Erfolgreiche Modelle aus Frankreich zeigen, wie es auch in Deutschland funktionieren könnte
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Die Mobilitätswende bleibt in ländlichen Regionen oft eine Herausforderung: Während Städte bereits auf Radverkehr, ÖPNV und geteilte Mobilitätsangebote setzen, dominiert auf dem Land weiterhin das Auto. Doch Bike-Sharing mit E-Bikes könnte hier einen entscheidenden Unterschied machen – wie aktuelle Studien und Praxisbeispiele belegen.

E-Bikes als Schlüssel für mehr Reichweite und Akzeptanz

Laut einer Feldstudie des Anbieters Fifteen, die auf Interviews mit sechs deutschen Landkreisen basiert, sind E-Bikes der zentrale Hebel für erfolgreiche Bike-Sharing-Systeme in ländlichen Gebieten. Sie ermöglichen längere Strecken, überbrücken Steigungen und sprechen neue Zielgruppen an – etwa ältere Menschen oder Pendler ohne Auto.

In Frankreich, wo Systeme wie Vilvolt im Gemeindeverband Épinal bereits seit 2021 erfolgreich laufen, zeigen die Zahlen Wirkung: Die Nutzung stieg von 1,47 auf 2,6 Fahrten pro Rad und Tag, bei gleichzeitig wachsender Flotte. 66 % der Nutzer gewinnen durch das Angebot an Autonomie, 52 % reduzieren ihre Pkw-Nutzung.

Deutsche Landkreise zögern – trotz Potenzial

In Deutschland fehlen vergleichbare Erfolgsmodelle noch. Zwar steigt das Interesse an E-Bike-Sharing, doch hemmen strukturelle Hürden die Umsetzung:

  • Fehlende Kapazitäten: Mobilitätsmanagement liegt oft in der Hand Einzelner, die neben Klimaschutz und Verwaltung kaum Zeit für neue Projekte haben.
  • Unklare Zuständigkeiten: Kommunen und Landkreise agieren ohne abgestimmte Rollenverteilung.
  • Finanzierungslücken: Fördermittel sind schwer zugänglich, langfristige Betriebsmodelle fehlen.

Dabei wäre der Bedarf da: 38 % der Befragten in einer französischen Impact-Studie hätten ohne Bike-Sharing das Auto genutzt, 39 % fuhren zuvor kaum Rad.

Sieben Erfolgsfaktoren für ländliche Bike-Sharing-Projekte

Die Studie identifiziert konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Klare Zuständigkeiten zwischen Kommunen und Landkreisen definieren.
  • Langfristige Finanzierung statt kurzfristiger Pilotprojekte.
  • Fokus auf Mobilitäts-Hubs wie Bahnhöfe oder Schulzentren.
  • Alltagstauglichkeit durch einfache Tarife (z. B. 1 € pro Fahrt) und Langzeitmieten.
  • Wartungsarme Systeme mit modularen Stationen ohne Tiefbau.
  • Datenbasierte Steuerung für bedarfsgerechte Expansion.
  • E-Bikes als Standard – sie erhöhen Reichweite und Nutzerakzeptanz.

Fazit

Bike-Sharing ist kein Allheilmittel, aber ein wirksames Werkzeug“, so die Autoren. Erfolgreiche Beispiele wie Épinal beweisen, dass selbst kleine Gemeinden mit gezielten E-Bike-Angeboten hohe Nutzungsraten erreichen können – wenn Governance, Technik und Finanzierung stimmen. In Deutschland bleibt die Chance, solche Modelle zu adaptieren und die ländliche Mobilitätswende endlich konkret zu gestalten.

Quelle: White Paper „Hürden in der ländlichen Mobilität überwinden“ (Fifteen/DWR eco, 2025)

Quelle: PM Fifteen
Bilder: Fifteen