Ein verpfändetes Aktienpaket, ein offenes Millionen-Darlehen und ein erbitterter Machtkampf – die Turbulenzen rund um den Motorradhersteller KTM nehmen weiter Fahrt auf
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Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen zwei prominente Wirtschaftsakteure: der langjährige KTM-Mastermind Stefan Pierer und der einflussreiche Unternehmer Stephan Zöchling, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Pierer Mobility AG und Vorstand der Pierer Industrie AG. Letztere ist über mehrere Zwischengesellschaften indirekt an der finanziell angeschlagenen KTM AG beteiligt.

Hintergrund des Streits ist ein millionenschweres Darlehen, das Zöchlings Dabepo Holding AG der Pierer Konzerngesellschaft mbH (Piko) – der zentralen Holdinggesellschaft von Stefan Pierer – im Zuge der wirtschaftlichen Schieflage im Herbst 2024 gewährt hatte. Laut Zöchlings Anwälten ist dieses Darlehen nun fällig, doch Pierer habe die Rückzahlung verweigert. Die Summe beläuft sich dem Vernehmen nach auf rund 80 Millionen Euro.

Zöchling reagierte prompt und kündigte an, die ihm als Sicherheit verpfändeten 100 Prozent der Anteile an der Pierer Industrie AG sowie an mehreren Immobiliengesellschaften verwerten zu wollen – notfalls auch durch öffentliche Versteigerung oder Freihandverkauf. Diese drastische Maßnahme wurde Banken bereits offiziell mitgeteilt. Brisant: Grundsätzlich kann jeder Interessent an dem Verkaufsprozess teilnehmen.

Die Pierer-Gruppe wehrt sich mit allen Mitteln gegen diese Verwertung. Man bestreitet die Fälligkeit des Darlehens und sieht sich in der Rolle des Vertragstreuen. Die Piko hat deshalb Klage beim Handelsgericht Wien eingereicht und strebt eine Feststellung an, dass keinerlei Verwertungsrechte bestehen. Ein Sprecher erklärte: „Kein Geldgeber der Pierer Konzerngesellschaft mbH hat derzeit eine fällige Forderung.

Die Lage wird zusätzlich durch strategische Fragen verschärft: Zöchling soll ursprünglich vorgesehen gewesen sein, 51 Prozent der Anteile an der Pierer Industrie AG zu übernehmen – ein Deal, der offenbar nie finalisiert wurde. Hinzu kommen potenzielle Interessenkonflikte rund um Vorkaufsrechte und Optionen des indischen KTM-Großaktionärs Bajaj, über die Zöchling nach eigener Darstellung nicht informiert wurde.

Die KTM AG selbst befindet sich unterdessen in einer existenzbedrohenden Situation. Bis 23. Mai 2025 muss das Unternehmen rund 600 Millionen Euro aufbringen, um seinen Sanierungsplan zu erfüllen. Die Investorensuche läuft noch – nun jedoch unter dem Schatten eines erbitterten Machtkampfes an der Konzernspitze.

Wie es in diesem milliardenschweren Ringen um Macht, Geld und Einfluss weitergeht, ist offen. Klar ist nur: Der Showdown um die insoolvente KTM AG ist längst nicht vorbei – und die Zukunft des traditionsreichen Motorradbauers hängt am seidenen Faden.

Mit Informationen des Standard und der OÖN.