Spontan leihen oder flexibel abonnieren: Sharing-Angebote verändern das Mobilitätsverhalten
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Fahrräder zum spontanen Leihen oder im monatlichen Abo spiegeln den wachsenden Trend „Nutzen statt Besitzen“ im urbanen Verkehr wider. Bislang fehlten verlässliche Marktdaten zu Bikesharing und Fahrradabonnements auf bundesweiter Ebene. Eine aktuelle Erhebung des Wirtschaftsverbands Zukunft Fahrrad liefert nun erstmals eine Übersicht über die Gesamtzahl der Räder in Deutschland.

Laut der Erhebung sind derzeit rund 115.000 Bikesharing-Räder in Deutschland im Einsatz, darunter mehr als 57.000 E-Bikes und über 1.900 Lastenräder. Hinzu kommen etwa 100.000 Fahrräder in privaten Abomodellen. Gewerbliche Abo-Fahrräder, wie sie etwa in der Lieferdienstbranche oder beim Dienstradleasing genutzt werden, sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

„Nutzen statt Besitzen“ schafft Zugang und fördert Gesundheit

Das Prinzip von Bikesharing und Fahrradabos macht Radfahren für mehr Menschen erschwinglich und kalkulierbar. Inklusive Versicherungs- und Wartungskosten erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Räder jederzeit nutzbar sind. Regelmäßiges Fahrradfahren wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus und entlastet nachweislich das Gesundheitssystem. Wasilis von Rauch, Geschäftsführer von Zukunft Fahrrad, betont:

Attraktive Sharing- und Abomodelle maximieren die Nutzung vorhandener Ressourcen und bringen auch Menschen aufs Rad, die sich kein eigenes Fahrrad leisten können. Mit Sozialtarifen kann die Politik noch mehr Menschen den Zugang zu funktionstüchtigen Fahrrädern ermöglichen.Wasilis von Rauch

Wasilis von Rauch, Geschäftsführer von Zukunft Fahrrad

Kommunen profitieren von Bikesharing

Bikesharing-Systeme tragen laut einer EU-Studie von Ernest & Young auch zu Kosteneinsparungen für Kommunen bei. Ann-Kathrin Schneider, Geschäftsführerin der Deutschen Plattform für Mobilitätsmanagement (DEPOMM), erklärt: „Das Mietrad ist mittlerweile ein fester Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs. Es entlastet Busse und Bahnen, reduziert PKW-Fahrten und sollte von der Politik als Teil des ÖPNV anerkannt und finanziert werden.

Die EU-Studie, die morgen beim CIE Summit in Brüssel vorgestellt wird, zeigt weitere gesellschaftliche Vorteile: weniger Staus, reduzierte CO₂-Emissionen und Einsparungen im Gesundheitswesen.

Einen Überblick über Unternehmen, die in Deutschland Bikesharing-Systeme anbieten, gibt es beim Beratungsunternehmen und Zukunft Fahrrad-Mitglied TINK

Einen Überblick über Unternehmen, die private Fahrradabos in Deutschland anbieten, gibt es auf der Seite des Unternehmens NAVIT

Bikesharing und Fahrradabos im Klima-Sozialplan

Stimmen aus Branche und Kommunen

Branchenvertreter und kommunale Akteure unterstreichen die Bedeutung von Bikesharing und Fahrradabos:

„In den ÖPNV-Tarif integrierte Mietradsysteme erweitern die Verkehrsmittelvielfalt und benötigen eine verlässliche öffentliche Finanzierung.“Frieder Zappe, Verkehrsverbund Rhein-Neckar

„Das Fahrrad-Abo kombiniert Nachhaltigkeit mit Full-Service und animiert zur regelmäßigen Nutzung.“Andre Illmer, Swapfiets

„Bike-Sharing generiert tausende Radfahrende sichtbar und kosteneffizient.“Mareike Rauchhaus, nextbike

„Mit kommunalen Abos wie ‚Rössle Kids‘ erleichtern wir einkommensschwachen Familien den Zugang zu Kinderfahrrädern.“Ralf Maier-Geißer, Stuttgart

„In einer flexibleren Arbeitswelt wird Mobilität neu gedacht – gerade in Städten. Nicht jeder möchte sich langfristig binden oder hohe Anschaffungskosten tragen. Ein E-Bike-Abo schließt genau diese Lücke: Es bietet flexible, sorgenfreie Mobilität ohne Verpflichtungen und bringt mehr Menschen nachhaltig aufs Rad.“Christian Springub, Dance GmbH

„Ohne geteilte Mikromobilität ist die Verkehrswende kaum denkbar. Unsere Mitglieder bringen jeden Tag Hunderttausende Menschen auf E-Scootern und E-Bikes sicher ans Ziel.“Alexander Jung, AG Mikromobilität

„Laut einer jüngsten Bitkom-Studie sehen 8 von 10 Deutschen Sharing-Angebote als umweltfreundliche und kostengünstige Alternative. Rund die Hälfte wünscht sich Förderung der Politik für Shared Mobility.“Christine Wenzel, Dott

„Bikesharing-Systeme wie Call a Bike haben sich über die vergangenen Jahre als zentrales Element der urbanen Mobilität etabliert.“Clemens Rath, DB Connect

„Das Bike Abo macht hochwertige E-Bikes und Cargo-Bikes einfach zugänglich. Es vereint Flexibilität mit umfassendem Service und erfüllt so den Bedarf an sorgenfreier, alltagstauglicher Mobilität.“Markus Papke-Winkler, Riese & Müller

„Bike Sharing und insbesondere E-Lastenrad Sharing sind für uns ein Schlüsselbaustein der urbanen Mobilität.“Philipp Scharl, Donau Donkeys

„Fahrradabos sind für uns ein zentraler Baustein einer urbanen Mobilität, die allen offensteht.“Kai von Borck, sigo green GmbH

„Lastenrad- und Bikesharing hat sich in vielen Städten vom Nischenprojekt zu einem festen Bestandteil urbaner Mobilität entwickelt.“Richard Kemmerzehl, eVehicle for You

„Wir glauben daran, dass durch Fahrrad-Abos immer mehr Familien, unabhängig von ihrer Einkommenssituation, Zugang zu langlebigen, nachhaltigen Qualitäts-Rädern bekommen.“Manuel Heinemann, nomadi GmbH

„Für stadtmobil Hannover ist das Angebot von etwa 35 Lastenrädern neben dem Carsharing eine Möglichkeit, sich noch breiter als Mobilitätsanbieter aufzustellen.“Maaret Westphely, Stadtmobil Hannover GmbH

„Freies Lastenradsharing ist mehr als nur ein Mobilitätsangebot, da es soziale Teilhabe ohne Kostenbarrieren fördert und lokale Nachbarschaften stärkt.“Matthias Philipp, Verband Freie Lastenräder VFL

Fazit

Bikesharing und Fahrradabos etablieren sich zunehmend als Schlüssel zu nachhaltiger, sozial gerechter und wirtschaftlich sinnvoller Mobilität in Deutschland. Die aktuellen Marktzahlen und Erfahrungsberichte zeigen, dass diese Mobilitätsformen nicht nur urbanen Verkehr entlasten, sondern auch eine Brücke zwischen individueller Flexibilität und öffentlicher Mobilitätsplanung schlagen.

Mehr Informationen findet man auch direkt bei Zukunft Fahrrad.