Wir haben den neuen Heckmotor des chinesischen Herstellers über mehrere Wochen ausprobiert
7 min Lesezeit

Der Mivice M080 wurde unter anderem auf der Eurobike 2022 einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Mivice hatte im Vorfeld eine neue Niederlassung in Deutschland eröffnet, um in Europa besser Fuß zu fassen und zudem näher an seinen Kunden zu sein. Steffen Krill, der neue Marketing Director der europäischen Niederlassung in Bamberg, hatte uns damals die Produkte des Unternehmens näher vorgestellt und auch den in einem Testträger verbauten M080 Heckantrieb.

E-Urbanbike mit M080-Antrieb

Genau dieses Modell haben wir dann über mehrere Wochen ausprobiert, wobei es uns nicht um das E-Bike an sich, sondern nur um das Antriebssystem gegangen ist. Unsere Erkenntnisse haben wir jetzt in diesem Beitrag zusammengefasst.

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Mivice M080 Heckantrieb im Detail

Die Antriebssysteme von Mivice können individuell zusammengestellt werden, d.h. die Auswahl von Antrieb und Display ist nicht fix. Beim seitens Mivice überreichten Testbike der Marke Java wurde der M080 Motor mit dem Display C067 kombiniert, was für ein cleanes und zurückhaltendes Design gesorgt hat. Auf den ersten Blick konnte das Modell daher auch für ein konventionelles Fahrrad gehalten werden.

Java Frenetica mit Mivice M080

Der M080 Motor ist klein und fällt hinter der Kassette oder der Bremsscheibe gar nicht auf. Zudem wiegt er nicht mehr als 2,5 Kilogramm und bringt damit nicht allzu viel zusätzliches Gewicht ins Fahrrad. Schon optisch passt der Antrieb daher in ein urbanes Rad, bei welchem oft besonders auf einen cleanen Look geachtet wird. Mittels des integrierten Getriebes aus Kunststoff (PAEK) kann er trotzdem bis zu 40 Nm abgeben.

Mivice Mo80

In die gleiche Bresche schlägt auch das Display, welches am linken Lenkergriff kaum auffällt. Es bringt ein farbiges Display mit, welches auch bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesbar bleibt. Hier findet der Nutzer den Knopf zum Ein- und Ausschalten des Antriebssystems und kann über einen integrierten Wippschalter einfach die Unterstützungsstufe wechseln.

Per Long Press ist dann auch beispielsweise das Aktivieren des Fahrradlichts oder der Schiebehilfe möglich. Mittels eines weiteren Tasters links am Display kann man dann auch während der Fahrt einfach durch die Anzeige wechseln und sich den Bildschirm anzeigen lassen, der einem die gewünschten Informationen am besten anzeigt.

Batterien hat Mivice bis jetzt noch nicht im Portfolio, bekommt aber anscheinend des Öfteren auch Anfragen hierzu. Mal sehen, ob es in Zukunft hier auch etwas zu vermelden gibt, allerdings ist das Antriebssystem mit vielen Akkus anderer Zulieferer kompatibel und kann dementsprechend angepasst werden.

Da der Akku vom E-Bike-Hersteller frei gewählt werden kann, haben wir unseren Fokus jetzt nicht darauf gelegt. Aus unserer Sicht ging der Motor aber recht effizient mit der bereitgestellten Energie der hier genutzten Batterie mit 360 Wh um.

Im Fahrtest

Nach dem Einschalten fährt das Antriebssystem kurz hoch, was durch das Mivice-Logo auf dem Display signalisiert wird. Danach findet man sich in der Unterstützungsstufe „0“ (also „AUS“) und dem Startbildschirm wieder und kann denn den gewünschten Support wählen.

Fünf Unterstützungsstufen von „0“ bis „MAX“ stehen zur Auswahl, wobei wir uns meistens in der Stufe „3“ oder auch „4“ wiedergefunden haben. An steilen Anstiegen kam natürlich auch zeitweise die Stufe „MAX“ zum Einsatz, um hier die bestmögliche Unterstützung zu erhalten.

Obwohl Getriebemotor, zeigte sich der Mivice im Verlauf unseres Tests als leiser Begleiter. Nicht lautlos, aber in keinster Weise störend, wurde man auf seiner Strecke unterstützt. Das Geräusch änderte sich auch nach Auswahl einer anderen Unterstützungsstufe kaum.

Im Stadtverkehr machte es Spaß, mit dem E-Bike und dessen Mivice M080-Antrieb unterwegs zu sein. In Verbindung mit der hier verbauten 9-fach-Schaltung von Shimano war man schnell auf den erlaubten 25 km/h und konnte so Wege in der City schnell überbrücken.

Auch über diese Grenzgeschwindigkeit hinaus war es ein Leichtes, das Testrad von Mivice zu beschleunigen. Der Motor setzte dieser Praxis keinen Widerstand entgegen, so dass man auch leicht mit über 30 Kilometer pro Stunde unterwegs sein konnte.

Wie harmonisch der Antrieb auf den Input des Fahrers reagiert, wird mit dem entsprechenden Tretlagersensor erfasst, der auch von Mivice stammt. Dabei wird das eingebrachte Drehmoment per TTL-Schaltkreis erfasst (Transistor-Transistor-Logik) und dann analog weitergegeben.

Der Antrieb hat unserem Empfinden nach spontan auf den Wunsch des Nutzers reagiert und auch nicht lange nachgeschoben, wenn dieser aufgehört hatte, zu treten. Insgesamt hat sich das E-Bike nahezu so fahren lassen, wie ein normales Fahrrad, nur eben mit zusätzlicher Unterstützung.

Mivice M080 Test 2022

Natürlich wollten wir wissen, ob der Mivice-Antrieb am Berg besser performt, als zum Beispiel ein MAHLE X35 oder der Ampler 48V-Antrieb. Auf lang gezogenen Anstiegen mit unter 10 Prozent Steigung war die Unterstützung des Motors spürbar vorhanden, allerdings musste man je nach Steilheit des Berges schon kräftig mit treten, um hier mit einer adäquaten Geschwindigkeit unterwegs zu sein.

An einem noch steileren Berg mit einer Steigung von über 15 Prozent ist es uns einmal passiert, dass die Unterstützung nach kurzer Zeit aussetzte und wir den restlichen Anstieg auf konventionelle Art und Weise erklimmen mussten. Das ist uns zwar nicht noch einmal passiert, allerdings war die Unterstützung in ähnlichen Situationen auch bei den nächsten Versuchen eher mau.

Die Domäne des Mivice M080 ist demnach auch eher die Unterstützung des Nutzers auf zumeist flachen Straßen, um dessen Beschleunigung zu verbessern und diesen schneller auf Geschwindigkeit zu bringen. So kann man dann agil in der Stadt oder im (nicht zu hügeligen Umland) unterwegs sein und sich am kaum hörbaren Antrieb erfreuen.

Mivice M080

Spannung: 36V
Leistung (Dauer/Peak): 250/ 350 Watt
Drehmoment: 40+ Nm
Gewicht: 2,5 kg
Geräuschpegel: max. 55 dBA (L=1 m)

Einige Details zum Antrieb, die uns noch beim Testen aufgefallen sind. Der Antrieb ist mit einem Anschlusskabel versehen, welches über eine Kupplung mit Schraubverschluss verfügt. Also sichere Verbindung zum einen und schnelles Lösen z.B. für einen Reifenwechsel zum anderen.

Die Bedienung gestaltete sich einfach und auch die Knöpfe ließen sich während der Fahrt gut bedienen. Einige Male ertappten wir uns aber dabei, dass wir versehentlich den Wippschalter berührten und die Fahrstufe ungewollt geändert haben. War natürlich nicht schlimm und lässt sich durch eine Änderung der Position des Bedienteils leicht beheben.

Fazit

Abschließend kann man den Mivice M080 ungefähr in einer Liga mit dem MAHLE X35+ oder anderen Heckantrieben in diesem Segment sehen. Der Antrieb hat sich für einen Newcomer im Vergleich nicht lumpen lassen und hinsichtlich seiner Performance auf dem gleichen Niveau bewegt. Nur das BZEN Amsterdam war bisher besser. Das Geräuschniveau war ebenso als gut zu bewerten und trat nicht störend hervor. Wäre das Testrad ein Singlespeed gewesen, hätten wir eventuell an Anstiegen noch mehr zu kämpfen gehabt, aber in Verbindung mit der Kettenschaltung hatten wir hier kaum Probleme. Die Bedienung über das kompakte, aber gut abzulesende Display gab auch keinen Anlass zum Meckern, so dass wir insgesamt dem Motor das Urteil „Gut“ ausstellen können. Übrigens: Wer sich für das komplette E-Bike interessiert, der kann sich freuen, denn das Modell soll als Java Frenetica in 2023 auf den Markt kommen.

PRO
  • Motor für die City ausreichend kräftig
  • leiser Antrieb
  • harmonisches Fahrverhalten
  • geringes Gewicht
  • gute Bedien- und Displayeinheit
CONTRA
  • steile Berge überfordern den Antrieb

Transparenzhinweis: Das Java Frenetica mit Mivice M080 Antrieb wurde uns seitens der Mivice Europe GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.