den Mut, bestehende Interessen zu hinterfragen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln – für einen offenen, vielfältigen Markt, in dem echte Innovationen möglich sind. Denn eines sollte allen klar sein: 10 % Marktanteil in einem wachsenden und differenzierten Markt sind mehr wert als 40 % in einem künstlich klein gehaltenen Segment.
Dieser Artikel wurde durch Aussagen und Perspektiven verschiedener Akteure im Markt inspiriert. Die dargestellten Meinungen spiegeln die Sicht des Autors wider und sind nicht als offizielle Stellungnahmen eventuell genannter Unternehmen oder Institutionen zu verstehen. Das Statement von DJI wurde aber im Wortlaut abgedruckt und wörtlich übersetzt.
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