Auf Deutschlands Wegen sind mittlerweile fast vier Millionen E-Bikes unterwegs — eine Unterbrechung dieses Trends ist bisher nicht abzusehen.
Vor diesem Hintergrund hat eine Arbeitsgruppe des Fachbereiches Holztechnik von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) die technologischen Rahmenbedingungen für ein E-Bike aus regionalem Eschenholz untersucht.
Das sogenannte Wood E-Bike ging aus dem Projekt hervor und wird schon in 2015 in Serie produziert werden.
Der Clou des neuartige Pedelecs: Die gesamten elektrischen Bedien- und Steuerungselemente sind ganz in das hölzerne Gehäuse integriert worden und stören den ästhetischen Anblick nicht.
Produziert werden soll das “Wood E-Bike” (so der jetzige Arbeitstitel) vom Berliner Möbelbauer System 180, während das Design und der Vertrieb von dessen Tochterunternehmen aceteam übernommen wird. Man ist stolz darauf, dabei eine besondere Formensprache gefunden zu haben, die die Gestaltung historischer Laufräder mit einem avantgardistischen Anspruch verbindet.
Das Design hat auch dazu geführt, dass das E-Bike schon im Februar 2014 vom IF-Design Award in München nominiert wurde und vom 26. bis 29. März in Nürnberg auf der Holz-Handwerk Messe ausgestellt wurde (Halle 10.1 Stand 104 — Kleiberit Stand). Ein weiterer Termin war dann auf der Hannover Messe vom 7. bis 11. April 2014 (Halle 2 / Stand C31).
Das Ziel der Arbeitsgruppe war es demnach, das bei normalen Elektrorädern verwendete Metall, wo es nur irgend geht, durch Holz zu ersetzen. Die Integration eines Elektromotors soll zur Erhöhung der Mobilität des Gefährts beitragen.
Es soll schließlich das erste serienreife Pedelec aus Holz werden.
Das Projekt wird zudem durch das Programm „Zentrales Innovationsmanagement Mittelstand“ (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert.
Die Auswahl der Holzsorte war ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung des Wood E-Bike: Hier entschied man sich für Eschenholz; die Begründung liefert Projektleiter Moritz Sanne:
Der gelernte Tischler ließ die Bauteile für das Gehäuse demnach in der hochschuleigenen Tischlerei herstellen und führte gemeinsam mit zwei Studierenden unzählige Biegeprüfungen, Zugversuche und Torsionstests durch.
Bei den vielen technischen Details konnte an der HNE durch die zahlreichen Prüfungen an Material und Klebstoffen, Entwicklung von verfahrenstechnischen Lösungen und durch die zahlreichen Ergebnisse, gewonnen an neuen Prüfmaschinen, das Projekt ein gutes Stück näher ans Ziel gebracht werden. Es konnten auch die Universität Hamburg und das angeschlossene Thünen Institut zur Kooperation gewonnen werden, um Messergebnisse zu validieren.
Die an System 180 übergebenen Modelle, Blaupausen und Rohlinge gaben dem Industriepartner die Möglichkeit, des E-Bike nach der Designvorgabe zu fertigen und mit den Antriebselementen zu bestücken. Ein weiterer Vorteil ergab sich glücklicherweise nebenbei: Die teure computergesteuerte Fräsmaschine des Berliner Systemmöbelherstellers ist nun besser ausgelastet.
So werden zuerst Rahmen und die auswechselbare Gabel aus Eschenlamellen gefertigt, die dann zunächst in Form verklebt werden und dann auf der CNC-Fräsmachine fertig bearbeitet werden. Der Akku, die Steuerung und die komplette Verkabelung finden im Rahmen ihren optimalen Platz, so dass nur der voluminöse Körper und der Antrieb an Heck des Wood E-Bikes Hinweis auf die versteckte Tretunterstützung gibt.
Die Zielgruppe des E-Bikes aus Holz, für das noch ein besonderer Name gefunden werden soll, stellen designorientierte, mobilitätsaffine Menschen mit mittellangen Pendelstrecken im großstädtischen Raum dar. Damit soll eine Marktlücke im aufstrebenden E-Bike-Markt gefüllt werden, die so bislang noch nicht bedient wurde.
Ein Verkaufsargument soll der vergleichsweise günstige und marktfähige Preis sein, welcher sich stark von aktuellen Designerrädern aus Manufakturen und diversen Kleinserien abhebt. Weitere Vorteile sind natürlich die Verwendung von CO2-bindendem, beständigen Eschenholz anstatt ressourcenintensiverem Metall, der neueste technische Stand die integrierten Bauweise mit einem perfekten Schutz der empfindlichen Elektrokomponenten.
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Schon ab 2015 sollen 100 Wood E-Bike Modelle gefertigt und verkauft werden. „Wenn die ersten zehn Stück erst einmal verkauft sind, wird das Ganze ein Selbstläufer“, sind sich Prof. Alexander Pfriem und Moritz Sanne sicher. Die positive Resonanz auf Messen und die Nominierung für den Design-Award 2014 deuten jedenfalls in diese Richtung.