Der mobile Fahrradservice in Deutschland erlebt einen erneuten Rückschlag
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Der mobile Fahrradservice Yeply steht in Deutschland vor dem Aus, nachdem das Amtsgericht Hamburg am 20. November 2023 das Insolvenzeröffnungsverfahren für die Yeply Germany GmbH eingeleitet hat. Das Unternehmen, das nach einem Pilotversuch in Hamburg 2019 als Yeply Germany GmbH gegründet wurde, war bundesweit bekannt für seinen innovativen Service, bei dem mobile Werkstattwagen Reparaturen „on the Fly“ direkt beim Kunden durchführten.

Die Insolvenz hat auch Auswirkungen auf die Standorte in Hamburg, Berlin, Düsseldorf und München. Zuletzt beschäftigte Yeply Deutschland 23 Mitarbeiter. Gründer Antti Känsälä von der Muttergesellschaft Yeply Oy gab bekannt, dass nur die deutsche Tochtergesellschaft Insolvenz angemeldet hat. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Hamburg Rechtsanwalt Finn Peters von der Kanzlei Baker Tilly Rechtsanwaltsgesellschaft.

Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind die Schuldner der Yeply Germany GmbH, die nun nur noch mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters über das Vermögen der Gesellschaft verfügen können. Jegliche Zwangsvollstreckungsmaßnahmen gegen das Unternehmen wurden vorerst untersagt, es sei denn, es handelt sich um unbewegliche Gegenstände.

Yeply Modmo Coop

Bild: Yeply

Trotz der Insolvenz gibt es einen Funken Hoffnung. Es wird berichtet, dass ein bereits innerhalb der Franchise-Kette tätiger Unternehmer Interesse bekundet hat, das Deutschland-Geschäft von Yeply komplett zu übernehmen. Diese Möglichkeit könnte eine Perspektive für die Fortführung des innovativen mobilen Fahrradservices bieten. Ebenfalls wurde mit der Onnea UG just im Dezember 2023 ein neues Unternehmen in Hamburg gegründet, welches augenscheinlich ebenfalls in diesem Segment tätig werden möchte.

Update vom 18.12.2023

In einem Gespräch mit Antti Känsälä, dem Co-Founder von Yeply, haben wir etwas über die Hintergründe zum Aus von Yeply Deutschland erfahren. So hat zum einen hat die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dazu beigetragen, dass die Nachfrage nach dem Service zurückgegangen ist. Auch einige größere Klienten sind abgesprungen oder selbst insolvent gegangen.

Das Management von Yeply hat Probleme rechtzeitig erkannt und wollte noch im Sommer hier gegensteuern, konnte aber nicht genug Investoren davon überzeugen, dem Unternehmen weiterzuhelfen und diese schwierige Zeit zu überbrücken.

Zusätzlich hatte auch die politische Entwicklung in Deutschland ihren Einfluss, die sich immer weiter weg vom Fahrrad bewegt hat und die notwendige Verkehrswende seiner rückwärts gerichteten Pro-Auto-Politik geopfert hat. Antti Känsälä von Yeply hat aber auf längere Sicht große Hoffnung, dass auch in Deutschland die Autos aus den Innenstädten zurückgedrängt werden und der Fahrradverkehr weiter gestärkt wird.

Daher unterstützt man andere bzw. neue Unternehmen, die das Konzept des Dienstleisters übernehmen und hier in Deutschland in kleinerem Stil fortführen. Wenn die Zeit reif ist, könnte Yeply so auch wieder nach Deutschland zurückkehren.

Den Mitarbeitern von Yeply Deutschland konnte man zum größten Teil dabei helfen, weiter in Arbeit zu bleiben und hat damit seiner sozialen Verantwortung Rechnung getragen.

In Finnland, aber auch in Benelux und den Niederlanden, läuft der Geschäftsbetrieb weiter auf Erfolgskurs und ist von den zuvor beschriebenen Problemen kaum betroffen.

Wir bleiben weiter am Unternehmen dran und werden über neue Entwicklungen berichten.

Bilder: Yeply