Das R.X275 von Rotwild ist ein neues E-Trailbike, bei welchem der Leichtbau beinahe auf extreme Art angegangen wurde. Bereits von außen sieht das neue Modell aus Dieburg einem konventionellen Mountainbike ähnlicher als einem E-MTB. Der kompakte, aber dennoch durchaus potente TQ-HPR50 Antrieb wurde gekonnt in den Rahmen integriert, genauso wie der von Rotwild eigens für das Modell entwickelte Akku. Das ist aber noch nicht DAS Highlight des neuen E-Mountainbikes, welches ein spannendes Detail mitbringt, das es so noch bei keinem Modell der Konkurrenz gegeben hat. Alles dazu findet ihr jetzt in unserem Beitrag.
Rotwild R.X275 im Überblick
Dass Rotwild bzw. die dahinter stehende ADP Engineering GmbH seit jeher einiges anders macht als andere Hersteller, steht außer Frage. Beim neuen ROTWILD R.X275 schießt man aber den Vogel ab, denn auf den ersten Blick ist das Modell weder dem Segment der Bio-Bikes, noch dem der E-Mountainbikes eindeutig zuzuordnen.
Die Macher rund um Chef-Designer Lutz Scheffer selbst sprechen von Trail-Bike mit eAssist und bringen damit eine Art von E-Mountainbikes auf den Markt, die das Beste aus beiden Welten kombinieren sollen. Er teilt zur neuen Entwicklung mit:
Der Entwicklung des Rotwild R.X275 liegt profunde Ingenieurskunst zugrunde, wie die Macher mitteilen und auch viel Rechenleistung der PCs. Dazu erklärt Ingenieur Christoph Scheuvens:
Rahmen & Geometrie
Für das R.X275 hat Rotwild innerhalb von zwei Jahren einen gänzlich neuen Rahmen entwickelt, der als Herzstück des Bikes besonders leicht sein sollte. Er besteht komplett aus Hochmodulfaser und wird von Hand gefertigt. Das Gewicht liegt bei Größe M bei nur 2.350 Gramm.
Dabei bilden 580 Prepreg Carbon-Zuschnitte ein Rohrahmen mit einem Gewicht von nur 1.893 Gramm, wobei das Bauteil mittels 32 Prüfstands- und Layup-Rahmen geprüft und zudem mit R&D Testbikes dann in der Praxis an die Haltbarkeitsgrenze geführt wird.
Auch der Hinterbau ist aus Carbon und mit flexenden Sitzstreben versehen. Nicht nur deshalb kann Rotwild sich zusätzliche Lagerstellen sparen, was das Gewicht weiter drückt. Hinsichtlich der Geometrie wartet das R.X275 mit einem flachen Steuerwinkel auf, der mit einem nicht zu steilen Sitzwinkel kombiniert wird.
Ein großer Stack wird mit einem nicht zu langen Reach kombiniert, was eine nicht allzu sportliche Sitzhaltung ergibt (STR ~ 1,33). Dank einer sehr kurzen Kettenstrebe von 437 mm kann das E-MTB trotz langem Radstand wohl mit hoher Agilität auftrumpfen.
Motor & Akku
Hinsichtlich des Antriebs hat das Team rund um Johannes Matschos, Produktmanager von Rotwild, sich für den TQ HPR50 entschieden, der trotz geringer Größe mit 50 Nm Drehmoment auf wartet. Er teilt dazu weiter mit:
Der 1.850 Gramm leichte Motor stellt drei (anpassbare) Unterstützungsstufen zur Verfügung, deren passende Stufe der Nutzer vor Beginn der Fahrt auf dem im Oberrohr eingelassenen Display auswählt.
Während der Fahrt wechselt der Nutzer laut Johannes Matschos nicht die Stufe, sondern holt sich zusätzliche Unterstützung über den Boost-Button am linken Lenkergriff, den Rotwild zu diesem Zweck entwickelt hat.
Diese einzigartige Lösung erlaubt es, dass man sportliche Nutzer genau die richtige Mischung aus konventionellem Trailbike und elektrischer Unterstützung anbieten kann, wie Peter Schlitt, Mit-Gründer von ADP Engineering und Rotwild stolz mitteilt:
Der Boost-Button integriert sich als kleiner roter Ring im neu konzipierten integrierten Cockpit (Lenker-Vorbau-Einheit nur beim ULTRA-Modell) und stellt dem Nutzer bei Betätigung für maximal 30 Sekunden das Doppelte der Eigenleistung zur Verfügung, maximal aber 300 Watt. Dann folgt eine kleine Pause von einigen Sekunden, bevor der Schub wieder abgerufen werden kann.
Die Energie bezieht der Antrieb aus der seitens Rotwild speziell entwickelten Batterie, der IPU275, die effektiv 250 Wh bereitstellt. Der 1.400 Gramm leichte Akku ist aus modernen 21700er-Zellen aufgebaut und wird dann fest in das Unterrohr integriert. Produkt-Manager Johannes Matschos teilt dazu weiter mit:
Wer weiter oder mehr Runden fahren möchte und daher mehr Energie benötigt, kann auf den Range Extender zurückgreifen, den Rotwild für das neue R.X275 adaptiert hat. Dieser stellt nochmals 160 Wh zur Verfügung, bringt dabei aber nur weitere 1.160 Gramm ins Bike.
Der Akku in Trinkflaschenform lässt sich auch einfach wie eine Trinkflasche am Fidlock-Adapter des Modells befestigen. Trotzdem passt nochmals eine Trinkflasche in den Rahmen (außer Größe S).
Fahrwerk & Ausstattung
Das Rotwild R.X275 kommt mit einer „Short-Travel-Kinematik“, wie das Team aus dem hessischen Dieburg es nennt, welche dem Nutzer vorne 130 mm und hinten 120 mm an Federweg zur Verfügung stellt. So soll das Handling agil bleiben und das Bike genügend Grip auf jedem Untergrund generieren.
Die benötigte Federkennlinie des Hinterbaus wurde seitens Rotwild präzise in Simulationen errechnet. Der Abgleich fand dann mit Werten aus Praxistests statt, wobei die Linkage sehr leicht und kompakt, aber trotzdem stabil gestaltet werden konnte.
Auch der gesamte Hinterbau des R.X275 wurde penibel mithilfe der Finite Elemente Methode (FEM) auf die einwirkenden Lasten berechnet und dabei optimiert, so dass der Bauraum so effizient wie möglich ausgenutzt wird. Laut Rotwild befindet sich Material nur dort, wo es auch benötigt wird.
Das Single Pivot Design der Hinterbaufederung ist einfach, gleichzeitig aber steif und bringt dank der flexenden Sitzstreben noch die Dynamik mit, die für hohen Grip und guten Gegenhalt benötigt wird. Durch nicht benötigte Lagerstellen konnte man zudem noch an Gewicht sparen.
An der Front verbaut Rotwild bei beiden Varianten des R.X275 die Fox 34 in verschiedenen Versionen, die sich als leichte und steife CrossCountry-Gabel bereits hervorgetan hat. Hinten arbeitet dann der Fox Float DPS Dämpfer in der entsprechenden Ausbaustufe.
Je nach Modell kommt dann eine Shimano XTR- oder XT-Schaltung zum Einsatz, jeweils mit 12 Gängen und am UDH-Schaltauge befestigt. Auch die Bremsanlage entstammt derselben Serie, wobei Rotwild hier Flat Mount Bremsen einsetzt, was noch einmal Gewicht durch nicht notwendige Teile spart.
Das in Größe M nur 15,3 Kilogramm wiegende E-MTB rollt auf Laufrädern von DT Swiss (R.X275 Ultra: Carbon-Laufräder) auf denen Schwalbe Nobby Nic und Wicked Will Evo Reifen aufgezogen sind. Der Ergon SM Pro (Carbon) Sattel lässt sich per Fox Transfer SL Sattelstütze um bis zu 150 mm absenken und so für Freiraum sorgen.
Modellübersicht
Rotwild R.X275 Ultra 2023
Motor: TQ HPR50, 250 W, 50 Nm
Batterie: IPU 275, 250 Wh
Display: TQ Center
Rahmen: HM Carbon, 120 mm
Gabel: Fox 34 Float Factory Kashima, 130 mm
Dämpfer: Fox Float DPS Factory Kashima
Schaltung: Shimano XTR 9100, 1×12
Bremsen: Shimano XTR 9100 v/h
Kurbelgarnitur: ethirteen Race Carbon
Vorbau: n/a
Sattelstütze: Fox Transfer SL
Sattel: Ergon SM Pro Carbon
Laufräder: DT Swiss HXC1501 LS Spline1 Carbon
Reifen: Schwalbe Nobby Nic Evo / Schwalbe Wicked Will Evo
Gewicht: 15,3 kg (Größe M)
zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: ab 12.499 EUR
Rotwild R.X275 Pro 2023
Motor: TQ HPR50, 250 W, 50 Nm
Batterie: IPU 275, 250 Wh
Display: TQ Center
Rahmen: HM Carbon, 120 mm
Gabel: Fox 34 Float Factory Kashima, 130 mm
Dämpfer: Fox Float DPS Perfomance
Schaltung: Shimano XT 8100, 1×12
Bremsen: Shimano XTR 9100 v/h
Kurbelgarnitur: ethirteen Plus
Vorbau: ROTWILD S140
Sattelstütze: Fox Transfer SL
Sattel: Ergon SM Pro
Laufräder: DT Swiss HX1700 LS Spline
Reifen: Schwalbe Nobby Nic Evo / Schwalbe Wicked Will Evo
Gewicht: n/a
zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: ab 9.499 EUR
Alle Modelle werden von Hand im Rotwild-Werk in Dieburg aufgebaut. Ein R.X275 wird dabei in rund 2,5 Stunden produziert. Insgesamt führen dabei sechs Mitarbeiter rund 67 Arbeitsschritte durch, die an fünf Arbeitsstationen durchgeführt werden und 85 Anbauteile an den Rahmen bringen. Wann die Modelle genau dann beim Händler stehen, gibt Rotwild aber nicht preis.
Fazit
Ein leichtes E-MTB mit Minmal-Assist-System ist quasi nichts Neues, die Funktionsweise mit Boost-Button aber schon. Für sportliche Fahrer, die eigentlich kein E-MTB benötigen, bietet Rotwild hier ein Modell an, welches diese beim Fahren schwieriger Abschnitte oder Schlüsselstellen unterstützen und so das Fahrerlebnis auf bisher ungekannte Weise steigern kann. Ob man damit gestandene Mountainbiker überzeugen kann, bleibt offen. Wir jedenfalls würden das Modell schon einmal gerne ausprobieren. Natürlich erfahrt ihr hier als Erstes von unseren Eindrücken.
Bis dahin alles Weitere direkt unter www.rotwild.com.