Im zweiten Teil unserer Beitragsserie zur NuVinci N360 Nabe beschäftigen wir uns mit dem Bauteil als Solches.
Dabei möchten wir unseren Lesern die hauptsächlichen Unterschiede zu anderen bekannten Naben aufzeigen, die ansonsten in Fahrrädern zum Einsatz kommen.
Wer die NuVinci N360 im Detail kennt, kann nachvollziehen, welches die bedeutendsten Vorteile dieses Produkts sind.
Funktionsweise des NuVinci CVP
Vereinfacht dargestellt arbeitet das stufenlose Planetengetriebe mit zwei Scheiben für Antrieb und Abtrieb, bei welchem das Drehmoment reibschlüssig mittels neigbar gelagerten Kugeln übertragen wird.
Um nun die Übersetzung zu ändern, kann der Drehpunkt der Kugeln geneigt werden, wodurch im einen Fall eine Untersetzung und im anderem Fall eine Übersetzung erreicht wird.
Das Planetengetriebe mit dem Kugelsatz läuft dabei in einem speziellen Medium, welches zum einen die Reibschlüssigkeit erhöht und zudem auch für die notwendige Kühlung der Nabe und einen leisen Lauf sorgt.
Im folgenden Video (englisch) wird die Funktionsweise deutlich:
Das Grundprinzip wird hier (beim Vormodell der Nabe) auch auf Deutsch erklärt:
Die Standards für Entwicklung und Produktion der NuVinci N360 im Detail
Anders als die meisten Nabenhersteller entwickelt und produziert Fallbrook Technologies, die Firma hinter der NuVinci-Technologie, auch Produkte für den industriellen Einsatz. So kommt die NuVinci CVP-Technik auch im Industriesektor zum Einsatz — die Verwendung in Fahrrädern stellt dabei nur ein weiteres Segment neben vielen anderen dar.
Für industrielle Produkte gelten normalerweise andere Standards als im Fahrradsektor üblich und so profitiert die NuVinci N360 im Detail von den Vorgaben, die für Bauteile zum Einsatz in der Industrie eingehalten werden müssen.
So hat Fallbrook Technologies auch Prüfmittel, Prüfstände oder Prüfmethoden zur Verfügung, die sich für Hersteller anderer Naben nicht lohnen, diese vorzuhalten. Schon bei der Auslegung des Produktes (hier: NuVinci N360) wird auf die Einhaltung industrieller Standards geachtet, die dann in Versuchen auch getestet werden.
In diversen Haltbarkeits- und Belastungstests werden die Produkte der N360 Reihe auf die Probe gestellt: Hier werden dann beispielsweise ein Materialermüdungs-Test des Nabengehäuses, des Nabenflansches und der Abdeckung, ein Funktionstest mit geneigtem Laufrad auf dem Rollenprüfstand, ein Leerlauftest, ein dynamischer Schalttest (DST) oder ein Test bei starrem Übersetzungsverhältnis durchgeführt.
Auch mit diversen Umwelttests wird die Güte der NuVinci N360 nachgewiesen. So wird die Korrosionsbeständigkeit mittels der Benetzung mit Salzsprühnebel, die Witterungsbeständigkeit durch den Einsatz von UV-Strahlung und auch die weitere Umweltbelastung untersucht.
Mit verschiedenen Überlastungstests versucht man zudem das Bauteil an seine Grenzen zu bringen. Dazu gehören ein Höchstbelastungstest des Nabenflansches, ein Stresstest der Seitensteifigkeit nach DIN, ein Fixierungstest des Laufrades und der Funktionstest bei kalter Witterung.
Die Verarbeitungsqualität wird mit Methoden wie dem Funktionstest hinsichtlich Forschung und Entwicklung, der Einhaltung von Montagetoleranzen, die Sicherstellung der gewünschten Übersetzungsbandbreite und mit Hilfe von qualitativen bzw. quantitativen Fahrtests ständig überwacht.
Vorteile gegenüber anderen Schaltungen
Im Vergleich mit herkömmlichen bzw. alternativen Schaltsystemen bei Fahrrädern stellt sich die NuVinci N360 im Detail als weniger komplex dar. Durch die geringere Anzahl an verwendeten Bauteilen können diese zudem robuster ausgeführt werden.
Mit der CVP-Technik ist es möglich, einen Antrieb bzw. Motor in seinem effizientesten Bereich zu betreiben und so z.B. auch die Gesamteffizienz eines Mensch-Maschine-Systems wie dem Pedelec zu erhöhen.
Bei der NuVinci-Technik ist ein stufenloses Schalten auch unter Last möglich, so kann der Antrieb immer im optimalen Bereich gehalten werden — eine bessere und gleichmäßigere Beschleunigung ist die Folge.
Besonders an Steigungen bietet die CVP-Technologie von Fallbrook Technologies Vorteile, da sie das richtige Übersetzungsverhältnis bereitstellen kann, ohne den Motor in ineffiziente Leistungsbereiche zu zwingen.
Vorteile gegenüber anderen Nabenschaltungen
Im direkten Vergleich mit anderen Nabenschaltungen kann die NuVinci N360 mit nahezu dem höchsten übertragbarem Drehmoment hinsichtlich der kompakten Baugröße punkten.
Weiter kann die NuVinci CVP mit verschiedenen Antriebs- und Abtriebsszenarien betrieben werden. Dabei können Eingang und Ausgang entweder koaxial, in Reihe oder versetzt oder auch in U-Konfiguration (koaxial und koplanar) geschaltet sein. Daraus ergeben sich Gewichts- und Größenvorteile. Außerdem wird keine Drehmomentabstützung am Rahmen benötigt.
Im laufenden Betrieb entstehen zudem keine Zusatzkosten, denn die NuVinci-Nabe ist als absolut wartungsfrei ausgelegt und benötigt im Normalfall keinerlei Servicearbeiten.
Fazit und Ausblick
Mit der NuVinci N360 Nabe ist Fallbrook Technologies ein Quantensprung in der Schalttechnologie für Fahrräder gelungen. Dazu überzeugt das System in seiner Einfachheit, Robustheit und Anpassbarkeit an verschiedene Einsatzszenarien.
Das i-Pünktchen setzt der Hersteller zudem mit der Harmony-Erweiterung auf sein System, welches ein automatisiertes und nahezu unmerkliches Schalten für E-Bikes oder Fahrräder ermöglicht. NEU: Ab 2015 kann das zusätzliche Bedienelement seitens NuVinci ganz wegfallen, indem es in die Bosch Intuvia Steuerung integriert wird. Lesen Sie hier mehr zum neuen NuVinci H|Sync System.
Im nächsten Artikel unserer Serie, der dann unter dem voraussichtlichen Titel “Die N360 Harmony: Komponenten und Bedienung” demnächst erscheinen wird (wird dann auch hier verlinkt), gibt es mehr zur Harmony-Steuerung und deren Bedienung.
Umfassende Informationen zum System hat der Hersteller auf seiner speziellen Seite zur N360-Nabe bereitgestellt: Alles zur N360-Nabe