Der Zweirad-Industrie-Verband e.V. (ZIV) hat in Berlin die aktuellen Marktdaten 2021 präsentiert. ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork, zuvor überaus erfolgreicher ADFC-Bundesgeschäftsführer, stellte die neuesten Zahlen und Trends auf einer Presseveranstaltung in Berlin vor. Dabei bestätigte sich, dass sogar das wegen der Corona-Pandemie als Ausnahme gehandelte Jahr 2020 nochmals übertroffen werden konnte. Alle Details jetzt in diesem Beitrag.
Marktdaten 2021 – E-Bike-Boom ungebremst
Die Produktion von E-Bikes und Fahrrädern in Deutschland ist erneut gestiegen und liegt mit 2,37 Mio. Stück um 10 % über dem Vorjahr. Seit 2019 liegt die E-Bike-Produktion über der von Fahrrädern, wobei im vergangenen Jahr 1,43 Mio. Pedelecs und 0,94 Mio. Fahrräder hergestellt wurden. Über das letzte Jahrzehnt betrachtet, sticht 2021 damit als das „Spitzenjahr“ heraus.
Neben der Produktion am Standort Deutschland wurden auch zahlreiche E-Bikes und Fahrräder importiert. Insgesamt wurden 4,14 Mio. Fahrräder und E-Bikes hierzulande eingeführt, wobei die Importe von Fahrrädern um 5 %, die Importe von E-Bikes aber um 26 % zugenommen haben. Dabei liegen 54 % der Herkunftsländer innerhalb der EU. Auch hier stellt die absolute Zahl der Importe den Spitzenwert über die letzte Dekade dar.
Von den 1,31 Mio. E-Bikes, die 2021 nach Deutschland importiert wurden, stammen 17 % (219.000 Einheiten) aus Bulgarien. Dahinter reihen sich die Niederlande und Vietnam ein, gefolgt von Ungarn mit 161.000 Stück. Die Inlandsanlieferung, also die Summe von Produktion und Import abzüglich Export, lag mit 4,94 Mio. Einheiten rund 0,62 Mio. über dem Vorjahr und sogar 0,53 Mio. Einheiten über dem Vor-Corona-Jahr 2019. Auch hier der höchste Wert innerhalb der letzten 10 Jahre.
Deutschland hat auch exportiert, und zwar in Summe 1,57 Mio. Fahrräder und E-Bikes. Hier liegen die Zahlen mit 0,96 Mio. Fahrrädern und 0,61 Mio. Pedelecs genau auf dem Niveau des Vorjahres. Auch dieser Wert ist der höchste innerhalb der vergangenen 10 Jahre, wobei die Zielländer zu 98 % Mitglieder der EU und EFTA waren.
Der Verkauf von Fahrrädern und E-Bikes konnte mit 4,7 Mio. Einheiten hierzulande weiter auf einem hohen Niveau gehalten werden, wobei die Gesamtstückzahl um 5 % hinter dem Corona-Jahr 2020 liegt. Im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie konnte die Steigerung gehalten werden, was auch am Zuwachs bei den E-Bike-Verkäufen liegt, der drei Prozent betragen hat. Der Rückgang der Gesamtstückzahl ist ausschließlich im Fahrrad-Segment begründet, welches um 13 % nachgelassen hat.
Die Fahrradindustrie konnte mit insgesamt 6,56 Mio. EUR den Umsatz gegenüber dem Vorjahr dennoch um 2 % steigern und damit den gewaltigen Umsatzsprung des Jahres 2020 gegenüber 2019, der bei 61 % gelegen hatte, nochmals übertreffen. Somit kann man das Jahr 2020 nicht als Ausnahme bzw. Blase ansehen, sondern als eindeutiger Trend, der sich auch noch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Wäre jederzeit mehr verfügbar gewesen, wäre noch mehr verkauft worden!
Im Vergleich zum Jahr 2011 liegt der Verkaufswert 2021 dreimal höher und wird im Durchschnitt mit 1.395 EUR angegeben. Gegenüber dem Vorjahr stellt dies eine Steigerung von 9 Prozent dar, wobei die meisten der Fahrräder und E-Bikes im Fachhandel verkauft werden (75 Prozent). Der Online-Kanal der Fachhändler ging etwas zurück, hat sich aber als fester Bestandteil der Customer Journey trotzdem etabliert.
Der Internethandel mit Fahrrädern und E-Bikes ist im dritten Jahr in Folge zurückgegangen, was für den Beratungsbedarf der Kunden durch den Fachhandel spricht. Ebenso verlieren SB-Warenhäuser, Baumärkte und Discounter weiter Marktanteile, was für das Bewusstsein der Kunden für Qualität spricht. Durch den Trend zum E-Bike wird sich diese Entwicklung in Zukunft noch weiter verstärken.
Erstmals wurden über 2 Millionen E-Bikes verkauft, der Bestand in Deutschland inzwischen auf 8,5 Millionen Einheiten geschätzt. Durch die Fahrradindustrie hat sich Deutschland zum „Leitmarkt für die Elektromobilität“ entwickelt, wie der Zweirad-Industrie-Verband feststellt.
Jeder Zehnte soll demnach ein Pedelec besitzen und sogar jeder Einzelne ein Fahrrad. Die Branche stellt damit die Fahrzeugindustrie dar, die den weitaus größten Fahrzeugbestand aufweisen kann. Der Anteil der E-Bikes am Gesamtmarkt liegt bei 43 % und nähert sich damit der 50-%-Marke, für die es vor 10 Jahren noch großes Gelächter für Experten gab, wie ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork auf der Pressekonferenz mitteilte.
Hinsichtlich der Fahrzeugkategorien konnte das (E-)Lastenrad mit 50 % den größten Zuwachs für sich beanspruchen. Inzwischen liegt der Anteil des praktischen Autoersatzes bei 6 % am Gesamtmarkt (nur E-Lastenrad). E-Mountainbikes stellen mit 34 % vor dem E-Trekkingrad mit 32 % aber weiter den größten Anteil der verkauften E-Bikes dar, dicht dahinter folgen die E-Citybikes, welche zum Vorjahr allerdings zwei Prozentpunkte eingebüßt haben.
E-Bikes werden erheblich öfter und auch für größere Strecken verwendet. Im Vergleich rund viermal soviel, was unbedingt für einen Ausbau der Infrastruktur spricht. Laut dem ZIV ist das Fahrrad #Freiheitsmobilität. Es ist für bis zu 75 % der Alltagswege ideal – und macht in Alltag und Freizeit Spaß!
Mehr Informationen zu den Zahlen unter www.ziv-zweirad.de.