Zukunft Fahrrad: Pandemie-Boom endet: Herausforderungen und Chancen für die Fahrradwirtschaft
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Die deutsche Fahrradbranche hat laut dem Branchenverband Zukunft Fahrrad und dem T3 Transportation Think Tank im Jahr 2024 erstmals seit Beginn der Pandemie einen Rückgang sowohl bei den Umsätzen als auch bei der Beschäftigung verzeichnet. Nach einem starken Wachstum in den Jahren 2020 und 2021, getrieben durch die Nachfrage nach E-Bikes und die vorteilhafte Besteuerung von Diensträdern, hat die Branche nun mit hohen Lagerbeständen und sinkenden Preisen zu kämpfen.

Beschäftigungsrückgang trotz Wachstum in Dienstleistungen

Die Beschäftigung in der deutschen Fahrradbranche ist im Jahr 2024 erstmals seit 2019 leicht rückläufig. Insgesamt arbeiteten 76.700 sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte sowie Selbstständige in den Sektoren Herstellung, Handel und Dienstleistungen. Während die Dienstleistungen weiterhin Personal einstellten, reduzierte sich die Beschäftigung in Herstellung und Handel im Vergleich zum Vorjahr.

Bild: pd-f / Kay Tkatzik

Umsatzrückgänge in allen Sektoren

Die Umsätze der Fahrradbranche sind 2024 sowohl nominal als auch real zurückgegangen. Die kumulierten Nettoumsätze der drei Branchen lagen bei 27,2 Mrd. €, inflationsbereinigt bei 22,9 Mrd. €. Besonders betroffen war die Herstellung mit einem Rückgang von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Handel verzeichnete Umsatzrückgänge von 7 Prozent bzw. 9 Prozent (jeweilige Preise und inflationsbereinigte Preise).

Herausforderungen durch hohe Lagerbestände

Die hohen Lagerbestände, die sich während der Pandemie aufgebaut haben, stellen die Branche vor große Herausforderungen. Rabatte auf E-Bikes in Höhe von 30 Prozent bis teilweise 50 Prozent waren die Folge. Die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen sank, da viele Händler weiterhin hohe Lagerbestände hatten.

Dienstleistungen als Wachstumstreiber

Trotz der allgemeinen Rückgänge konnten die Dienstleistungen in der Fahrradwirtschaft weiterhin wachsen. Besonders das Dienstradleasing verzeichnete ein dynamisches Wachstum. Die Umsätze stiegen von 0,7 Mrd. € im Jahr 2019 auf 2,6 Mrd. € im Jahr 2024. Auch die Beschäftigung in diesem Bereich nahm kontinuierlich zu.

Volkswirtschaftliche Effekte

Die Fahrradbranche hat nicht nur direkte Beschäftigungseffekte, sondern löst auch weitere volkswirtschaftliche Impulse aus. Durch indirekte Effekte, wie bezogene Lieferungen und Leistungen, konnten im Jahr 2023 weitere 73.600 Arbeitsplätze gesichert werden. Über die Konsumausgaben der Beschäftigten entstanden zusätzlich 54.200 Arbeitsplätze als induzierte Effekte.

Bild: Zukunft Fahrrad / Johnson deng / T3 Transportation Think Tank

Politik übersieht das Potential

Zukunft Fahrrad-Geschäftsführer Wasilis von Rauch verwies während der Präsentation noch darauf, dass bei Elektromobilität seitens der Politik kaum an die Fahrradwirtschaft und das Pedelec gedacht wird, obwohl man hier hinsichtlich der Verkaufszahlen eine Erfolgsgeschichte vorweisen kann. Die jährlichen Ausgaben in Sachen Infrastruktur für den Radverkehr stehen sinngemäß in keinem Verhältnis zu den anderen, oft bevorzugten Verkehrsmitteln, obwohl der Nutzen durch das Fahrrad sowohl in Sachen Verkehr als auch Wirkung auf die Volksgesundheit größer sein kann.

Fazit

Die deutsche Fahrradbranche steht vor großen Herausforderungen, insbesondere durch die hohen Lagerbestände und sinkenden Preise. Dennoch bieten Dienstleistungen wie das Dienstradleasing weiterhin Wachstumschancen. Die volkswirtschaftlichen Effekte der Branche bleiben bedeutend, auch wenn die direkten Beschäftigungs- und Umsatzzahlen rückläufig sind. Leider macht die jetzige Regierung in Deutschland bisher kaum Anstalten, an dieser Situation grundlegend etwas zu ändern und Anreize für Stadt und Land zu schaffen, vermehrt in den Radverkehr zu investieren.

Alle weiteren Details findet man jetzt bei Zukunft Fahrrad.

Bilder: s. Kennz.