Deutschland steht vor einem entscheidenden Wendepunkt in der Verkehrswende und Mobilitätswirtschaft – und die Fahrradbranche fordert konkrete Maßnahmen von der kommenden Bundesregierung, um ihren Beitrag zur klimaneutralen Mobilität und wirtschaftlichem Wachstum zu leisten. Das aktuelle Positionspapier von „Zukunft Fahrrad“ zur Bundestagswahl 2025 legt klare Prioritäten für die Förderung der Fahrradwirtschaft fest.
Wirtschaftsfaktor Fahrrad stärken
Mit einem Jahresumsatz von 47,3 Milliarden Euro und rund 500.000 Arbeitsplätzen zeigt die Fahrradwirtschaft ihr enormes Potenzial. Besonders die Elektromobilität ist ein Wachstumsmotor: Über 50 % der 2023 verkauften Fahrräder sind E-Bikes, was den Innovationsstandort Deutschland weiter stärkt.
Die zentrale Forderung: Anerkennung der Fahrradbranche als Zukunftsbranche. Unternehmen benötigen weniger Bürokratie, Unterstützung bei der Digitalisierung und gezielte Förderungen für Re- und Nearshoring, um ihre Produktionskapazitäten nach Deutschland zurück zu verlagern. Regionale Innovationscluster könnten dabei helfen, die Wertschöpfung vor Ort zu steigern.
Neue finanzpolitische Impulse
Die Branche fordert gesetzliche Klarheit:
- Dienstradleasing soll im Einkommensteuergesetz verankert werden, um die Marktstabilität langfristig zu sichern. Bereits 16,8 Millionen Arbeitnehmer:innen profitieren von diesem Modell.
- Pauschale Besteuerung von Mobilitätsbudgets, die Unternehmen dazu ermutigt, flexible Mobilitätslösungen wie Bikesharing, Fahrrad-Abos und ÖPNV zu fördern.
Sichere Infrastruktur für alle
Eine durchgehende und sichere Infrastruktur ist der Schlüssel für die Verkehrswende. Mit über 12 Millionen E-Bikes auf den Straßen und der Tatsache, dass 75 % der Alltagswege unter 10 km liegen, fordert die Branche:
- Verdopplung der Bundesinvestitionen auf 1 Milliarde Euro jährlich für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur.
- Langfristige Finanzierung durch einen Infrastrukturfonds.
- Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 3.0 mit messbaren Zielen bis 2030.
In die Köpfe der Politiker
Vielen Politikern, sowohl auf Bundesebene, als auch auf Länder- oder Kreisebene, ist laut Wasilis von Rauch von Zukunft Fahrrad gar nicht bewusst, welches Potential im Verkehrsträger „Fahrrad“ eigentlich steckt. Das läge zum einen auch an der Positionierung der Produkte als Sportgerät durch die Fahrradindustrie selbst, aber auch durch starke Lobbyarbeit der konkurrierenden Branchen (vor allem die Autobranche; Anm. d. Redaktion).
Ein starker Aufruf
Die Fahrradwirtschaft will nicht nur ein wichtiger Player für klimafreundliche Mobilität bleiben, sondern auch ihre Rolle als Jobmotor und Innovationsschmiede weiter ausbauen. Die klaren Forderungen im Positionspapier zeigen: Die kommenden Jahre bieten eine historische Chance, Deutschland als globalen Leitmarkt für Fahrräder und Elektromobilität zu positionieren. Dafür muss das Fahrrad bzw. das E-Bike als Verkehrsträger endlich ernst genommen werden.
Für mehr Informationen: Zukunft Fahrrad Positionspapier