14Pedelecs sind im Trend, mittelfristig wird jeder fünfte Drahtesel in Deutschland elektrisch unterstützt sein. Während so manches konventionelle Rad im Keller seinen Dornröschenschlaf hält, werden Pedelecs aktiv bewegt.
Nachweislich vergrößert sich mit elektrischer Unterstützung der tatsächliche Aktionsradius, zudem werden auch die zulassungsfreien Pedelecs schneller gefahren als herkömmliche Fahrräder. Folge ist nicht nur eine Zunahme der amtlich registrierten Unfälle. Auch die Folgen eines Sturzes sind infolge des höheren Tempos meist deutlich schlimmer.
Fahrradhelme für den europäischen Markt müssen der CE-Norm EN 1078 entsprechen. Die Prüfkriterien umfassen einen Aufprall der oberen Schädelpartie auf eine ebene Fläche bei 19,5 km/h sowie auf eine Kante bei 16,5 km/h.
Für S-Pedelecs gibt es spezielle Helme
Unfallforscher kritisieren, dass diese Tests das reale Unfallgeschehen nicht ausreichend abbilden. Häufiger seien bei einem Sturz, aber auch bei einer Kollision, Verletzungsmuster, die auf einen Kontakt der seitlichen Schädelbasis, der Stirn und des Hinterkopfes hindeuteten.
Schon Anfang 2017 wurde in den Niederlanden eine neue Helmnorm für S-Pedelecs eingeführt. Mehrere auch in Deutschland angebotene Helme entsprechen bereits der NTA 8776, die als Grundlage für eine kommende EU-Norm angesehen wird.
Bei der Firma Paul Lange, die die Helmmarke Lazer vertreibt, ist man von den Vorzügen überzeugt: „Ein Radfahrer, der einen Helm mit diesem Standard kauft, wird die Garantie haben, einen Helm mit einem höheren Level an Schutz gegenüber ‚normalen‘ Helmen zu besitzen.“ Mit dem Modell Anverz NTA bietet Lazer einen speziellen Helm für Nutzer von Pedelecs und E-Bikes an, der im vorderen Bereich und im Schläfenbereich einen verstärkten Aufbau aufweist.
Alpina stattet seinen E-Helm Deluxe mit einer Twin-Shell-Konstruktion aus. Zwei übereinander verarbeitete Polycarbonat-Schalen sollen beim Aufprall für eine bestmögliche Kräfteverteilung sorgen. Neben einem integrierten Licht weist der Helm zahlreiche Reflektoren auf.
Pedelec-Fahrer sollten Helme mit Nackenschutz wählen
Die Firma Casco empfiehlt Pedelec-Fahrern prinzipiell Modelle mit verlängertem Schläfen- und Nackenschutz. Im Programm befinden sich bereits die entsprechenden Modelle Roadster und E.Motion.
Beim Pedelec plus setzt ABUS auf eine Double-Shell-Technologie in Verbindung mit tief heruntergezogenem Schläfen- und Nackenbereich. An der Rückseite wurde ein LED-Rücklicht mit 180 Grad Sichtbarkeit integriert.
In der Premium-Liga verbindet Cratoni den Chic des Radhelms mit der Sicherheit eines Motorradhelms. Die Pedelec-Helme Vigor und Smartride sind sowohl NTA- als auch nach der Motorradhelmnorm ECE-R 22.05 geprüft. Der Vigor wiegt mit 800 Gramm nur die Hälfte eines Motorrad-Jet-Helms, aber immerhin doppelt so viel wie andere Pedelec-Helme.
Auch andere Hersteller und Anbieter von Radhelmen haben sich auf die erhöhten Anforderungen eingestellt. So bieten zum Beispiel Uvex, KED und Prophete Modelle an, die maßgeblich auf die Ansprüche von Pedelec-Nutzern zugeschnitten sind.
Trend geht zu Radhelmen mit Visier
Absehbar ist, dass sich Aufbau und Design von Radhelmen in Zukunft weiter wandeln werden: So geht man bei Uvex davon aus, dass Helme künftig für höhere Impactgeschwindigkeiten ausgelegt werden, im Bereich von Schläfen und Ohren wird es zu einer größeren Abdeckung kommen.
Bei Alpina sieht man einen klaren Trend zu Helmen, die mit Visieren, integrierten LED-Sicherheitstechnologien oder elektronischer Unterstützung wie Smartphone-Konnektivität oder Aufprallsensoren und Notruffunktion ausgestattet sind. Produkte, die mit integrierten Lösungen einen Rundum-Schutz des Kopfes bieten, werden in den Vordergrund rücken.
Ein Radhelm darf weder verrutschen noch drücken
Vor einer Entscheidung steht jedoch die Anprobe, am besten verbunden mit einer Probefahrt. Ein Helm muss gut auf den Kopf passen und darf weder verrutschen noch drücken. Von der individuellen Nutzung hängt ab, wie großzügig die Luftschlitze ausfallen. Besonderes Augenmerk sollte auch auf den Verschluss gelegt werden – als Alternative zu den teilweise fummeligen Steckverbindungen gibt es vermehrt Magnetverschlüsse zur einfachen Bedienung.
Außer Frage steht, dass auch der einfachste Fahrradhelm besser ist, als oben ohne unterwegs zu sein. Bei einer Neuanschaffung aber sollte tatsächlich überlegt werden, für die eigene Sicherheit zu einem guten Helm zu greifen. Dabei muss ein Plus an Sicherheit den Geldbeutel nicht übermäßig belasten.
Sicher, für das Top-Modell Vigor verlangt Cratoni etwa 250 Euro, der Lazer Anverz steht für knapp 160 Euro in der Preisliste. Der ABUS Pedelec Plus wird derzeit für etwa 120 Euro offeriert. Lohnenswert ist ein Blick auf Sonderangebote. Im Vergleich zum Neupreis eines Pedelecs nicht zu viel, wenn es um die eigene Sicherheit geht.
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