Der Global Player richtet sein Antriebssystem für die Zukunft komplett neu aus
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Auf einem Event in der Nähe von Friedrichshafen wurden soeben die Neuerungen von Bosch 2022 vorgestellt. Dabei richtet der schwäbische Konzern sein System ganz auf eine smarte Zukunft aus und grenzt dieses deutlich von den vorigen Generationen ab. Eine Abwärtskompatibilität ist damit nicht mehr gegeben. Alle Neuheiten stellen wir hier im Detail vor!

Bosch 2022 – „smart“ ist Trumpf

Scheinbar waren die Möglichkeiten bei den bekannten Antriebssystemen ausgereizt, denn ansonsten hätte sich Bosch eBike Systems nicht dafür entschieden, eine komplett neue Generation auf den Markt zu bringen. Im Mittelpunkt steht dabei ganz und gar die Vernetzung, wobei alle Komponenten des Antriebssystems jetzt auf smarte Weise zusammenspielen sollen.

Dafür hat Bosch eBike Systems eine komplett neue Smartphone-App entwickelt, die dem Nutzer schon bald als zentrales Steuerungselement zur Verfügung stehen soll. Diese verbindet die hochqualitativen Komponenten des Systems mit der digitalen Welt, was laut Bosch den Fahrspaß im Alltag und in der Freizeit auf das nächste Level heben soll. Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems, teilt dazu mit:

Digitale Funktionen und Services bereichern das Pedelec-Erlebnis und sind wichtige Wegbereiter für unsere mobile Zukunft in einer vernetzten Welt. Mit dem smarten System machen wir einen weiteren Schritt in die eBike-Mobilität von morgen!Claus Fleischer

NEU: Bosch eBike Flow App

Im Zentrum der Neuerungen steht daher nicht der Antriebsmotor an sich, sondern die smarte Software, welche alle Antriebskomponenten bestmöglich vernetzt. Die eBike Flow App ist für den Nutzer die zentrale Schnittstelle zum System seines Pedelecs und damit auch zum neuen Connected Biking Erlebnis des Bosch 2022 Modelljahres.

Mittels Over-the-Air-Updates hält Bosch das neue System kontinuierlich auf den neuesten Stand und lässt mit dieser Generation die Nutzer selbst die Komponenten updaten. Damit wird diesem der Gang zum Händler im Normalfall erspart, was im Interesse vieler Besitzer der neuesten E-Bikes sein dürfte.

Ebenfalls wurde das Tracking verbessert, welches nun automatisch erkennt, wie der Nutzer das E-Bike nutzt. Fährt man Beispielsweise mit dem Pedelec zur Bahn, wird nun die Strecke dorthin automatisch erfasst. Im Zugabteil wird das Tracking aber dann gestoppt und erst fortgesetzt, wenn man sich wieder mit dem E-Bike bewegt. Clever, oder?

Die Bosch eBike Flow App wird immer wieder um neue, innovative Features erweitert und hat vom Start weg auch die beliebtesten Funktionen implementiert bekommen. So können die Unterstützungsstufen individuell und noch tiefer angepasst werden (früher kostenpflichtiges Premium-Feature) und auch das mit dem Kiox eingeführte Lock-System (bisher ebenfalls kostenpflichtig) ist nun serienmäßig im smarten System freigeschaltet.

eBike Flow
eBike Flow
Entwickler: Robert Bosch GmbH
Preis: Kostenlos
  • eBike Flow Screenshot
  • eBike Flow Screenshot
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  • eBike Flow Screenshot
  • eBike Flow Screenshot
  • eBike Flow Screenshot
  • eBike Flow Screenshot
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?eBike Flow
?eBike Flow
Entwickler: Robert Bosch GmbH
Preis: Kostenlos+

Schnittstellen zu beliebten Apps wie Apple Health sind vorhanden, es werden in Zukunft weitere Dienste wie Google Fit oder Strava eingebunden. Per Bluetooth verbindet sich die eBike Flow App über die brandneue LED Remote mit dem Smart System von Bosch. Ebenfalls ist ein Branding seitens der Fahrradhersteller möglich

Bosch LED Remote – zentrale Schnittstelle

Als zentrale Steuerungszentrale fungiert die neue LED Remote, die eine neue intuitive Bedienung mit dem Daumen mitbringt. Über fünf LEDs werden der Status der Batterie und über eine farbcodierte Lichtschleife rund um das Bosch-Logo die aktuelle Unterstützungsstufe angezeigt.

Die neue LED Remote benötigt auch kein Display, um zu funktionieren, sondern kann als Standalone-Bauteil zum Beispiel an E-Mountainbikes verwendet werden. Hier kann dann das Smartphone für jegliche weitere Funktionalität zum Einsatz kommen.

Mit diversen Klemmschellen kann die Remote an unterschiedliche Nutzungsszenarien angepasst werden und lässt sich so bestens für die problemlose Nutzung positionieren. In Sachen Robustheit soll das neue Bauteil auch für raue E-Mountainbike-Fahrten geeignet sein.

Kiox 300 – robust, stylisch und gut ablesbar

Bisher einziges Display für das neue Smart System von Bosch stellt das Kiox 300 dar, welches größer als das bekannte Kiox baut, dabei aber auf Tasten verzichtet. Mit diesem verabschiedet sich der Hersteller aus Kusterdingen von Halterungen auf dem Vorbau, sondern bietet variabel nutzbare Klemmhalter für den Lenker an. Neue Steckverbinder, die man in ähnlicher Form auch schon bei der Konkurrenz aus Japan gesehen hat, halten jetzt auch beim Bosch-System Einzug.

Es wird einzig über die LED Remote bedient und kann die wichtigsten Informationen detailliert und gut ablesbar darstellen. Zum Start bietet das Display bereits vielfältige Funktionen, wie zum Beispiel eine Wettervorhersage für die nächsten fünf Stunden auf der geplanten Strecke.

Auch die Anzeige möglichen Regens oder den aktuellen UV-Index heben die Softwarespezialisten von Bosch eBike Systems hier implementiert. In näherer Zukunft kann man aber wohl mit Neuerungen wie z.B. einer Navigationsfunktion rechnen. Gut ist, dass sich Bosch auch endlich gegenüber Drittherstellern wie zum Beispiel Garmin öffnet und damit das bisher geschlossene System zumindest teilweise aufgibt.

Bosch PowerTube 750 – Reichweite satt

Was ist besser als ein großer Akku? Richtig: ein noch größerer Akku. Bosch hat das Flehen vieler Nutzer erhört und spendet dem neuen Smart eBike System den bisher größten, jemals angebotenen Akku. Mit 750 Wh ist man auf einem Niveau, welches bei anderen Herstellern schon länger zu finden ist, bietet zum jetzigen Zeitpunkt aber auch keine kleinere Batterie an.

Somit können derzeit auch keine DualBattery-Konfigurationen angeboten werden, so dass die Hersteller einzig auf den 483 mm messenden und knapp 4,4 Kilogramm schweren Akku angewiesen sind. Dies stellt die Fahrradhersteller besonders bei kleineren Rahmengrößen aber auch vor Herausforderungen in Sachen Integration, was sich nicht zuletzt auch im Handling des E-Bikes auswirken kann.

Technisch basiert der Akku auf der gleichen Zelltechnologie wie der PowerTube 625, er wurde einfach nur um die entsprechende Menge an Zellen aufgestockt. Allerdings bringt der 750-Wh-Akku auch neue Konnektoren mit, die zusammen mit einem optimierten Kabelbaum dafür sorgen sollen, dass eine tiefere Positionierung der Batterie möglich wird.

Neuer Bosch 4A-Charger

Die neuen Steckverbinder machen auch den Einsatz eines neuen Ladegerätes notwendig, welches in einem etwas modernen Design daherkommt. Allerdings ist der maximale Ladestrom auf 4A begrenzt, was wir persönlich etwas zu wenig finden, besonders wenn man gleichzeitig die bisher größte Akkukapazität auf den Markt bringt.

Hier wäre ein 6A-Schnellladegerät aus unserer Sicht das Mindeste gewesen, denn eine Komplettladung des 750-Wh-Akkus dauert mit dem neuen Charger rund sechs Stunden. Aber vielleicht hat Bosch ja noch ein weiteres Ladegerät in der Pipeline, welches dann mit 8A oder gar mehr lädt? 😉

Bosch Performance Line CX Smart System

In Sachen interner Hardware unterscheidet sich der Bosch Performance Line CX für 2022 kaum von seinem Vorgänger. Einzig die Elektronikplatine im Inneren wurde erneuert, was dem Motor dann auch die zusätzliche Bezeichnung Smart System einbringt. Der Elektromotor und die Mechanik intern bleiben gleich.

Die Leistung bleibt mit 250 Watt und 85 Newtonmeter Drehmoment gleich, allerdings spendiert Bosch eBike Systems dem Antrieb ein neues, moderner wirkendes Gehäuse. Ebenfalls kommen neue Geschwindigkeitssensoren zum Einsatz, die nun endlich ab Werk auch für die Erfassung des Geschwindigkeitssignals über einen Sensor im Ausfallende und einen Magneten in der Bremsscheibe ausgelegt wurde.

Bosch ConnectModule ist bald verfügbar

Für das kommende Bosch ConnectModule vorbereitete E-Bikes lassen sich später einfach nachrüsten und profitieren dann von einer erweiterten Funktionalität. So soll dann ein akustischer Alarm auf dem Smartphone des Nutzers im Falle eines Diebstahls zur Verfügung stehen, wobei dann der Standort des E-Bikes in der eBike Flow App getrackt werden kann. Weitere Funktionen sollen dann noch folgen.

Fazit

Mit dem neuen smarten System macht Bosch sein Antriebssystem fit für die Zukunft, was allerdings auch einen harten Schnitt zur Vorgängergeneration notwendig macht. Die neue eBike Flow App bietet schon jetzt mehr Möglichkeiten, als man über die eBike Connect App bisher zur Verfügung gestellt hat. Schade, dass das relativ neue Nyon nicht den Sprung in das neue Portfolio geschafft hat. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen. 😉 Wie Claus Fleischer auf der Pressekonferenz mitgeteilt hat, sollen die “alten” Systeme nicht zum alten Eisen gehören und weiterhin noch mit Updates bedacht werden.

Alle weiteren Informationen auch unter www.bosch-ebike.com.

Quelle: PM Bosch
Video: Bosch