Nachdem schon im letzten Jahr unser Urlaub aus privaten Gründen abgesagt werden musste, sollte sich dies im Jahr 2017 nicht wiederholen. Schon lange wollten wir selbst Pedelec-Fahren und Urlaub verbinden – in diesem Jahr sollte es soweit sein. Warum nicht am Wilden Kaiser, Teil der größten E-Bike-Region “Kitzbüheler Alpen und Kaisergebirge”?
Die Lage der Region stellte sich für uns (mit Baby) als ideal heraus – nicht zu weit weg in Sachen Anreise – und aufgrund des guten Ausbaus der Radwege vor Ort auch gut mit Pedelec samt Fahrradanhänger zu befahren.
Bei der Auswahl der Unterkunft haben wir auf die Nähe zum Radweg und eine gute Ausgangsposition geachtet, so dass das Auto während das gesamten Urlaubs nahezu stehenbleiben konnte. Beste Voraussetzungen, die noch durch passendes “Kaiserwetter” ergänzt wurden, welches sich pünktlich zu Beginn des Urlaubs einstellte. 🙂
E-Bike Fahren am Wilden Kaiser
Die Region mit den Orten Ellmau, Going, Scheffau und Söll zieht rund ums Jahr viele Urlauber an, neben dem Wintersport in der einen Jahreshälfte kommen dabei viele Gäste im Sommer zum Wandern, Klettern, Mountainbiken oder eben wie wir zum E-Bike-Fahren vor Ort.
Man kann bei verschiedenen Verleihstationen und Händlern Elektrofahrräder ausleihen oder aber, so haben wir es gemacht, die eigenen Pedelecs mitbringen. Dank diverser Akkuladestationen sollte es laut unserer Info vorab dabei möglich sein, auch längere Tagestouren bewältigen zu können. Ob sich das in der Praxis so bewahrheitet hat, dazu später mehr…
Auf geht’s zur ersten Tour
Ausgeruht von der Anreise und gestärkt durch ein üppiges Frühstück ging es am nächsten Tag sogleich auf die erste Tour, die uns auf dem Radweg Wörgl – St. Johann sogleich zumindest durch drei der vorgenannten Hauptorte der Region brachte.
Die Route des Radwegs vermeidet größtenteils einen Verlauf an der Hauptstraße, so dass man meist im Tal durch Wald und frisch gemähte Wiesen fahren durfte. Ein echter Genuss! Natürlich waren einige Steigungen dabei, die sich aber trotz Fahrradanhänger dank der Kraft des Bosch Performance CX Antriebs bei unseren beiden Hardtails von CUBE leicht bewältigen ließen. Meist reichte die Unterstützungsstufe “Tour”, oft sogar “Eco” zum Vorwärtskommen aus.
Recht schnell gelangten wir so über Söll und Ellmau nach Going, wo sich kaum vermeiden ließ, eine Pause an der Filmkulisse des Bergdoktors zu machen (ZDF-Serie nie gesehen, nur davon gehört 😉 ). Nach der Unterbrechung ging es weiter auf die Suche nach einer Raststation für die Mittagspause, die wir aber in einigen Metern Höhe auf dem Hausberg fanden. Über den Weg dahin verliere ich nicht viele Worte, er war so nicht geplant, eher zu steil und belastete unsere Muskeln und E-Bike-Akkus sehr stark. 😉
Der Wirt der Jausenstation war sehr freundlich und ließ uns erwartungsgemäß die Akkus unserer Pedelecs aufladen. Dazu hatten wir jeweils die Ladegeräte von Bosch in unserem Burley Solo Fahrradanhänger* mit dabei, so dass dies kein Problem darstellte. Während die Akkus aufluden, haben wir uns mit frisch zubereiteten Tiroler Köstlichkeiten und kühlen Getränken selbst wieder gestärkt und durften dabei zudem eine herrliche Aussicht genießen.
So konnten wir uns schon bald wieder auf den Rückweg machen und wählten dabei aber eine andere Route für den Weg bergab. Dabei wurden die Bremsen oft benötigt, um die Geschwindigkeit nicht zu hoch werden zu lassen. Die verbauten Shimano M355 Scheibenbremsen machten dabei eine gute Figur und auch wenn sie manchmal so richtig heiß gebremst werden mussten, war immer genug Verzögerung möglich. Für den Fall, dass die Bremsbeläge dadurch schneller verschleißen, hatten wir immer ein paar Ersatzbeläge dabei.
Froh waren wir auch darüber, dass wir zuvor noch auf die Schwalbe Smart Sam Bereifung gewechselt haben und so den gesamten Urlaub ohne Plattfuß überstanden haben. Bei den spitzen Steinen, über welche wir manchmal fahren mussten, wären die originalen Reifen Tough Tom und Rapid Rob bestimmt nicht so schadlos drüber gegangen.
Die Energie in den nachgeladenen Akkus reichte locker für den Rückweg zur Unterkunft, so dass sich der Urlaubstag mit der ersten Tour erfolgreich und entspannt mit einem gemütlichen Abendessen abschließen ließ.
Um die Hohe Salve an den Ahornsee
Angespornt vom guten Verlauf sollte die nächste Tour am zweiten Tag in die Gegenrichtung gehen. Dank Nyon und mitgenommenen Laptop war die Planung der Tour schnell erledigt und auf den Bordcomputer übertragen.
So starteten wir morgens nach dem Frühstück in Richtung Wörgl (Hallo, Vivax Assist!) Hier verlief die Strecke zumeist bergab, so dass die Stufe “Eco” völlig ausreichend war. In Wörgl angekommen, legten wir in der Innenstadt die erste Pause ein, bevor es dann in Richtung Hopfgarten im Brixental weitergehen sollte.
Der Radweg verlief erst an der Straße, was aufgrund des Autoverkehrs nicht so toll war, führte später aber wohl zuerst auf die alte Bundesstraße, bevor man dann nach einigen kleineren Dörfern wieder auf einen reinen Radweg gelangte.
Durch die weiter schöne und begeisternde Landschaft erreichten wir Hopfgarten, wo endlich eine längere Pause für uns und die Pedelecs wartete. Ein einladendes Bistro mit netten und zuvorkommenden Besitzern bot Stärkung für uns und zudem Energie für unsere E-Bike-Akkus, so dass wir uns erst einige Zeit später wieder mit neuer Kraft auf den Weg zu unserem Ausgangsort machen konnten.
Für den Rückweg hatten wir uns die Strecke über das Dorf Itter ausgesucht, wofür Einiges der neuen Energie wieder für den Anstieg drauf ging. Die tolle Aussicht entschädigte für die Mühe und auch der Abstieg verlief zügig, so dass wir den Rest des heißen Tages noch für einen Besuch des Ahornsees in Söll nutzen konnten. Hier erwies sich der Burley Solo als guter Begleiter, welcher all unsere Sachen samt unserem Baby sicher direkt an den in 2012 angelegten See mit toller Panoramaaussicht transportierte.
Nach St. Johann und zurück
Das gute Wetter sollte noch am dritten Tag anhalten, was uns für eine weitere Tour bestärkte. Diese sollte dieses Mal von Söll über Scheffau nach St. Johann führen, wobei dort eine längere Rast geplant war. Gesagt, getan. Leicht gelangten wir ins schöne Dorf Scheffau, welches auch als ursprünglichstes Kaiserdorf bezeichnet wird.
Von dort führte uns die geplante Tour auf dem Bosch Nyon wieder auf die schon einmal befahrene Radroute über Ellmau und Going, die wir dieses Mal aber bis zu unserem geplantem Zwischenziel St. Johann (natürlich aus Rücksicht auf unseren kleinen Mitfahrer mit mehreren kleinen Pausen) befuhren.
Das schön gelegene Städtchen ist mit zahlreichen Gasthäusern und Wirtschaften ausgestattet, so dass die Auswahl einer passenden Location doch ein wenig schwierig wurde. Wir entschieden uns für ein Lokal direkt in der Stadtmitte, wo wir auch die Bedienung sogleich nach der Möglichkeit eines Nachladens der E-Bike-Akkus fragten.
Ein barsches “Nein” derselben wirkte zuerst verstörend auf uns, was wir aber mit Ausblick auf den zu erwartenden Umsatz durch ein Mittagsmahl in ein “Ich schau mal” umwandeln konnten. Das Aufladen ging nachher problemlos vonstatten, allerdings hätten wir die erste Reaktion so nicht erwartet, vor allem da wir uns hier in der “weltgrößten E-Bike-Region” befanden. Hier sollte vielleicht der Tourismusverband auf manche Wirte doch noch etwas Einfluss nehmen.
Nach der Stärkung und einer kleinen Plauderei mit einem Einwohner St. Johanns wählten wir für den Rückweg eine andere Streckenführung, die uns über Oberndorf in Tirol wieder nach Ellmau und dann zurück nach Söll brachte. Leider waren an diesem Tag Gewitter für den Nachmittag angesagt, was uns noch kurz vor dem Ziel erwischte und uns die Erfahrung einer Pedelec-Fahrt im Starkregen näher brachte. Wenigstens der Burley hat dabei dicht gehalten! 😉
Richtung Alpbachtal und Abbruch
Nach dem Erlebnis des dritten Tages legten wir erst einmal eine kleine Pause ein und waren ohne Pedelec nur mit dem Burley zu Fuß unterwegs. Dazu aber später mehr in einem weiteren Beitrag, welcher sich um die Nutzbarkeit des vielseitigen Fahrradanhängers dreht.
Am vorletzten Tag sollte die Route weg vom Wilden Kaiser in Richtung des viel gepriesenen Alpbachtals gehen. Dafür mussten wir wieder nach Wörgl und dort auf den bekannten Inntalradweg gelangen, der uns mit zahlreichen Haken heraus aus der Stadt in Richtung des Dorfes Kundl führte.
Leider fing es dort wieder an zu schütten, so dass wir uns zerknirscht und mit Rücksicht auf unseren kleinen Sohn entschlossen, wieder zurück zu fahren und den Tag anderweitig zu verbringen. In den Bergen kann das Wetter eben schnell umschlagen, das sollte man wissen, wenn man dort unterwegs ist.
Fazit und Ausblick
Nach insgesamt über 300 Kilometern in der “weltweit größten E-Bike-Region Kitzbüheler Alpen und Kaisergebirge” können wir ein kleines Fazit ziehen. Wir wissen, dass es noch genügend andere Strecken gibt, die wir dieses Mal so nicht fahren konnten. Dabei auch speziell für Mountainbikes bzw. E-Mountainbikes geeignete Trails und Routen. Das kommt dann bei einer anderen Gelegenheit…
Die Radwege, welche wir gefahren sind, waren meist schön angelegt und weg vom Autoverkehr und boten oft superschöne Ausblicke. Mit dem Bosch Nyon konnten wir dort gut navigieren (Region wurde vorab von uns auf den Bordcomputer geladen), allerdings wollte dieser uns manchmal auch über Privatwege oder Wiesen leiten. Hier könnte man seitens Bosch die Strecken nochmals bewerten oder der Community die Möglichkeit geben, “falsche” Routen zu melden.
Trotz der vielen Kilometer haben wir nur eine Ladestation gesehen (von bikeenergy), allerdings haben wir auch nicht dauernd aktiv danach gesucht. So können durchaus mehr Stationen dort vorhanden gewesen sein. Auch haben wir mit einer größeren Ausrichtung der Gastwirte auf die boomenden E-Bike-Urlauber gerechnet.
Zwischen St. Johann und Söll haben wir nur einmal einen Gasthof gesehen, welcher explizit einen E-Bike Parkplatz mit Lademöglichkeit aufgebaut und dabei die Zielgruppe direkt angesprochen hat. Hier ist definitiv noch Luft nach oben, denn für die meisten Pedelec-Urlauber ist die Reichweite und die Möglichkeit den Akku unterwegs laden zu können, eins der wichtigsten Kriterien überhaupt.
Geärgert hat uns auch ein bisschen, dass trotz meist stattlicher Preise die Portionen in den meisten Gastwirtschaften doch recht überschaubar klein gehalten waren. Dabei sind doch eben dort so viele Aktivurlauber per Fahrrad, Pedelec oder zu Fuß unterwegs, die nach ihren anstrengenden Touren etwas Ordentliches zu essen haben möchten! 😀 🙂
Nichtsdestotrotz haben uns die paar Tage die gewünschte Erholung gebracht, die Pedelec-Touren in dieser wunderschönen Tiroler Region waren machbar und haben jetzt nicht das Allerletzte von uns gefordert und auch für den Nachwuchs waren die neuen Eindrücke wohl sehr interessant.
Die Region Wilder Kaiser hat uns voraussichtlich nicht das letzte Mal gesehen, denn es gibt dort für uns noch genügend Strecken per Pedelec zu erfahren und weitere Höhen zu erklimmen. So rufen wir schließlich ein lautes: “Pfüati und bis bald!” in Richtung der zahlreichen Gipfel und freuen uns auf die baldige Rückkehr.
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