Das Festival im Rahmen der E-Bike World Tour fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt und wir waren für euch vor Ort
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Eigentlich sollte das Flachau E-Bike Festival bereits im vergangenen Jahr seine Premiere feiern, aber die Corona-Pandemie machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Dieses Jahr war es aber endlich so weit und das Event, welches im Rahmen der E-Bike World Tour (EBWT) veranstaltet wird, konnte schließlich stattfinden. Wir waren an allen vier Tagen vor Ort (inkl. Pressetag) und haben dabei am eigenen Leib erfahren, wie das Event dabei helfen kann, die Menschen vom E-Bike bzw. dem E-Mountainbike zu begeistern.

Ankunft in Flachau

Am Donnerstag kam ich in Flachau an und bin gleich ins Hotel Tauernhof eingecheckt. Der Tauernhof ist ein Sporthotel, das mit eigenem Skatepark, Pumptrack, eigenem Bike-Verleih, Eurotrampolin, mehreren Pools und Sauna optimal auf Biker und Sportler ausgelegt ist.

Generell wirkt der ganze Touristenort Flachau sehr darauf ausgelegt, jetzt auch im Sommer viele Biker aufzunehmen. Auch im Gespräch mit Locals kam es so rüber, dass man jetzt auch das Angebot für Biker im Sommer erweitern möchte, um den Tourismus anzukurbeln. Vor Ort ist auch eine Art MTB-Parcours fest aufgebaut.

Nach dem Einchecken und frisch machen sind wir weiter ins Steakhaus Schusterhäusel zum Abendessen. Dort haben wir dann endlich EBWT-Pressekoordinatorin Aurélie, zahlreiche Pressevertreter und die Verantwortlichen aus Flachau kennengelernt, darunter auch Vertreter vom Tourismusverband. Es gab ein mega gutes Steak und danach gings zurück ins Hotel und ins Bett.

Discovery-Tour am Freitag

Nach dem Aufstehen ging es ans Frühstücksbuffet im Tauernhof und gleich danach zur Akkreditierung als Pressevertreter. Hier bekommt man die Startnummern für die Tour, Informationen über alle angebotenen Discovery- und Gourmet-Touren und eine personalisierte Nummer, mit der man Bikes ausleihen kann.

Die Hersteller können diese scannen, um in einem System verschiedene Leihbikes auf Besucher zuzuteilen. Ich musste meine Bikes nicht selbst reservieren, habe aber mit unabhängigen Teilnehmern geredet und diese haben mir im Gespräch mitgeteilt, dass das Reservieren der Bikes größtenteils ziemlich einfach vonstattenging.

Nach der Akkreditierung habe ich gleich mein Trek Rail geholt. Dafür muss man (verbotenerweise) den Ausweis da lassen, und dann ging es direkt los zur Discovery Tour Black, Treffpunkt um 9:30. Der Guide war ein Local, der etwas urig rüberkam, dafür aber sehr sympathisch war und überaus viel Ahnung von der Umgebung und Landschaft im Sommer und Winter hatte. Kosten für die Tour sind 59 Euro ohne und 89 Euro mit Leihbike.

Mit einem Shuttle ging es nach Forstau (ca. 1040 m ü. NN.) und von dort aus mit den E-Bikes auf Forststraßen am Forstaubach und an vielen Kühen vorbei. Insgesamt 836 Höhenmeter bis hoch zur Oberhütte am See (1876 m ü. NN.). Auf dem Weg konnten wir die Trinkflaschen an der Vögeialm auffüllen und auch hier kannte unser Guide natürlich die Leute von der Hütte.

Umso höher wir gekommen sind, umso besser wurde die Aussicht. An der Oberhütte am See angekommen, sind wir gleich dort eingekehrt und konnten ein Getränk und die Spezialitäten der Hütte probieren. Das ist im Basispreis inklusive, denn man bekommt Essensgutscheine, die man dann auf der Hütte einlösen kann.

Die Hütte liegt, wie der Name sagt, am Oberhüttensee. Das ist ein sehr schöner Bergsee und von dort konnte der Guide uns dann sogar zeigen, wo welches Skigebiet liegt, z.B. Schladming, Flachau und Flachauwinkl. Als wir fertig waren, ging es dann weiter hoch auf einer Etappe des Stoneman Taurista (MTB-Tour, die man für Bronze in 3 Tagen, Silber in 2 und Gold in einem Tag schaffen muss).

Ab hier ging es über alpine Trails weiter bergauf, wobei diese technisch teilweise sehr anspruchsvoll waren und ohne Absteigen und Hochschieben bzw. Tragen so gut wie unmöglich zu bewältigen sind. Gefährlich waren die Trails aber nicht. Am höchsten Punkt angekommen, gab es dann auch eine Art Statue mit dem Logo vom Stoneman, das sieht man auch in unserem Video.

Der Guide konnte uns auch hier weiter mit Infos versorgen. Tiefe Kuhlen im Trail kommen von Kühen und werden dann durchs Wetter ausgewaschen. Auch über die Gipfel rundum wusste er einiges und hat diese sowohl im Winter, als auch im Sommer schon bestiegen.

Ab dem höchsten Punkt ging es manchmal über flache Trails, meistens aber bergab über alpine Trails mit unglaublichen Aussichten und durch eine megatolle Landschaft.

Flachau E-Bike Festaival 2022

Stellenweise wartete diese mit Bergseen auf, die bei richtigem Wetter durch die Sonne so warm werden, dass man in ihnen sogar baden kann. Die Trails selbst werden ab und zu sehr anspruchsvoll, lassen sich aber die meiste Zeit entspannt rollen. Zwei oder dreimal gab es eine Stelle, an der man absteigen und das Bike darüber tragen musste, weil es so verblockt war.

Gefährlich war es für technisch versierte Fahrer gar nicht, bzw. nicht mehr als es normales Biken auch ist. Die Freude, auf alpinen Strecken mit dem E-MTB zu fahren, war aber die ganze Zeit da und es hat megaviel Spaß gemacht. Später haben wir dann das Skigebiet Obertauern erreicht und sind zwischen ausgeschalteten Skiliften auf Zubringerstraßen hinunter nach Obertauern gefahren.

Dort dann ein kurzes Stück auf der Straße und danach wieder in den Wald auf Trails entlang am Jugendhotel Faseralm vorbei bis zum Johanneswasserfall. Nach einer kurzen Fotopause ging es von dort aus weiter auf Trails und Forstwegen zur Huberhütte und Hintergnadenalm. Hier hatten wir uns entschieden, ein zweites Mal einzukehren, was aber nicht im Rahmen der Tour geplant war.

Unser Guide hatte aber so viel Kenntnis zum Gelände und war auch so spontan, dass wir noch einkehren konnten. Den kleinen Aufpreis für jeden hat das leckere Essen aber auf jeden Fall wieder wettgemacht. Später ging es dann von dort aus über normale Straßen und einen Radweg entlang an einem Bach durch Altenmarkt im Pongau zu einem Shuttlepunkt, an dem wir uns hätten abholen lassen können.

Hier noch das Video zur Tour:

Wir alle haben uns aber entschieden, auf eigene Faust zurück nach Flachau zu fahren. Dort angekommen haben wir dann die Bikes an einer der Waschstationen gewaschen (wie es sich gehört 😉 ) und dann die E-Mountainbikes schließlich zurückgegeben. Danach ging es ab, ins Hotel duschen, bevor es dann in die Paularei zum Essen ging.

Hier wurde uns erklärt, welches die Vision der E-Bike World Tour (EBWT) ist und dass die Macher rund um Nicolas Hale-Woods Flachau als Austragungsort als perfekt empfinden. Die EBWT soll noch viel größer werden und sowohl für die Spitze des E-Bike-Sports zum Kräftemessen dienen, aber auch für private Leute offen sein.

Da man für das Rennen Wechsel-Akkus benötigt, ist es meiner Meinung nach eher schwierig, komplett ohne Support bzw. Team teilzunehmen und man braucht gute Unterstützung von außen, entweder privat oder durch Sponsoren, um eine gute Chance zu haben.

Auch dass quasi die Spitze des E-Bike-Sports dort teilnimmt, stimmt noch nicht so ganz. Es waren zwar ein paar richtig gute Fahrer bzw. Fahrerinnen dabei, allen voran Jerome Gilloux und Nicole Göldi (beide World Champions momentan). Trotzdem auch viele, die nicht so bekannt waren, darunter auch ein paar „No-Names“ oder auch Influencer und YouTuber (Leo Kast z.B. als einziger Deutscher, der davor noch nie wirklich etwas mit E-Bike-Rennen zu tun hatte 😀 Sorry, Leo!). Um die Serie so richtig voranzutreiben, sollte man unbedingt einige Top-Fahrer aus der EWS-E gewinnen, wie Emanuel Pombo, Jerome Clementz oder Nicolas Voillouz.

Die Macher teilten weiter mit, dass es geplant ist, schon bald Events in den USA und Asien (wahrscheinlich Japan) zu veranstalten, damit es irgendwann schließlich eine richtige E-Bike World Tour ist. Aber auch das Flachau E-Bike Festival (FEBF) möchte weiter wachsen. Wie bereits gesagt, war es bereits für letztes Jahr schon geplant, wurde aber aus Sicherheitsgründen aufgrund vor Corona abgesagt.

Dieses Jahr fand das Event endlich das erste Mal in Flachau statt. Jetzt ist es geplant, größer zu werden, die Trails laufend zu verbessern, die Abläufe und Prozesse zu optimieren, um das E-Biken schließlich für mehr Menschen ansprechend zu machen. Ähnlich wie die „Vorbilder“ in Verbier etc. Nach der interessanten Runde ging ein langer Tag zu Ende und wir dann ab ins Hotel, um genügend Schlaf zu bekommen für die Herausforderungen am Samstag.

Freies Testen und Finale E-Tour of Salzburger Land

Samstagmorgen gab wieder ein gutes Frühstück im Tauernhof, und dann auf zum Expogelände, das für mich reservierte Commencal Meta Power holen. Commencal an sich hatte eigentlich keine Leihbikes vor Ort, wegen Lieferknappheit und anscheinend ist die ganze E-Testflotte nicht bereit momentan, wie man so hörte.

Aurelie hatte mir ein privates Modell von ihrem Kollegen organisiert. Damit habe ich dann ich die Testtrails rund um Flachau abgecheckt. Hier ist für jeden etwas dabei, von ein bisschen flowig bis sehr technisch und man kann ein sehr gutes Gefühl für das jeweilige Bike bekommen. Das Commencal Meta Power hat für mich ziemlich gut funktioniert, nur die Komponenten waren eher aus den unteren Fächern im Regal, was man ein klein bisschen gemerkt hat.

Durch Kurven fährt es ein bisschen in anderer Weise als vergleichbare Bikes, um das genauer beschreiben zu können, müsste ich aber länger fahren. Trotzdem stellt das Modell ein ziemlich gut funktionierendes Bike dar, mit dem man auch im ruppigen Alpenterrain ordentlich schnell fahren kann.

Nachmittags habe ich dann noch das Lapierre Overvolt als echtes Testbike bekommen und bin das zum Vergleich auf denselben Teststrecken gefahren. Das Lapiere fährt sich auch mega, vor allem bergauf hat es ein ziemlich gutes Handling. Bergab geht es auch ziemlich gut, nur der Reach war ungewohnt kurz. Später habe ich das Bike auch gewaschen und dann wieder abgegeben.

Zum Abend ging es dann zum frühen Abendessen im Uncle Jacks. Hier gab es ein extra fürs Presseteam ersonnenes Menü mit Spezialitäten aus der Region. Danach konnten wir direkt in der Stadtmitte auf dem Festivalgelände den Start des Nachtrennens der „E-Tour of Salzburger Land“ verfolgen und Aurelie hat uns später noch ziemlich hektisch mit dem Auto herumgefahren, damit wir auch andere Streckenabschnitte sehen konnten.

Anschließend kamen die Protagonisten in das Ziel, bei den Männern Jerome Gilloux von Andrea Garibbo und bei den Frauen Nicole Göldi vor der hart kämpfenden Natlie Schneitter. Die Siegerehrung fand gleich anschließend statt und man konnte an den Gesichtern der Rider sehen, dass diese zwar geschafft waren, aber dennoch glücklich und wohl viel Spaß unterwegs hatten.

Später wurde uns dazu mitgeteilt, dass man daran arbeiten möchte, gerade das Night Race besser für die Zuschauer sichtbar zu machen. Nur an Start und Ziel zu warten, könnte sich auf Dauer als ein bisschen langweilig darstellen. Das Night Race selbst hätte generell etwas besser besucht sein können, war für uns aber trotzdem cool und die Atmosphäre war sehr gut.

Danach gab es noch eine kleine Party auf dem Gelände und die wurde dann später ins Hofstadl verlegt, eine ziemlich große Apres-Ski-Bar mit Biertowern und allem, was dazugehört. Auch hier war die Stimmung megagut, ich glaube, zum großen Teil waren die Mitarbeiter von den Ausstellern dort und haben gefeiert. Der Altersdurchschnitt war dort gefühlt niedriger, als der von den regulären Besuchern der FEBF.

Bosch eBike Challenge und Abschied

Sonntags bin ich dann früh genug aufgestanden, um ein gutes Frühstück zu genießen und dann das Bike fürs Rennen beim TREK-Stand abzuholen. Vor dem Start der Bosch eBike Challenge powered by Trek stand wie üblich das Riders-Briefing und die Abholung der Transponder.

Der Start der Challenge wurde aber spontan eine halbe Stunde nach hinten verschoben, weil die Einheimischen eine Prozession hatten und durch Flachau gezogen sind. (Schlechte Absprache zwischen den Einheimischen und FEBF?)

Dann ging es aber los zu Stage 1, die eher kurz war, dafür aber einen Teil der EBWT-Night-Race-Strecke beinhaltete. Danach ging es auf die andere Seite des Tals, in dem Flachau liegt und hoch auf den dortigen Berg. Stage 2 war eine Uphill-Stage, die über griffigen, frischen Waldboden führte. Ab und zu ziemlich steil und mit Wurzeln und natürlich wieder mit No-Feet-Zone, die zwar relativ schwierig, aber nicht unmöglich zu bewältigen war.

Stage 3 verlief dann ziemlich lang über einen anspruchsvollen und teilweise wirklich schnellen und steilen Trail durch den Wald. Die Stage hat sich im Verlauf irgendwann aufgegabelt in entweder rot, sehr anspruchsvoll und steil oder blau, eine Art Chicken Line (Umfahrung von einem schweren Abschnitt/Feature). Dass man sich während der Stage entscheiden muss, wurde davor gesagt und war auch im Rennstress sehr gut machbar. Diese Stage hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht.

Die Stage 4 war dann wieder Uphill und führte eigentlich die ganze Zeit auf abgetaptem Wanderweg. Technisch zeigte sich diese Etappe nicht so anspruchsvoll wie Stage 2, trotzdem aber sehr fordernd hinsichtlich der Ausdauer, die No-Feet-Zone führte hier leichter über einen Wurzelteppich und um eine Serpentine, aber ich habe sie trotzdem nicht gepackt. Der Abschnitt war trotzdem cool.

Darauifhin ist man am Berggasthof Sattelbauer angekommen, von dem aus man auch Stage 5 und die Advanced Stage sehen konnte. Der Berggasthof Sattelbauer war die Food Station dieser Bosch E-Bike Challenge und man konnte sich aussuchen, ob man vor, zwischen oder nach Stage 5 und Advanced einkehren will und frisches Holunderschorle mit Nudeln mit Tomatensoße genießen will.

Ich habe mich entschieden, Stage 5 und die Advanced Strecke davor gefahren. Stage 5 ging zuerst bergauf über einen breiten Wanderweg mit vielen runden faustgroßen Steinen, mit schwerer No-Feet-Zone. Später führte sie die Teilnehmer dann bergab über einen frisch gesteckten Trail mit unvorhersehbaren Kurven ohne Support und dann plötzlich wieder bergauf, zum Glück ohne No-Feet-Zone, um dann wieder über frischen Trail herunterzuführen. Sehr anspruchsvoll und nur sehr schwer sauber und gut fahrbar für Anfänger.

Auf der Advanced Stage lief teilweise ein Mini-Bach und dadurch wurde es zu nassem und sehr anspruchsvollen High-Speed-Geballer mit tricky Kurven. Sehr angemessen für eine Advanced Stage. Generell war die Streckenauswahl auch in Flachau sehr gut und das Rennen hat mir wiederum viel Spaß gemacht. Darum geht es ja auch bei der Bosch eBike Challenge und ich kann eine Teilnahme nur weiterempfehlen.

Danach habe ich noch verdient gut gegessen beim Sattelbauer und bin anschließend ab ins Dorf, um mich fertig machen für die Heimreise. Später gab es dann noch die Siegerehrung der Bosch E-Bike Challenge, mit den Gewinnern Tiago Ladeira bei den Advanced Männern und Laura Charles bei den Advanced Frauen. Ich habe mich nach einer tollen Zeit von meinen Gastgebern verabschiedet und auf den Heimweg gemacht.

Mehr Informationen zur nächsten Ausgabe des Events gibt es unter www.flachauebikefestival.de und www.ebikeworldtour.com.