Die Baumeister GmbH & Co. KG, eine Ingenieursgesellschaft und Fertigungsunternehmen aus dem schwäbischen Balingen, hat neue Motoren mit integriertem stufenlosen Getriebe entwickelt. Konkret handelt es sich um einen kompakten Mittelmotor mit stufenlosem Verteilergetriebe. Des Weiteren hat man auch einen Nabenantrieb für das Hinterrad entwickelt, der die gleiche Technologie mitbringt. Beide Varianten stellen Übersetzungsbandbreiten von über 1000 % bereit, wie Unternehmensgründer Karlheinz Baumeister mitteilt.
Technologie ist zum Patent angemeldet
Zahlreiche Mittelmotoren stehen inzwischen am Markt zur Verfügung, die zumeist aber immer noch mit anfälligen Sekundärantrieben wie Ketten- oder Nabenschaltungen kombiniert werden, welche Beschränkungen in Haltbarkeit und Drehmomentverträglichkeit mitbringen. Es gab in der Vergangenheit schon eine Vielzahl an Konzepten und auch Serienprodukten, welche Schaltung und Antriebseinheit kombinierten. Viele hatten sich schlussendlich als nicht ausgereift genug, zu kompliziert oder schlicht auch als zu teuer erwiesen.
Aktuell erscheint der Revonte-Antrieb aus Finnland als eines der vielversprechendsten Konzepte für einen neuen Ansatz (hier im Detail erklärt), bei dem aber noch unklar ist, wann er zur Serienreife kommt und sich damit auch bereit für die Nutzung durch OEMs zeigt. Jenseits von Mittelmotoren stehen auch eine Vielzahl an Nabenmotoren zur Verfügung, die aber allesamt dort nicht die erhoffte (dauerhafte) Leistung bringen, wo sie am meisten gebraucht wird: am Berg!
Hier kommen die neuen Antriebe von Baumeister ins Spiel, welche auf einer vergleichbaren Technologie wie die von Revonte basieren, diese aber noch eine Stufe weiter treiben sollen. Die Antriebe basieren auf Verkettungen von gängigen Planetengetrieben, die mit Elektromotoren kombiniert werden. So sollen die Antriebe eine Spreizung von über 1000 % bieten und damit eine Entfaltung von mindestens 15 Meter pro Pedalumdrehung.
Beim Revonte-Antrieb steht der zweite (große) Motor am Sonnenrad bei der kleinsten Übersetzung, was gerade am Berg von Nachteil sein könnte. Bei den Baumeister-Motoren hingegen laufen diese laut Aussage von Dipl.-Ing. Karlheinz Baumeister immer gleichzeitig, so dass die beiden Antriebe ihre Vorteile am Berg ausspielen können. Somit sollen diese theoretisch während der Fahrt voll unterstützen und zudem ohne Zugkraftunterbrechung auch die Übersetzung anpassen können. Ein entscheidender Vorteil, den das Unternehmen im Februar dieses Jahres zum Patent angemeldet hat.
Neben dem entsprechenden Mittelmotor soll es den Ingenieuren auch gelungen sein, das Konzept auf einen Nabenmotor zu übertragen. Somit sollen oben genannte Nachteile endlich ad acta gelegt werden können und Nabenmotoren damit deckungsgleiche Eigenschaften bereitgestellt werden können. Die Schutzrechtsanmeldungen beinhalten auch spezielle Antriebsleistungen und Berggänge für Lastenräder oder für den Anhängerbetrieb. Bis zu 140 Newtonmeter stellt Baumeister dabei in Aussicht.
In beiden Fällen reicht eine einfache Übersetzung des Antriebsmoments auf das Hinterrad aus, beim Mittelmotor ein Kardan oder Zahnriemen bzw. Kettentrieb. Durch eine Schwalbenschwanzanbindung beispielsweise und einen axialen Steckverbinder dauert die Motormontage am Rahmen ca. 1 Minute.
Beim Nabenmotor sogar noch smarter, da die hauptsächliche Leistungsübertragung gleich direkt ins Antriebsrad geht. Ebenso kann auf Bowdenzüge oder sonstige mechanische Verstelleinrichtungen verzichtet werden, was Vorteile in der Haltbarkeit, dem Gewicht und auch hinsichtlich des Wartungsaufwands bringt. Ebenso ist eine stufenlose Rekuperation darstellbar.
Selbst auf den Markt bringen wird die Baumeister GmbH & Co. KG ihre neu entwickelten und patentierten Antriebe nicht, sondern diese in Lizenz weitergeben. Wir bleiben hier auf jeden Fall dran und werden berichten, sobald diese Technologie dann in einem spannenden Antriebssystem in Serie geht.
Mehr unter www.baumeister.eu.