Neues Leihradsystem die "Gobikes" wird in Dänemark gerade getestet und in Betrieb genommen.
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In Kürze soll der Umstieg auf ein neues Leihradsystem in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen starten. Dänemark ist ja wie die Niederlande ein Fahrradland und gilt dabei als Vorreiter für neue Entwicklungen.

Das alte System war einfach. Sehr einfach. Ähnlich einen Einkaufswagen beim Supermarkt auszuleihen, reichte ein Kronenstück und man konnte sich ein Fahrrad borgen, womit man leicht von A nach B fahren konnte.

Das neue Verleihsystem bringt mehr moderne Technik ins Spiel. Die neuen Leihräder sind mit einem in der heutigen Zeit allgegenwärtigen Tablet ausgerüstet und zudem auch mit einem E-Bike-Antrieb versehen.

Die sogenannten Gobikes sind moderne und praktische Cityräder und werden von der dänischen Firma Cykel Dk vertrieben. Entwickelt wurden sie in Zusammenarbeit von drei Firmen aus Dänemark, Spanien und den Niederlanden, die Fahrräder, Ständer und die Technik zur Marktreife brachten.

Gobike Leihradsystem startet im Herbst

Mit 250 Gobikes startet man in der Gemeinde Frederiksberg, welche direkt neben Kopenhagen liegt und auch im Zentrum der dänischen Hauptstadt. Bis zum Frühjahr erhöht man die verfügbaren Gobikes im Leihradsystem dann sukzessive bis auf über 1.200 Stück.

Ende des Jahres 2014 sollen dann bestenfalls bis zu 3.000 Räder in Großraum Kopenhagen zur Verfügung stehen. Man ist sich dabei sicher, viele Pendler zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad bewegen zu können. Denn Kopenhagen geht es so wie nahezu jeder Metropole: sie versinkt im Stau.

Das dänische Gobike

Beim verwendeten Rad handelt es sich um ein modern und einfach gestaltetes Unisex-Cityrad aus Aluminium, welches per Kardanantrieb bewegt wird. Dieser bietet den Vorteil der Wartungsarmut und Funktionssicherheit. Kabel, Züge oder Lichter sind fest im Rahmen verbaut, um die Komponenten vor Vandalismus zu schützen.

Der Sattel kann auf einfache Weise, ähnlich einem Bürostuhl-Lift an die eigene Körpergröße angepasst werden, der Lenkerwinkel passt sich dann automatisch an, um die optimale ergonomische Sitzposition zu gewährleisten.

Mit den “unplattbaren” Reifen kommt das Bike garantiert 15.000 Kilometer weit, während es an den Dockingstationen sowohl mit dem Vorder- als auch mit dem Hinterrad geparkt und wieder gleichzeitig wieder aufgeladen werden kann.

E-Bike Funktion soll mit den Ausschlag geben

Die E-Bike-Funktion kann mittels des Tablets einfach freigeschalten werden und birgt dabei auch keine Mehrkosten. So lässt sich die Zielgruppe einfach erweitern und auch mehr Leute ansprechen, die vielleicht nicht genügend trainiert sind um größere Strecken mit dem Rad zu fahren.

Die Gobikes werden dabei von einem Motor in der Vorderradnabe angetrieben, während die Steuerung wie üblich am Lenker platziert ist. Aufgeladen wird das Gobike dann in der besagten Dockingstation, in die es einfach mit dem Vorderrad (oder Hinterrad) hineingeschoben wird.

Mehrwert mit den Tabletfunktionen des Gobike

Das eingebaute und besonders robuste Tablet dient zuallererst für den Zugang zum Bike. Schon vom heimischen PC oder unterwegs mit dem Smartphone kann der Nutzer auf das Gobike Leihradsystem zugreifen und sich ein Rad am gewünschten Standort reservieren. Auch der Bezahlvorgang ist über diverse Endgeräte leicht abzuwickeln.

Weiter bietet der Tablet-Computer umfassende Funktionen. So können aktuelle Fahrpläne bereitgestellt und Verspätungen dargestellt werden. Auch Angebote kultureller Art etc. können mit dem fest installierten Gerät gefunden und angezeigt werden. So dient es auch als Sightseeing-Bike für Touristen und kann diese mit der Navigationsfunktion zu den imposantesten Orten der Stadt lotsen.

Das Gobike-Leihradsystem im Video

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Kritik und Chancen

Wo etwas Neues etabliert wird, bleiben natürlich auch Kritiker nicht aus. So sind die hohen Kosten über die veranschlagte Laufzeit von zunächst acht Jahren, die mit die Stadt mit insgesamt 13,4 Millionen Euro belasten könnten nicht gerade ein Schnäppchen. Allerdings soll ein guter Teil der Kosten über Werbung etc. refinanziert werden.

Auch gegen die E-Bike-Funktion wehren sich etablierte Radfahrer Kopenhagens und finden hier die fahrbare Höchstgeschwindigkeit mit 25 Stundenkilometern viel zu hoch für Fahrten in der Stadt, die 16 km/h, welche per Muskelkraft erreicht werden, reichten vollkommen aus.

Des Weiteren gibt das Tablet Anlass zur Kritik, schließlich biete es zuviel Ablenkung auf den viel befahrenen Wegen, so dass zu deutlich mehr Unfälle kommen könnte. Allerdings vergisst man hierbei, dass ohnehin die meisten mit Smartphones am Lenker unterwegs sind, so dass dieser Kritikpunkt eigentlich haltlos ist.

Kopenhagen war 1995 die erste Stadt die ein Fahrrad-Verleihsystem etablierte. Es bestach durch seine Einfachheit und war zudem kostenlos. Dieses durch ein neueres, modernes und eben nicht mehr kostenfreies Leihradsystem zu ersetzen, erfordert Einiges an Fingerspitzengefühl und auch Durchhaltevermögen. Vorausgehen ist nicht das Einfachste.

Doch Kopenhagen kann es auch dieses Mal wieder schaffen.

Bilder & Video: gobike