Die PIERER Mobility AG hat vorläufige, ungeprüfte Kennzahlen für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht – mit dramatischen Ergebnissen. Der Umsatz sank um knapp 30 Prozent auf 1,88 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) rutschte auf minus 1,19 Milliarden Euro ab. Die Zahlen beruhen auf der Annahme, dass der laufende Investorenprozess zur Sanierung der Gruppe erfolgreich abgeschlossen wird – eine Voraussetzung, die derzeit noch nicht erfüllt ist.
Die Veröffentlichung des vollständigen Jahresfinanzberichts wurde kurzfristig auf spätestens den 31. Mai 2025 verschoben. Die Schweizer SIX Exchange Regulation AG erteilte dafür eine Ausnahmegenehmigung unter der Bedingung, dass die Gesellschaft bis Ende April eine Ad-hoc-Mitteilung inklusive aller wesentlichen Kennzahlen und Begründung veröffentlicht. Auch die Wiener Börse hat eine Fristverlängerung gewährt.
Ursache für die Verschiebung: fehlende Finanzierungszusagen
Kernproblem ist die noch ausstehende Finanzierung dreier Sanierungspläne, darunter der für die Tochtergesellschaft KTM AG. Diese sehen eine Gesamtquote von rund 600 Millionen Euro vor. Ein erfolgreicher Abschluss der Investorengespräche ist laut PIERER Voraussetzung, um den Jahresabschluss unter der Fortführungsprämisse testieren zu können. Andernfalls müsste die Bilanz auf Zerschlagungsbasis erstellt und komplett neu aufgesetzt werden.
Hohe Verluste, schrumpfende Eigenkapitalbasis
Das EBITDA belief sich im Jahr 2024 auf -484 Millionen Euro, das EBIT fiel aufgrund hoher Abschreibungen und Wertberichtigungen sogar auf -1,19 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag bei -1,28 Milliarden Euro. Die Eigenkapitalbasis der Gruppe ist mit -199 Millionen Euro mittlerweile negativ. Die Nettoverschuldung stieg auf rund 1,64 Milliarden Euro.
Produktionspause und Stellenabbau
Nach einem Produktionsstopp seit Dezember 2024 wurde die Motorradfertigung im März 2025 schrittweise wieder aufgenommen – ermöglicht durch eine kurzfristige Finanzspritze des indischen Partners Bajaj in Höhe von 150 Millionen Euro. Bis zum Sommer sollen alle Produktionslinien wieder anlaufen. Parallel dazu wurde der Personalstand massiv reduziert: Ende 2024 zählte der Konzern noch 5.310 Mitarbeitende, über 870 weniger als im Vorjahr. Bis März 2025 wurden weitere 750 Stellen gestrichen, durch die Aufgabe der Mehrheitsbeteiligung an MV Agusta werden im ersten Halbjahr nochmals über 220 Personen ausscheiden.
Absatzrückgang auch im E-Bike-Segment
2024 wurden konzernweit 292.497 Motorräder verkauft – ein Rückgang um 21 Prozent. Die Fahrrad-Sparte verzeichnete mit 106.311 verkauften Einheiten ein Minus von 32 Prozent. Die Marke R Raymon wurde bereits veräußert, ein vollständiger Rückzug aus dem Fahrradgeschäft ist für 2025 geplant. Die Marken Husqvarna und GASGAS werden noch abverkauft, für die Beteiligung an Felt werden strategische Optionen geprüft.
Sanierungsgewinn als Hoffnungsträger
Sollte die Finanzierung der Sanierungspläne gelingen, rechnet PIERER Mobility für das erste Halbjahr 2025 mit einem Sanierungsgewinn von rund 1,3 Milliarden Euro – ausreichend, um die Eigenkapitalbasis wieder deutlich ins Positive zu drehen. Das laufende Geschäftsjahr bleibt dennoch herausfordernd: Auch 2025 wird mit einem negativen operativen Ergebnis gerechnet, bevor mögliche Sanierungserfolge wirksam werden.
Der finale Jahresbericht für 2024 soll spätestens bis zum 30. Mai 2025 vorgelegt werden und wird dann auf der Website der Gesellschaft veröffentlicht:
www.pierermobility.com/investor-relations/publikationen
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