Der durchdachte Allrounder im Programm der Hessen zeigte in unserem Praxistest nur wenige Schwächen
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Das Charger4 wurde in 2022 von Riese & Müller erstmals vorgestellt, zuerst als Herrenmodell und einzig mit dem großen 750er-PowerTube von Bosch eBike Systems. Später kamen dann noch Varianten mit Trapezrahmen hinzu, die zwar auch mit dem Performance Line CX Smart System ausgestattet sind, dazu jetzt auch mit dem kleineren 625-Wh-Akku zu bekommen und dadurch auch kostengünstiger in der Anschaffung sind. In diese Reihe passt unser Testrad, das Charger4 Mixte GT touring CORE, welches mit 10-fach-Kettenschaltung und kompletter Ausstattung für viele Menschen seine Aufgabe als praktisches Alltagsrad erfüllen dürfte. Wie hat es sich in der Praxis geschlagen?

Riese & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE im Detail

Das Charger4 Mixte GT touring CORE hinterlässt schon auf den ersten Blick einen massiven und wertigen Eindruck. Die Verarbeitung ist einwandfrei und das Design erscheint funktional und zeitlos.

Rise & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE

Das am Sitzrohr tiefer angesetzte Unterrohr erlaubt einen einfacheren Einstieg, ohne aber die Stabilität zu beeinflussen. Über die serienmäßige Federsattelstütze kann der bequeme Selle Royal Sattel mittels geschraubter Klemmung auf die benötigte Höhe gebracht werden.

Am Lenker ist eine Anpassung in der Serie nicht möglich, bei uns hat der Winkel und der Abstand aber gepasst. Die ergonomischen Griffe sollen dann ihr Übriges zum Komfort des Modells beitragen.

Der Bosch Performance Line CX Antrieb der aktuellen Generation fügt sich harmonisch in den Rahmen ein. Mit 85 Nm und 340 % Unterstützung ist er auch zum Erklimmen steilster Anstiege gut geeignet.

Performance Line CX Smart System

Der durch ein Schloss gesicherte Akku wird von unten in den Rahmen eingesetzt, wobei die daran verschraubte Blende ebenfalls in Schwarz gehalten wurde und den Rahmen dadurch optisch schmaler wirken lässt.

Die Ladebuchse hat Riese & Müller über dem Tretlager integriert und dabei den Deckel stabil gestaltet, wobei ein Magnet dafür sorgt, dass die Klappe bei Nichtnutzung geschlossen bleibt.

Gesteuert wird das Antriebssystem mittels der LED Remote, welche hier mit dem Intuvia 100 Display kombiniert wird, das den Nutzer mit den wichtigsten Informationen versorgt.

Auch ein Verbinden mit der eBike Flow-App (kürzlich aktualisiert) ist möglich, um auf die Unterstützungsstufen Einfluss zu nehmen und weitere Funktionen wie z.B. eBike Lock oder auch die Navigation bzw. das Tracking nutzen zu können.

Der starke Antrieb wird hier mit der auf E-Bikes optimierten Shimano CUES mit zehn Gängen kombiniert, die mit 436 % Bandbreite einem Fahren in hügeligem oder gar bergigen Terrain nicht entgegensteht.

Geht es bergab, stehen die bewährten Magura MT4 Bremsen mit gutem Druckpunkt bereit, die mit Bremsscheiben in 180 mm vorne und hinten für kräftige und ausdauernde Bremsmanöver genutzt werden können.

Die Verbindung zum Untergrund wird mittels Schwalbe Super Moto-X Reifen in der Größe 650B hergestellt, die mit ihren Reflexstreifen für eine gute Sichtbarkeit des E-Bikes bei Dämmerung und Dunkelheit sorgen.

Bergab kommt auch die SR Suntour Federgabel mit 100 mm Federweg vermehrt zum Tragen, die auf eine Stahlfeder zurückgreift und daher nur einen Grundkomfort abbilden kann. Gut: die Hessen haben nach vorne Katzenaugen angebracht, was die Sicherheit im Straßenverkehr zusätzlich erhöhen kann.

Das Pedelec ist weiter mit einer LED-Lichtanlage ausgerüstet, die aus dem Supernova Mini 2 Frontlicht und dem Busch & Müller Toplight 2C LED gebildet wird. Ein Bremslicht ist hier nicht integriert, was hinsichtlich des Einsatzzweckes etwas schade ist.

Weiter an Bord sind ein großflächig am Rahmen angesetzter Gepäckträger mit MIK-System, der es erlaubt, entsprechend passendes Zubehör fest und sicher anzubringen. Am Steuerrohr sind Bohrungen, um z.B. Flaschenhalter aufzunehmen.

Aber auch Taschen ohne dieses System lassen sich an den stabilen Rails befestigen, wobei der obere Teil des Gepäckträgers noch nutzbar bleibt. Prima ist das Bibia Spanngummi, welches flexibel auf die benötigte Länge zu bringen ist.

Auch die Schutzbleche aus Kunststoff sind gut gewählt, sowohl hinsichtlich ihrer Breite und Länge und dem daraus resultieren guten Schutz, als auch dem geringen Geräuschniveau, wenn Steine vom Schotterweg daran geschleudert werden.

Ein mit dem Akkuschloss gleichschließendes ABUS-Rahmenschloss mit Option für eine Zusatzkette ergänzt die komplette Ausstattung, genauso wie der stabile Ständer von Ursus und die Billy Klingel.

Auf der Fahrt

Das Fahren mit dem Charger4 Mixte bestätigte den ersten optischen Eindruck und stellte dem Nutzer ein ausgereiftes und sicheres Fahrverhalten zur Verfügung. Hier kam auch der bewährte Antrieb von Bosch zum Tragen, der bestens zum Charakter des Modells passt.

Die Kombination aus Performance Line CX und der Shimano CUES stellte sich als in nahezu jeder Situation passend heraus, trotz der vermeintlich geringen Ganganzahl.

Wir konnten damit beispielsweise problemlos eine beträchtliche Steigung von 15 % bis mehr als 20 % auf Waldboden bewältigen (nicht im Bild), ohne dass man ernsthaft Bedenken bekommen musste, den Anstieg nicht zu schaffen.

Den Bosch-Antrieb hörte man dabei schon, ansonsten aber war dieser leise genug, um nicht zu stören und wurde zumeist vom Fahrtwind überdeckt.

Die Bedienung über die LED Remote war gewohnt gut, auch die Anzeige auf dem Intuvia 100 stellte einen nicht vor Rätsel. Man konnte alle wichtigen Werte direkt ablesen.

Detaillierter kann man die Daten dann über die eBike Flow-App einsehen, wobei uns hier eher das Feature interessierte, die Unterstützungsstufen nach Gusto anzupassen.

Das Charger4 Mixte GT touring CORE ließ sich trotz seines höheren Gewichtes agil fahren. Bei schnellen Passagen bergab fühlte man sich sicher, ein Aufschaukeln trat nicht ein, auch wenn man es provozierte.

Die Bremsen zeigten sich standfest, auch bei höherer Beladung und kamen bei unseren Fahrten kaum an ihre Grenzen. Dabei blieben sie gut dosierbar und sorgten für ein hohes Sicherheitsgefühl.

Die Schutzbleche aus Kunststoff waren kaum hörbar während der Fahrt, auch auf Schotter, was wir persönlich besser finden. Wenn Steine dauern an Metallschutzbleche geschleudert werden, nervt es irgendwann. Hier blieb es ruhig.

Riese & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE 2024 Test

Schade ist es, dass man seitens Riese & Müller nicht auf eine Luftfedergabel setzt. Die aktuell verbaute lässt sich nicht optimal auf das Fahrergewicht einstellen und raubt dem Modell so etwas Komfort.

Was auch problematisch war, zeigte sich, wenn man den Akku entnehmen wollte. Durch die schön designte Blende hat Riese & Müller eine Öffnung vorgesehen, durch die man mit dem Finger die Verriegelung des Akkus lösen muss, nachdem man ihn per Schlüssel entsperrt hat.

Das war aber so fummelig und durch eine integrierte Zwischenlage so schlecht zu ertasten, dass man es beim ersten Versuch kaum geschafft hat. Wer nicht genau weiß, wo er hinlangen muss, bekommt hier Probleme.

Da man dazu noch knien muss, ist dies keine besonders schöne Lösung. Die Blende sieht gut aus, ja, aber hier hat Riese & Müller wohl das Design vor der Funktion den Vorzug gegeben.

Riese & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE 2024

Riese & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE 2024

Riese & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE 2024

MotorBosch Performance Line CX Smart System, 250 W, 85 Nm
Batterie: Bosch PowerTube 625, 625 Wh
Display: Bosch Intuvia 100 mit LED Remote
Rahmen: Aluminium
Gabel: Suntour XCR32, 100 mm
Schaltung: Shimano CUES, 1×10
Bremsen: Magura MT4, 180 mm v/h
Kurbelgarnitur: FSA/ Riese & Müller, 170 mm
Vorbau: Humpert ergotec Barracuda Evo
Sattelstütze: Satori Elegance-LT OV
Sattel: Selle Royal Essenza Eco Male
Laufräder: Rodi Tryp35
Reifen: Schwalbe Super Moto-X oder Schwalbe Johnny Watts
Gewicht: 28,8 kg (gemessen)
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 4.799 EUR

Unser Fazit

Wir haben mit etwas Kritik unseren Fahrbericht beendet, allerdings soll dies kein falsches Bild auf das Charger4 Mixte GT touring CORE werfen. Das Pedelec hat bei uns seinen Job sehr gut gemacht und einen einwandfreien Eindruck hinterlassen. Es sind kleine Dinge, die uns hier gestört haben, wobei die guten Erfahrungen bei weitem überwogen haben. Sowohl die Verarbeitung und Qualität, als auch die Fahreigenschaften und die Funktionalität liegen auf einem überaus hohen Niveau und bieten den Nutzern für ihr Geld besonders viel. Uns hat das Fahren mit dem Riese & Müller Charger4 Mixte GT touring CORE sehr viel Spaß gemacht und wir können das Modell mit guten Gewissen an E-Trekking-Liebhaber empfehlen.

PRO
  • stabiler Rahmen
  • gute Verarbeitung
  • kräftiger, moderner Motor
  • ausreichend großer Akku
  • ausgefeilter Deckel für die Ladebuchse
  • gut ablesbares Display
  • kräftige Bremsen
  • passende 10-Gang-Schaltung
  • bequeme Kontaktpunkte
  • Federsattelstütze
  • „leise“ Schutzbleche
  • gute Gepäckoptionen
CONTRA
  • hohes Gewicht
  • günstige Federgabel
  • Akkuentnahme fummelig

Transparenzhinweis: Unser ausführlicher Test des Charger4 Mixte GT touring CORE wurde von Riese & Müller hinsichtlich der Produktionskosten unterstützt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.