Wo die fortschrittlichsten Konnektivitätslösungen für E-Bikes entwickelt werden
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Wir kennen Greyp Bikes bereits, als das Unternehmen noch keine E-Bikes hergestellt hatte, sondern mit dem Elektro-Motorrad G-12 um die Ecke kam. Zwar hatte das Modell einen Pedelec-Modus, dieser konnte aber ausgeschaltet werden, was das Fahrzeug zumindest hierzulande der Legalität entzog, zumindest wenn es um öffentliche Offroad-Strecken geht. Unser Interesse wurde aber bereits damals geweckt, weil das G-12 nur vor einzigartigen Lösungen strotzte. Spätestens als dann das Greyp G6 und das T_Five vorgestellt wurde und diese Technik auch beim Cyklær von Storck und Porsche zum Einsatz kam, erwachte bei uns der Wunsch vor Ort zu sehen, von wem und wie diese Technologien entwickelt werden. Im vergangenen November war es dann soweit und ich trat die Reise nach Kroatien an.

Zagreb empfing mich mit Regen, die Stimmung war aber trotzdem gut. Nach einer Nacht im Hotel nahm mich Rea von Greyp auf ihrem normalen Arbeitsweg mit raus nach Sveta Nedelja, einem Vorort von Zagreb, in dessen Industriegebiet das Headquarter von Greyp Bikes beheimatet ist. Nach einer recht kurzen Fahrt mit viel Input durch die PR-Managerin erreichten wir dann das Ziel.

Greyp Bikes Factory Visit 2022

Abgesehen vom bekannten „Greyp“-Schriftzug wirkte das Gebäude doch recht unscheinbar und ließ von außen kaum erahnen, was innen entwickelt und gebaut wird. Im Treppenhaus wurde man gleich von Hinweisen auf das erste Produkt der Marke empfangen, dessen Seitenverkleidungen an der Wand aufgereiht zusammen mit dem Markenlogo gezeigt wurden.

Natürlich ging es erst einmal ins Büro der Marketing-Abteilung, wo Content-Marketing Managerin Filipa bereits ihre Arbeit begonnen hatte. Ihr gegenüber sitzt Vlado, der sich als Head of Marketing verantwortlich für die Marketing-Strategie der Marke zeichnet.

Rechts neben ihm hat PR und Event Managerin Rea ihren Schreibtisch und ihr gegenüber hat bei unserem Besuch noch Branko gesessen, der Digital Marketing Manager von Greyp. Er hat aber wohl inzwischen das Unternehmen verlassen.

Wir blieben nicht im Büro, sondern machten uns auf einen Rundgang durch die Abteilungen.

Gleich nebenan fand sich das Team der Produktdesigner und Kontruktionsmechaniker, die sich um aktuelle Änderungen an den aktuellen Modellen oder Prototypen oder auch andere Problemlösungen kümmern. Sie wirkten immer sehr konzentriert… Ihr Teamleiter Jan ist aus Deutschland.

Im Büro der Software-Designer war allerdings um diese frühe Stunde noch recht wenig los. Allerdings sah es nach viel strukturierter Arbeit aus, z.B. betreffend des Designs der Greyp Smartphone-App und deren UI.

Die Elektroniker waren dafür aber schon am Werk und ließen sich auch von uns nicht bei ihrer Arbeit stören (Sorry für das unscharfe Bild!).

Hier in diesem Büro ist der C-Level beheimatet. Rechts mit dem Rücken zu uns stand Finance Director Duje, dann kommt Digital Systems Director Gabrijel und links Head of Operations Hrvoje. CEO Kresimir Hlede war bei unserem Besuch leider nicht im Hause.

In der Embedded Hardware-Entwicklung war auch schon etwas los. Der Leiter dieser Abteilung, Robert, hat uns hier noch einen guten Einblick in die Arbeit des Teams gegeben.

Der Greyp G6.2 Rahmen wird hier wie ein Kunstwerk aufgehängt.

Auch hier wird viel getüftelt und programmiert, auch solche komischen Roboter, die hier in einem schrägen Video auftauchen (Link folgt).

Lea ist in der Finanzabteilung tätig und ebenfalls schon früh am Morgen schwer beschäftigt.

Hier liegt überall Hundekuchen herum. Warum nur?

Geradeaus wird die Greyp Software Plattform weiterentwickelt. Hardware zum Ausprobieren der Änderungen oder Neuerungen steht überall bereit. Hier haben wir später mit Ivan geredet, der uns zur Entwicklung der Greyp-App viel erzählen konnte.

Weiter dann nach unten und ins Lager, wo ein 3D-Drucker steht, um schnell Teile für das Prototyping herstellen zu können. Hier reinigt gerade ein Mitarbeiter das gerade hergestellte Teil.

Gleich daneben stehen eine Menge an E-Bikes (auch der Konkurrenz), die für diverse Zwecke genutzt wurden oder noch werden?

Viele Kartons mit Teilen warten, bis sie für die Montage benötigt werden oder auch nahezu fertige E-Bikes, bis sie komplettiert und ausgeliefert werden können, was auch der schlechten Teileverfügbarkeit geschuldet war.

In einem Raum zwischen der Produktion und der Lagerhalle sitzt Produktionsmanager Ivica und plant die Schichten für seine Leute.

Hier sind auch Montageständer aufgestellt, um an den E-Bikes diverse Prozesse auszuprobieren und zu optimieren.

In diesem Raum werden die Kabelbäume und Elektronikteile gelötet, wobei man hier per Absauganlage auf möglichst reine Luft achtet.

Wir hatten dann noch ein Gespräch mit Ivan (Head of Applicative Software) und Josip (Head of HMI & VCU), die viele Details zur Softwareentwicklung preisgaben. Die nativen Apps von Greyp werden in Kotlin und Swift programmiert, die Embedded Software dagegen in C++/ C.

Hat man einen Release Candidate, geht dieser ans mobile Team, welche die Version dann auf Herz und Nieren testen. Erst wenn der Test erfolgreich ist, wird die Version für die Endnutzer freigeschaltet. Eine narrensichere Funktionsweise steht dabei ganz oben auf der Liste.

Robert von der Hardware-Entwicklung hatte viel über das Herzstück der Greyp E-Bikes zu erzählen. Das sogenannte CIM verarbeitet verschiedenste Daten und kann vom Kunden Over-the-air upgedatet werden. Falls dies einmal nicht klappt, gibt es einen Fallback auf die vorige Version.

Auch die Software der Batterie kann aktualisiert werden, um beispielsweise Verbesserungen ins BMS einfließen zu lassen.

Es befinden sich eine Menge Gehäuse für Batterien vor Ort. Die Akkus werden dann aus Zellen von LG Chem hier an Ort und Stelle selbst gefertigt, den Überblick darüber hat Domagoj, seines Zeichens Head of Battery. Dann werden die Akkus in der Produktion in das jeweilige E-Bike eingesetzt werden.

Ich habe mich auch mit Lovel unterhalten, Trainer des kroatischen Downhill-Teams und bei Greyp als E-Bike- und Komponenten-Spezialist an vorderster Front an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt. Er hat mir richtig interessante Dinge präsentiert, über die wir hier leider noch nichts schreiben dürfen, geschweige es denn zeigen.

Ich habe auch seinen Hund Zazu dazu gefragt, aber auch der hat mich nur ganz streng angeschaut.

Dominik vom Sales-Team hat mir erzählt, dass der deutsche Markt sehr wichtig für Greyp ist. Zusätzlich zur Möglichkeit, die Greyp E-Bikes online über die Webseite zu kaufen, arbeitet man noch mit Lifestyle-Shops in Deutschland zusammen. Hier wird die Produktpalette ausgestellt, z.B. in München, was bisher sehr erfolgreich angelaufen ist.

Im Gebäude von Greyp ist viel Glas verbaut, weil man für die Büros eine zweite Ebene eingezogen hat. So kann man von unten in die Büros selbst, aber auch von der oberen Etage in die Produktion sehen.

Unten am Eck des Gebäudes ist ein Showroom eingerichtet, der auch oft als Versammlungs- oder Präsentastionsraum genutzt wird. Hier findet man den Style von Greyp wieder und zudem einige Komponenten, die bei den E-Bikes der Marke eingesetzt werden.

Auch ein eigens Bier hat die Marke im Portfolio, das sich nach einem Trailride anbietet.

In der Produktion war übrigens Ausnahmezustand, denn die Fußball-WM lief gerade und Kroatien war auf dem Weg ins Viertelfinale. Daher war Platz geschaffen worden, um das gesamte Team an der Live-Übertragung teilhaben zu lassen, inklusive Chips und kalten Getränken.

Zazu, pfeilschneller Trail-Dog, Haltbarkeitsprüfer für Komponenten und Instagram-Star, wachte auch hier darüber, dass alles seine Richtigkeit hat.

In der angeschlossenen Werkstatt werden normalerweise noch Vorrichtungen gebaut oder zum Beispiel defekte Arbeitsmittel gerichtet, wenn nicht gerade Fußball läuft! 😉

Hauptsächlich werden in der Produktion das aktuelle G6 (hier im Test) und das T_FIVE (zum Test) in jeweils mehreren Varianten gefertigt.

Nachdem die Modelle durch den Mitarbeiter aufgebaut wurden, kommen diese auf den Prüfstand und müssen dort diverse Prüfschritte durchlaufen, bevor sie dann nach deren Bestehen für den Versand verpackt werden können.

Das passiert natürlich im Lager, wo die Mitarbeiter dann auch die versandbereiten E-Bikes in die LKWs einladen. Und dann gehen die E-Bikes von Greyp auf ihre Reise in alle Welt!

Auch ich machte mich dann wieder auf den Weg, nicht ohne mich vom gesamten Team und natürlich von Zazu zu verabschieden, der trotz allem sehr traurig schien. Aber die nächste Trail-Hatz mit Lovel kommt bestimmt.

Nicht weit weg ist ein Gebäude mit dem „Rimac“-Schriftzug. Das ist aber nicht das Werk, wo die Hypercars von Mate Rimac entstehen, sondern hier befindet sich ein Showroom und ein zugehöriges Dienstleistungsangebot, welches betuchten Kunden dabei hilft, sich ihr neues Traumauto zu konfigurieren.

Ich habe es mir nicht nehmen lassen, am Schluss meines Besuchs zusammen mit Rea noch beim Bugatti Rimac-Werk vorbeizuschauen und dort zu sehen, wie die Autos dort produziert werden. Das passiert quasi unter Reinraum-Bedingungen, was hier aber nicht gezeigt werden darf.

Im Werk ist allerdings auch ein Showroom in Vorbereitung, der später die Modellpalette des Unternehmens und mehr präsentieren soll. Dieser hat die Form eines Tunnels bzw. einer Röhre und ist aktuell mit zahlreichen Testmules und Autos diverser (Nobel-)Marken gefüllt, was auch einmal interessant anzuschauen war.

Fazit

Der Besuch bei Greyp Bikes war faszinierend. Ich habe vor Ort in Sveta Nedelja ein Team kennengelernt, welches sich zu 100 % mit der Marke und deren Produkten identifiziert und zudem noch viel Spaß zusammen hat. Es ist daher kein Wunder, dass dieses Team sich an die einsame Spitze der Hersteller für Konnektivität im E-Bike-Segment gesetzt hat. Natürlich fand ein Technologietransfer von Rimac Automobili statt, die Performance bei den Greyp E-Bikes ist aber ganz diesem Team zuzuschreiben. Apropos Performance: Schon bei meinem Besuch hatte Rea angedeutet, dass man nur noch kurz als Greyp bikes d.o.o. firmiert und dann im Dezember bei Porsche in die Organsiation aufgenommen wird. Damit waren wir das letzte Medium, welches bei der ursprünglichen Firma Greyp Bikes zu Gast waren, wer jetzt kommt, besucht die Porsche eBike Performance d.o.o., eine Zweigstelle der deutschen Porsche eBike Performance GmbH. Wir jedenfalls bedanken uns herzlich beim gesamten Team und freuen uns auf das, was man von der Marke unter dem Dach von Porsche noch erwarten kann. 😉

Transparenzhinweis: Dem Autor wurden seitens der Greyp Bikes d.o.o. Kost & Logis in Zagreb zur Verfügung gestellt. Die An- und Abreise erfolgte auf eigene Kosten.