Dass Fahrräder gut für die Umwelt und die Gesundheit sind, ist lange kein Geheimnis mehr. Dennoch ist die Fahrradnutzung im Stadtbereich noch nicht so sehr auf dem Vormarsch, wie sie es eigentlich sein könnte. Das wirft die Frage auf, was Städte brauchen, damit sich Fahrräder gegenüber Platzhirschen wie Auto, öffentlichem Nahverkehr und anderen durchsetzen können.
Um die Radnutzung attraktiver zu machen, bedarf es beispielsweise gut ausgebauter und gegen den Autoverkehr geschützter Fahrradwege. Ebenso wichtig sind ansprechend gestaltete Abstellmöglichkeiten, die genug Platz und Komfort bieten sowie öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, die die Vorteile der Fahrradnutzung in das Bewusstsein der Bevölkerung rufen. Dies bestätigt auch eine Online-Umfrage des ADAC aus dem Jahr 2020 mit mehr als 10.000 Teilnehmenden. Die Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer wünschten sich hier unter anderem mehr und breitere Radwege in einem guten Zustand.
Lastenräder statt Transporter für die Stadt
Das verstärkte Verkehrsaufkommen in den Städten – etwa durch Lieferdienste – ist nicht nur ein Bauchgefühl. Das zeigen konkret auch gesammelte Daten zum Onlinehandel: Hier lässt sich bereits seit 2015 ein kontinuierlicher Anstieg des Brutto-Umsatzes pro Quartal verzeichnen. Seit Beginn der Pandemie hat es sogar einen sprunghaften Zuwachs gegeben. Allein im dritten Quartal 2021 wurden laut Statista mehr als 22 Milliarden Euro umgesetzt. Mit dieser Entwicklung nimmt auch der Lieferverkehr zu. Das bedeutet, mehr Transporter, die die Straßen verstopfen.
Eine zukunftsfähige Lösung, die im städtischen Raum Abhilfe leisten kann, ist das Lastenfahrrad. Denn nicht nur im Privatleben lässt sich das Auto an vielen Stellen mit dem Rad austauschen: Auch im gewerblichen Bereich sind Lastenräder eine gute Alternative für den Transport von kleineren Waren und Paketen oder bei Dienstleistungen.
Lastenfahrräder tragen deutlich weniger zur Straßenabnutzung bei als Autos, sie sind ressourcenschonend und im Stadtverkehr manches Mal schneller am Ziel, ganz zu schweigen von dem gesundheitsfördernden Aspekt für die Fahrerinnen und Fahrer.
Vorreiter Kopenhagen als fahrradfreundliche Stadt
Wie eine effiziente Infrastruktur für Fahr- und Lastenräder aussehen kann, macht Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen vor. Die äußerst breiten Fahrradwege bieten Platz für langsame und schnelle Fahrerinnen und Fahrer. Sie erlauben mehrere Überholmanöver auf einer Höhe und der gute Straßenbelag lässt schnelles Vorankommen, auch mit Lastenrädern, zu. Selbst die Handzeichen sind einheitlich, zeigen ein Anhalten oder Abbiegen an und werden von fast allen eingesetzt.
Die Fahrradfreundlichkeit der Stadt lässt sich auch in kleineren Details erkennen: Beispielsweise durch zusätzliche Ampeln an Kreuzungen, etwa in der Mitte oder auf der gegenüberliegenden Seite. So wird ein „Kopfverrenken“ während der Wartezeit vermieden. Außerdem ist den FahrerInnen der Verkehrsfluss durch eine einheitliche Ampelschaltung jederzeit klar. Auch der „Wald“ an Verkehrsschildern ist deutlich lichter, sodass mehr Aufmerksamkeit für den tatsächlichen Verkehr übrigbleibt.
Neuerungen für Radfahrer in der Straßenverkehrsordnung
Seit November 2021 gilt auch hierzulande eine erneuerte Straßenverkehrsordnung. Sie soll die „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer wie FußgängerInnen und FahrradfahrerInnen noch stärker schützen. Beispielsweise zeigen neu etablierte Schilder an, wo sich ein Fahrradschnellweg oder eine absolute Fahrradzone befindet. Auch für Lastenräder gibt es ein Schild, welches spezifische Abstell- und Ladeflächen kennzeichnet. Das zeigt: Auch im deutschen Straßenverkehr ist etwas in Bewegung geraten, selbst wenn die Entwicklung gerade einmal am Anfang steht. Doch für lebenswerte und multimobile Städte können alle etwas tun – beispielsweise indem sie vermehrt das Rad nutzen.
Das ist die Online-Umfrage des ADFC und die Statista.
Weitere Informationen unter: www.vsc.bike.