Allianz pro Schiene und Zukunft Fahrrad: Bau von Fahrradparkplätzen an Bahnhöfen vereinfachen und dauerhaft fördern
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Allianz pro Schiene und Zukunft Fahrrad rechnen wegen des
49-Euro-Tickets mit einem Boom im öffentlichen Nahverkehr. Dabei gilt
es, das Fahrrad als klimafreundlichen Zubringer zur Bahn gegenüber dem
Auto zu stärken. Schon jetzt fehlen allerdings mehr als eine Million
Stellplätze für Fahrräder an Bahnhöfen. Es besteht dringender
Handlungsbedarf.

Zu teuer, zu kompliziert, zu viele Ansprechpartner – für Kommunen
kann es bislang sehr umständlich sein, eine Abstellanlage oder ein
Fahrradparkhaus zu bauen. Am Bahnhof Eberswalde wurde im November 2021
ein neues Fahrradparkhaus eröffnet. Die Allianz pro Schiene hat es
kürzlich mit dem Deutschen Verkehrswendepreis ausgezeichnet.

Zentrale Ansprechpartner wären große Hilfe

Silke Leuschner, Leiterin des Stadtentwicklungsamts Eberswalde: „Wir
haben damit auf einen Schlag mehr als 600 Fahrradparkplätze geschaffen,
damit Pendlerinnen und Pendler die Wege zum oder vom Bahnhof mit Rad
statt Auto zurücklegen können. Das war eine Mammutaufgabe, und wir
geben unser Wissen immer wieder an andere Kommunen weiter. Für andere
wäre das eine große Hilfe, wenn es einen zentralen Ansprechpartner
oder eine zentrale Ansprechpartnerin auf Landesebene gäbe.

Die meisten Kommunen bauen nur einmal eine Abstellanlage oder ein
großes Fahrradparkhaus und fangen dann jedes Mal von vorn an, sich
durch einen Dschungel an Kompetenzen und Zuständigkeiten zu
schlagen“, sagt der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk
Flege. „Hier sind die Landesregierungen gefordert, einen Masterplan
für Rad und Bahn zu entwickeln, um den Bau von Fahrradparkhäusern zu
vereinfachen und zu beschleunigen.“ Der Nahverkehrsverbund
Schleswig-Holstein hat dafür schon 2015 ein Modell etabliert, der
Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg hat 2021 die Vernetzungsstelle
Bike+Ride geschaffen.

Seit 2018 ist die Allianz pro Schiene im Dialog mit Kommunen und
Verbänden zum Thema Fahrradparken. Dabei hat sich gezeigt, dass es auch
Klarheit bei der Finanzierung von Fahrradparkhäusern und Abstellanlagen
braucht.

Deutlich mehr Mittel fürs Fahrrad benötigt

Allein für die erforderlichen eine Million Fahrradstellplätze an
Bahnhöfen werden laut Berechnungen der Brancheninitiative Fahrrad und
Bahnen bis 2030 insgesamt rund 6,7 Milliarden Euro für Bau und Betrieb
benötigt. Diese Summe muss von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam
gestemmt werden. „Bisher ist nicht absehbar, dass diese Finanzierung
sichergestellt wird“, kritisiert der Geschäftsführer von Zukunft
Fahrrad, Wasilis von Rauch, der weiter mitteilt:

Denn auch wenn für das Jahr 2023 im Vergleich zum ursprünglichen Haushaltsentwurf nochmal aufgestockt wurde, so stehen doch allein im Programm ,Stadt und Land‘ rund 250 Millionen Euro weniger zur Verfügung als in diesem Jahr.Wasilis von Rauch

Wasilis von Rauch GF Zukunft Fahrrad: Bild: David Gauffin

Neben der Finanzierung und dem Ausbau der Abstellanlagen sind aus Sicht
von Zukunft Fahrrad weitere Maßnahmen nötig, damit Mobilität mit Bahn
und Rad möglichst einfach wird:

  • Sharing und Fahrradverleih müssen flächendeckend in Kommunen angeboten
    werden.
  • Planung, Reservierung und der Kauf von Tickets für Radfahrerinnen und
    Radfahrer müssen möglichst einfach, digital und bundesweit einheitlich
    möglich sein. Das gilt sowohl für die Fahrradmitnahme als auch für
    Fahrradparken an Bahnhöfen oder die Buchung des Sharing-Bikes für die
    letzte Meile.

Hintergrundinformationen:

Allianz pro Schiene und Zukunft Fahrrad arbeiten im Rahmen der
Brancheninitiative Fahrrad und Bahnen zusammen mit weiteren Partnern an
Empfehlungen für eine bessere Verknüpfung von Zug und Rad.

Der Frage, mit welchen Maßnahmen Fahrrad und Bahn besser miteinander
verknüpft werden können, hat sich die Allianz pro Schiene in den
vergangenen Jahren insbesondere in zwei Drittmittelprojekten gewidmet.
Die Umfrage zum Potenzial des Fahrrads als Zubringer zum
Bahnhof und die Handlungsempfehlungen zum Fahrradabstellen an
Bahnhöfen sind das Ergebnis des Projekts „Fahr-Rad-zum-Zug“, das zwischen 2018
und 2021 durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)
aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrs 2020 gefördert
worden ist.

Der Deutsche Verkehrswendepreis wurde im Rahmen des Projekts
„Verkehrswende konkret“ an die Stadt Eberswalde verliehen. Das
Projekt wird bis zum 30.11.22 durch das Umweltbundesamt und das
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und
Verbraucherschutz gefördert. Die Mittel wurden auf Beschluss des
Deutschen Bundestages bereitgestellt.